003 - Die schwarze Rose
schönste Pferd, das sie je gesehen hatten, ein exquisit gebauter Rappe.
„Was für ein prächtiger Hengst!" bemerkte John. Als hätte das Tier ihn verstanden, neigte es den Kopf vor, und das Maul berührte den Arm des Viscount. „Hallo, mein Junge!" Belustigt streichelte er das seidige Fell über den Nüstern.
„Leider ist er sehr eitel", erklärte sein Besitzer liebevoll.
„Aber er läuft so schnell wie der Wind."
„Welcher Rasse gehört er an?" Auch Chloe strich über das glatte Fell. Ein solches Pferd hatte sie nie zuvor gesehen.
Na türlich ist er ein Araber."
Darüber musste John lachen. „Einen schwarzen Araber habe ich bisher noch nicht kennen gelernt."
„Es gibt nur wenige."
„Warum?" fragte Chloe und schob das Maul des Rappen beiseite, der an ihrem Haar knabbern wollte.
„Vermutlich glaubt er, dein Kopf wäre eine Möhre", wurde sie von John geneckt und schnitt eine Grimasse.
„Fast alle schwarzen Pferde wurden ausgerottet", beantwortete der Araber ihre Frage.
„Aber wieso?" rief sie erschrocken. „Diese schönen Tiere ..."
„Im weißen Wüstensand sind sie leicht zu erkennen - und die Reiter geben hervorragende Zielscheiben ab."
„Was für ein lächerlicher Grund, unschuldige Pferde zu töten!" protestierte Chloe empört, in ihrem angeborenen Gerechtigkeitssinn verletzt.
„Das finde ich auch. Deshalb habe ich diesen Hengst gerettet. Ich bin Scheich Ali al Hussan, und das ist Shiraz." Voller Stolz tätschelte er den Rappen. „Heute nimmt er an einem Rennen teil. Madam, Sie werden sehen - ein Pferd, das sich mit Leib und Seele in den Wettkampf stürzt."
„Wirklich, ein prachtvoller Bursche." Bewundernd inspizierte John den edlen Körperbau des Tieres.
„Vorhin sah ich den bildschönen Grauschimmel, auf dem Sie zur Rennbahn geritten sind."
John nickte lächelnd, um sich für das Kompliment zu bedanken.
"Vielleicht beteiligen Sie sich am Rennen?" fragte Ali al Hussan hoffnungsvoll. Als John zögerte, betonte der Scheich: „Die anderen Pferde wären keine Konkurrenz für Shiraz. Nur wir beide würden gegeneinander antreten."
Chloe beobachtete, wie John die Stirn runzelte. Offenbar zog er den Vorschlag in Erwägung. „Ich wette nicht."
In dem gebräunten Gesicht schimmerten weiße Zähne.
„Wer muss denn wetten? Nur der Sieg ist der Preis. Ein echter Wettkampf."
„Also gut." Nun las Chloe erwartungsvolle Freude in den Augen ihres Mannes.
„Wunderbar, dann sehen wir uns am Kurs." Der Scheich verbeugte sich vor Chloe und führte seinen kostbaren Rappen davon.
„Kannst du ihn besiegen?" flüsterte sie. John war ein hervorragender Reiter.
„Dieses Pferd? Niemals."
„Warum nimmst du dann am Rennen teil?" fragte sie überrascht.
„Weil ich's trotzdem versuchen möchte, Chloe. Bis später." Er entschuldigte sich und eilte davon, um seine Vorbereitungen für das Rennen zu treffen.
Verständnislos schaute sie ihm nach. Wie seltsam die Männer waren . . .
In diesem Augenblick schlenderte die Baronesse Dufond an ihr vorbei, und die Segel des Schiffchens, das ihre aufgebauschte Frisur krönte, flatterten im Wind. Chloe lächelte boshaft. Im Gegensatz zu John wettete sie sehr gern. Vor allem in bestimmten Situationen.
Sie stand neben Deiter und Schnapps am Rand der Rennbahn, inmitten der Zuschauer, die gespannt auf das Rennen warteten. Am Start kämpften John und Scheich al Hussan um die beste Position. Nur mühsam konnte sie ihre lebhaften Pferde kontrollieren. Shiraz schnappte nach dem Grauschimmel an seiner Seite, dann schien er über seine eigene ungeheuerliche Frechheit zu grinsen.
Offensichtlich drängte es ihn, endlich loszupreschen.
Belustigt schüttelte Chloe den Kopf. Ein hinreißendes Pferd. Aber es würde nicht gewinnen. Chloe hatte ihr Geld auf John gesetzt.
Nach dem Startschuss galoppierten die Reiter den Kurs entlang- Unter den Pferdehufen flog Erdreich empor. Adrien, Detter und Chloe jubelten John zu und überschrien all die anderen Leute, die ihre Favoriten anfeuerten. Nach drei Meilen, die über hügeliges Gelände führten, würde der Kurs auf der Zielgeraden enden, direkt vor dem Publikum.
Um die Reiter besser zu sehen, stellte sich Chloe auf die Zehenspitzen. Sobald sie aus dem Blickfeld verschwunden waren, würden die Funktionäre berichten, was entlang der Strecke geschah. Darüber wurden sie von strategisch postierten Beobachtern informiert.
Aufgeregt warteten Chloe und ihre Begleiter auf den ersten Bericht, der sie enttäuschte. John und
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