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003 - Die schwarze Rose

003 - Die schwarze Rose

Titel: 003 - Die schwarze Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dara Joy
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war das Einzige, was sie niemals hergab. Auf ihrem Sterbebett klammerte sie sich daran und rief immer wieder den Namen meines Vaters." John runzelte die Stirn. „Trotz allem, was er uns angetan hatte, empfand sie immer noch - verzieh sie ihm. Das konnte ich nie verstehen."
    Zärtlich strich sie über seine Wange. In ihren Augen brannten Tränen. Obwohl er die Emotionen seiner Mutter rätselhaft fand, hatte er das kleine Pferd behalten. Umso besser wusste Chloe, was in der armen Witwe vorgegangen war. „Tut mir Leid, John.
    Hättest du mir's doch früher erzählt . . . Jedenfalls ist es wundervoll, dass du das Rennen gewonnen hast", versuchte sie ihn aufzuheitern.
    „Von diesem Pferdchen hätte ich mich niemals getrennt. Nicht einmal, wenn man mir das Hundertfache seines Werts geboten hätte."
    Nun fühlte sie sich noch elender. „Ich wollte dir doch nur dein Schiffchen zurückbringen."
    Plötzlich bemerkte er die Verzweiflung seiner Frau und küsste ihre Nasenspitze. „Das weiß ich. Beruhige dich. Es war eine nette Geste, und ich danke dir."
    „In Zukunft werde ich gründlich nachdenken, bevor ich mit irgendjemandem eine Wette eingehe."
    „Sehr vernünftig", meinte er, und ihre Lippen fanden sich.
    Erst später erkannte Chloe, dass er das Pferdchen genauso sorgsam verwahrt hatte wie ihre goldene Möhre.
    Im Lauf dieser Woche beschlossen sie, der Schwarzen Rose wieder aufzulauern. Seit der letzten Rettungsaktion war genug Zeit verstrichen. Der Mann musste sich inzwischen ausgeruht und einen weiteren kühnen Plan geschmiedet haben, um ein paar Todeskandidaten der Guillotine zu entreißen.
    An der Seitenmauer des Hauses, in Büschen verborgen, bezogen sie ihren Beobachtungsposten. John merkte, dass Chloe ihren Umhang vergessen hatte. „Hol ihn. Die Nächte sind immer noch kalt."
    „So schlimm ist es gar nicht", entgegnete sie, weil sie keinen einzigen Augenblick des aufregenden Ereignisses versäumen wollte - falls es stattfinden würde.

    „Spürst du nicht, wie feucht die Luft ist? Womöglich müssen wir bis zum Morgengrauen hier sitzen, und du darfst dich nicht erkälten. Also geh hinein und hol deinen Umhang."
    Erbost stemmte sie ihre Hände in die Hüften. „Mach mir keine Vorschriften!"
    Statt zu antworten, hob er nur die Brauen.
    „O Gott, du bist unerträglich!"
    Er lächelte sanft. „Besten Dank."
    „Und wenn ich was verpasse?"
    Ungeduldig seufzte er. „Was solltest du denn in fünf Minuten verpassen? Das flimmernde Mondlicht auf der Zufahrt?"
    „Sehr komisch. Versprichst du, auf mich zu warten, falls was passiert?"
    „Ja, ich warte. Geh endlich!"
    Widerstrebend eilte sie durch eine Seitentür ins Haus. Über die Hintertreppe rannte sie zu ihrem Zimmer hinauf. Sie zerrte das Cape aus dem Schrank und legte es um ihre Schultern. Kurz entschlossen nahm sie den Weg durch den Westflügel. Von dort führte eine Dienstbotentreppe in die Nähe des Beobachtungspostens. Hastig folgte sie einem dunklen Korridor.
    Zu dieser späten Stunde war es glücklicherweise still im Haus. Alle Gäste schliefen. Wenn der Umhang ihre skandalöse Männerkleidung auch verdeckte - sie wollte nicht erklären, was sie mitten in der Nacht in diesem verlassenen Flur zu suchen hatte. Weiß Gott, welche Gerüchte sie heraufbeschwören mochte! Erst würde man sich fragen, warum sie nicht bei ihrem Mann geblieben sei, und dann, wen sie besuchen wollte.
    Um diese Zeit war es unwahrscheinlich, dass sie jemanden treffen würde. Umso mehr staunte sie, als plötzlich eine Tür aufschwang, und ein Mann in den Flur trat.
    Lautlos schloss er die Tür hinter sich. Seine Breeches waren nicht zugeknöpft, das offene weiße Seidenhemd entblößte eine muskulöse gebräunte Brust, pechschwarzes langes Haar fiel wie ein seidener Vorhang auf seine Schultern. Wie attraktiv er aussah . . .
    Wer mochte er sein? Sie müsste sich an einen Hausgast erinnern, der so aussah.
    Offenbar kehrte er gerade von einem Rendezvous zu seinem eigenen Zimmer zurück. Chloe warf einen Blick auf die Tür, durch die er soeben herausgekommen war, und versuchte sich zu entsinnen, wer dieses Zimmer bewohnte. Ach ja, die schöne Witwe - Lady Courtney. Kein Wunder, dass sie einen Verehrer gefunden hatte . . .
    Als Chloe ihn erreichte, straffte er die Schultern, über die unerwartete Begegnung ebenso verblüfft wie sie selbst. Mit strahlend blauen Augen, die einen seltsamen Kontrast zu seinem schwarzem Haar bildeten, schaute er sie an. Vor lauter Verwirrung wäre sie

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