003 - Höllenkommando »Phönix«
Angriffe leicht abwehren können, aber nun war diese Gewissheit nicht mehr gegeben.
So schlugen sie ein provisorisches Lager auf. Bruddock bestimmte ein paar der Männer, die noch nicht allzu erschöpft waren, als Wachen.
Zwei große Feuer wurden entfacht, um die herum die Soldaten sich niederließen. Die meisten schliefen augenblicklich ein.
Ken Randall lag noch einige Zeit wach. Der Marsch hatte auch ihn angestrengt, aber er war es in noch größerem Maße als die Soldaten gewöhnt, Strapazen zu ertragen. Die Ungewissheit über das Schicksal seiner Gefährten quälte ihn. Jetzt, wo er wieder berechtigte Hoffnung schöpfen durfte, vielleicht sogar noch mehr als vorher.
Doch die Rast war notwendig. Auch ihm würden ein paar Stunden der Ruhe gut tun. Kens Gedanken begannen bereits, sich im Kreis zu drehen.
Nach wenigen Minuten war er eingeschlafen.
*
Tanya Genada bemühte sich, sich alles ganz genau einzuprägen. Es mochte noch einmal wichtig sein, dass sie den Weg hier heraus fand.
Fast ununterbrochen kreisten ihre Gedanken um eine Flucht. Sie hatte längst schon erkannt, dass sie und ihre Begleiter vom Regen in die Traufe gekommen waren.
Zwar hatte man nun – zumindest vorläufig – nicht mehr vor, sie zu opfern, aber dafür lag ihr weiteres Schicksal im Dunkeln. Und es würde sicherlich nicht sehr viel angenehmer sein.
Sie stiegen über schmale, feuchte Steintreppen. Muffiger Geruch schlug ihnen aus der Tiefe entgegen.
»Alles wenig vertrauenserweckend«, flüsterte Mario Servantes, der sich an ihre Seite gedrängt hatte. Tanya war froh, dass er es war. Von den Wissenschaftlern war er neben Wassilow noch derjenige, der den gefasstesten Eindruck machte.
»Ich habe mal uralte Abenteuerfilme gesehen, die auf mittelalterlichen Burgen spielten«, fuhr der Spanier fort. »Da sah es genauso aus wie hier. Solche Treppen führten dann immer in gewaltige Kellergewölbe mit finsteren Verliesen und Folterkammern.«
»Ich fürchte, so etwas Ähnliches erwartet uns hier auch«, erwiderte die Survival-Spezialistin. »Die Entwicklungsstufe dieser Eingeborenen lässt sich höchstens mit dem irdischen Mittelalter vergleichen. Ich hoffe nur, dass uns die Folterkammer erspart bleiben wird.«
»Ich werde dich schon beschützen«, scherzte Servantes. Er wusste genau, dass er der hübschen Frau im Kampf weit unterlegen war.
»Pass lieber auf dich selbst auf«, gab Tanya Genada zurück. »Und kümmere dich ein wenig um Maister und de Costa. Die beiden sehen aus, als stünden sie dicht vor einem Nervenzusammenbruch. Wäre ja auch kein Wunder. Ich nehme mir Janni vor.«
»Okay.«
Die Treppe endete in einem langen Gang. Zahlreiche massive, mit Riegeln gesicherte Türen zweigten von hier ab.
»Oh, mein Gott, Kerker«, stöhnte Janni van Velt. »Man wird uns hier einsperren und verhungern lassen!«
Sie drehte sich Hilfe suchend um, dann wollte sie in blinder Panik davon stürmen. Zwei Wachen, die die gleichen Rüstungen trugen wie die Reiter, die sie her gebracht hatten, traten ihr entgegen. Sie packten die Frau und stießen sie in die Reihe zurück.
Die Physikerin strauchelte und stürzte. Bei dem verzweifelten Bemühen, den Sturz abzufangen, schrammte sie sich die Handflächen auf. Schluchzend blieb sie liegen.
Tanya beugte sich über sie und half ihr, wieder auf die Beine zu kommen.
»Ich weiß auch nicht, was mit uns geschehen wird«, sprach sie auf die Wissenschaftlerin ein und legte ihr tröstend einen Arm um die Schultern. »Aber man wird uns bestimmt nicht verhungern lassen, sonst hätte man uns nicht her gebracht. Diese Leute haben etwas mit uns vor. Denk daran, dass Pieto uns als Magier ausgegeben hat. Wahrscheinlich wollen sie unser angebliches Wissen.«
Das Schluchzen der blondhaarigen Holländerin brach ab. Sie beruhigte sich wieder.
Tanya Genada erwähnte wohlweislich nicht, dass sie sehr wohl einen Teil der Worte des Fürsten verstanden hatte. Aber sie hatte gar nicht erst den Versuch unternommen, ein Gespräch in Gang zu bringen. Sie hatte auch verstanden, dass der Monarch befohlen hatte, sie zu töten, den Bluff aber durchschaut und sich beherrscht. Das Wichtigste für sie war es jetzt, Zeit zu gewinnen.
Bis zur Stunde hatte die Survival-Spezialistin die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Ken Randall ihnen Hilfe bringen könnte, obwohl sie natürlich wusste, wie gering die Chance für ihn war, in diese bewachte Festung einzudringen. Sie zu erobern würde es schon einiger hundert irdischer
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