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003 - Der Totentanz

003 - Der Totentanz

Titel: 003 - Der Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alphonse Brutsche
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wurde, je näher der Hexenmeister den Käfigen kam. Auf einem davon saß regungslos ein eulenähnlicher Vogel. Plötzlich öffnete er seine großen gelben Augen und schlug mit den Flügeln.
    »Mazda, die Göttin … oder ihre Reinkarnation«, sagte der Alte.
    Ein spitzer Schrei ertönte, der sich aus dem Chor der anderen Stimmen heraushob. Die Katze, die ihrem Meister lautlos gefolgt war, schnurrte leise. Die Eule stieß einen kurzen Schrei aus. In dem seltsamen orangefarbenen Licht, das in dem Raum herrschte, waren diese einfachen Vorgänge verwirrend und unheimlich. Pierre schauderte. Wütend über sich selbst ballte er die Fäuste in den Taschen.
    Bornimus hatte einen der Käfige geöffnet und ihn gleich darauf wieder geschlossen. Sofort hörten die Schreie auf. Pierre sah den Alten zurückkommen. Er wagte nicht, sich zu rühren. Bornimus blieb vor ihm stehen und hob die linke Hand. Zwischen seinen dicken Fingern zappelte eine große Maus.
    Wieder lachte der Alte.
    »Wenn Sie mir schon kein Blut geben wollen, dann müssen wir uns eben mit diesem Tierchen begnügen«, sagte er.
    Pierre presste die Lippen zusammen. Ihm wurde übel. Er wollte etwas sagen, aber es war schon zu spät. Mit einer raschen Bewegung hatte Bornimus der Maus die Kehle durchschnitten. Pulsierend floss das Blut zwischen den Fingern des Alten hindurch und tropfte auf die Erde im Trog. Als der kleine Kadaver ausgeblutet war, warf ihn Bornimus mit einer gleichgültigen Bewegung auf den Boden. Die Katze beschnüffelte ihn gelangweilt und wandte sich von ihm ab.
    »So, das wäre erledigt«, sagte der Alte und wischte sich flüchtig die Hände an einem Lappen ab. »Jetzt müssen wir ein paar Minuten warten, bis die Soma-Körner das Blut dieses unschuldigen kleinen Tieres aufgesaugt haben. Und dann ist alles bereit.«
    Er beugte sich über die dunkle Erde. Pierre konnte den Blick nicht von der linken Hand des Alten wenden. Sie ruhte auf dem Rand des steinernen Trogs und wies noch Blutspuren auf.
    Nachdem einige Minuten verstrichen waren, die Pierre wie Stunden vorkamen, durchwühlte Bornimus vorsichtig die Erde mit seinen dicken Fingern. Fasziniert beobachtete Pierre ihn dabei. Die Kette, an der das geheimnisvolle Bild des Männerkopfes hing, baumelte über dem Trog hin und her. Der Vogel hinter ihnen stieß einen schrillen Schrei aus. Bornimus entnahm der Erde jetzt eine Art feuchten Kieselstein, den er auf den Rand des Beckens legte. Sein Gesicht strahlte vor Zufriedenheit. Er wiederholte diesen Vorgang zweimal, dann wischte er mit demselben schmutzigen Lappen, den er zuvor benutzt hatte, die drei Gegenstände ab. Er nahm sie in die Hand und zeigte sie Pierre.
    »Da, sehen Sie, lieber Merlin: Das ist das Soma Quelle und Ursprung allen Lebens. Das Geheimnis der alten weisen Perser ist auf uns übergegangen.« Pierre war wider Willen fasziniert und beugte sich über die mysteriösen Körner, die jedoch nichts Bemerkenswertes auswiesen. Sie hatten etwa die Größe und Form von Rosinen. Als er sie genauer ansah, hatte er den Eindruck, dass sich auf ihrer Oberfläche kleine Adern entlang zogen, und fast schien es ihm, als seien diese mit pulsierendem Leben erfüllt. Er konnte es jedoch in dem schlechten Licht nicht genau erkennen und bildete es sich möglicherweise auch nur ein.
    Jetzt schloss Bornimus seine dicken Finger über den Körnern. Dann ließ er sie auf den schmutzigen Lappen gleiten, an dem Blut und Erde klebten, rollte ihn zusammen und steckte das Ganze in die Tasche seiner Kordhose. Die Verbindung von urzeitlichem Hokuspokus und nüchternen Handlungen erfüllte Pierre mit Staunen.
    »Jetzt müssen wir die Soma-Körner in die Erde legen, in der Ihre liebe Frau ruht«, sagte Bornimus. »Sie werden sie zu neuem Leben erwecken.«
    »Also schön, beeilen wir uns«, erwiderte Pierre hastig, der die ganze Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte.
    »Vorher ist allerdings noch eine kleine Formalität zu erledigen«, sagte der Magier ernst. »Ich muss Sie leider darauf hinweisen, dass meine Dienste nicht umsonst zu haben sind.«
    »Ja, natürlich.«
    Merlin zog aus der Innentasche seiner Jacke einen Briefumschlag und reichte ihn dem Alten. Dieser entnahm ihm mehrere neue Geldscheine, die Pierre am selben Nachmittag von der Bank geholt hatte, nachdem er vergeblich versucht hatte, Flandrin zu finden.
    »Aber Sie haben sich geirrt«, bemerkte Bornimus. »Ich habe gesagt, jetzt zweitausend und ebensoviel hinterher.«
    »Nehmen Sie

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