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003 - Der Totentanz

003 - Der Totentanz

Titel: 003 - Der Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alphonse Brutsche
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der grauenhaften Umarmung zu befreien, doch vergebens. Seine Hände bekamen schließlich zwei halbzerfließende Arme zu fassen, in denen seine Finger tief einsanken. Dabei hatte er das Gefühl, Sandkörner in eine Masse zu drücken, die mehr flüssig als fest war.
    Grauenvolle Entsetzensschreie erfüllten den Raum, und er wurde sich erst ein paar Sekunden später darüber klar, dass sie aus seiner eigenen Kehle stammten.
    Er fuhr im Bett auf, die Finger noch um die Arme des Schattenwesens gekrampft. Das verweste Fleisch hatte sich unter seinem Griff völlig aufgelöst, und er hielt nur noch die nackten Knochen in der Hand. Der Geruch hatte sich verändert. Der Erdgeruch war einem reinen Verwesungsgeruch gewichen.
    Das Ding neben ihm hatte den Kampf noch nicht aufgegeben.
    »Nein! Nein! Lass mich!« schrie Pierre Merlin.
    Aus dem Mund mit den halbzerfallenen Lippen, deren Überreste er noch an dem seinen spürte, ertönte jetzt eine schwache Stimme: »Du … willst … mich … nicht … mehr … Pierre?«
    Mit weit aufgerissenen Augen wehrte sich Pierre gegen das halbzerfallene Fleisch, das sich unter seiner Berührung auflöste, als schleimige Masse an seinen Händen klebte, und dessen widerlicher Geruch ihm den Magen umdrehte. Bei diesem hektischen Kampf berührte Pierre versehentlich den Knipser der Nachttischlampe.
    Es wurde hell im Zimmer. Das, was bisher nur ein grausiger Schatten gewesen war, wurde jetzt entsetzliche Wirklichkeit. Der Körper war von seinem langen Aufenthalt unter der Erde aufgedunsen und verfärbt. Stellenweise war das Fleisch schon von den Knochen gefallen.
    Das Schlimmste war das Gesicht. Hier war das Fleisch schon völlig verschwunden, so dass nur der Totenkopf übrig geblieben war, an dem Christines schwarzes Haar noch klebte. In den leeren Augenhöhlen lag noch ein Leuchten, und der lippenlose Mund mit den langen gelben Zähnen grinste ihn mit einem einladenden Lächeln an.
    Dieser Anblick war zuviel für Pierre. Er warf sich mit dem Oberkörper aus dem Bett und hing mit dem Kopf nach unten, halb betäubt von dem übermenschlichen Entsetzen, das ihn gepackt hatte. Er spürte, wie der lebende Leichnam sich jetzt mit seinem ganzen Gewicht auf ihn legte. Auf Leib und Beinen spürte er die halbverwesten Organe der Toten, in denen Würmer herumkrochen, während die Knochen des Skeletts wie nackte Zweige über seine Haut fuhren.
    Das Furchtbarste war, dass der Leichnam die Wärme eines lebenden Körpers hatte.
    Und dann endete der Alptraum ganz plötzlich.
    In Schweiß gebadet fuhr Pierre in die Höhe. Die Übelkeit saß ihm noch in der Kehle.

Als Pierre Merlin um zehn vor acht das Haus verließ – um diese Zeit brach er immer auf, um pünktlich im Büro zu sein stand er noch völlig unter dem Eindruck des schrecklichen Alptraums. Normalerweise träumte er so gut wie nie. Wenn es doch geschah, dann erlebte er das Alltagsleben von einst wieder, wie er es an Christines Seite gekannt hatte. Manchmal kam auch Antoine in seinen Träumen vor. Aber so etwas wie in der vergangenen Nacht hatte er noch nie geträumt. Vor allem hatte er nie zuvor so stark den Eindruck gehabt, dass er das Geträumte wirklich erlebte.
    Die Beschaffenheit des halbverwesten Fleisches, die Anspannung seiner Muskeln, als er sich gegen den Angriff der Erscheinung wehrte, und vor allem der Grabesgeruch, den er noch in der Nase hatte, das alles war unglaublich echt gewesen.
    Während er mit langen, wiegenden Schritten durch die kalten, grauen Straßen ging, hielt er sich die Hand an die Nase. Nein, es war alles nur Einbildung. Der Geruch haftete nicht an ihm. Außerdem hatte er sich am Morgen mehrmals hintereinander gewaschen, wie unter einem Zwang.
    Er hatte nicht frühstücken können. Es ekelte ihn alles zu sehr. Er glaubte immer noch, zwischen seinen Zähnen die Sandkörner, das verwesende Fleisch und die sich windenden Würmer zu spüren.
    Es war wirklich ein grauenvolles Erlebnis gewesen. Die Ursache dafür lag natürlich in der Begegnung mit dem alten Mann, dessen Worte bei ihm Gedanken ausgelöst hatten, die schließlich zu diesem schrecklichen Traum geführt hatten.
    »Christine, liebe Christine«, sagte Pierre leise. »Wenn du noch bei mir wärst, hätte ich nicht so etwas Schreckliches geträumt. Und wenn ich nachts erwachen würde, dann hätte ich nicht ein halbverfaulten Leichnam neben mir, sondern deinen warmen, schönen Körper, und deine Gegenwart würde mir Sicherheit und Ruhe schenken.«
    Als er im Büro

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