0030 - Der Höllenlord
Gefahren aus einem Bereich der Dämonie, mit dem er bisher noch nicht konfrontiert worden war. Es war die Dämonie, die in jedem Menschen wohnt…
»Was?« fragte Professor Zamorra aufgeschreckt. »Was haben Sie gesagt, Nicole?«
Das Mädchen seufzte gottergeben.
»Ich sehe schon. Sie stecken schon wieder mitten drin in einem neuen Fall. Ich hatte nur gefragt, ob Bill uns wohl erwarten wird.«
»Ich denke schon«, meinte Zamorra. »Er müßte mein Telegramm noch bekommen haben. Wir werden es ja ohnehin gleich erleben.«
Inmitten der übrigen Fluggäste waren sie am Eingang der Ankunftshalle angelangt. Zollformalitäten waren nicht mehr nötig. Die hatten sie schon in London erledigt.
Bill Fleming hatte das Telegramm noch rechtzeitig erhalten. Er stand schon an der Gepäckstraße und winkte wild. Doch die Freude, die sonst in seinen Augen bei einem Wiedersehen glänzte, fehlte diesmal. Die Begrüßung fiel demnach auch nicht herzlich aber auch keineswegs frostig aus. Sie war von Trauer und von Ungewißheit überschattet. Bill, der bei anderen Gelegenheiten Nicole immer mit einem strahlenden Jungenlächeln empfing und sie mit Komplimenten überschüttete, reichte ihr diesmal nur die Hand und drückte die ihre herzlich. Die dunklen Augenränder verrieten, daß er schlecht oder überhaupt nicht geschlafen hatte.
»So schlecht sieht es aus?« fragte Zamorra mitfühlend.
Bill Fleming antwortete eine ganze Weile nicht.
»Nicht gut«, sagte er schließlich. »Ich wurde um vier Uhr geweckt, als dein Telegramm ankam. Ich hatte es kaum gelesen, als das Telefon klingelte. Mariot war am Apparat. Er hatte wieder geträumt. Du weißt, daß ich mir noch nie viel aus so was gemacht habe, aber es entnervt mich einfach, zusehen zu müssen, wie ein Mann, ein Bulle von einem Mann und ein prächtiger Kerl noch dazu, von Tag zu Tag immer mehr ein Schatten seiner selbst wird. Mariot Lughton ist am Ende.«
»Ein neuer Traum?«
»Ich fürchte, es war der letzte«, sagte Bill Fleming tonlos. »Wenn du mit deiner Theorie über telepathische Übermittlung Recht hattest. Aber das wird dir Mariot selbst erzählen. Ich habe ihm gesagt, daß du heute früh ankommst. Er erwartet uns in seinem Haus. Tu mir den Gefallen, bitte. Mache ihm ein wenig Hoffnung, und wenn du das zehnmal nicht verantworten kannst. Aber der Mann geht mir vor die Hunde, wenn er nicht etwas bekommt, woran er sich wieder aufrichten könnte.«
Professor Zamorra nickte nur.
»Gehen wir. Hast du einen Wagen mit?«
»Ich bin mit einer Taxe gekommen. Der Fahrer wartet noch drau- ßen.«
»Wir werden einen Leihwagen brauchen. Ich möchte sobald wie möglich in die Highlands und zur Insel hinüber. Würden Sie das für mich erledigen, Nicole?«
»Wenn es hier im Flughafen Leihwagen gibt, natürlich«, nickte sie.
»Es gibt eine Agentur«, sagte Bill schnell.
»Und wo treffe ich euch wieder?« fragte Nicole Duval.
»Fahre in die Princess Street«, riet Bill. »Das ist die Haupteinkaufsstraße von Edinburgh.«
Nicole winkte ab. Die Einkaufsstraßen der schönsten Städte in der Welt waren ihr ein Begriff, »Und wo?« fragte sie nur.
»Bei Gordon’s. Das ist ein Tagescafe, Ecke Stuart Street.«
»Kenne ich«, sagte Nicole. »Und wann?«
»In etwa zwei Stunden.«
»Bon. Ich bin in zwei Stunden dort.«
Die Französin nickte den beiden Freunden nochmals zu und steuerte dann den Avis-Schalter an.
»Um das Gepäck kümmere ich mich«, sagte sie noch.
»Ein tüchtiges Mädchen«, meinte Bill Fleming, als Zamorras Sekretärin außer Hörweite war. »Und ein verteufelt hübsches dazu.«
Professor Zamorra konnte nicht umhin, leicht zu grinsen.
»Ich sehe, dir geht es schon wieder etwas besser.«
»Das täuscht«, sagte Bill und ging auf den Ausgang zu. Professor Zamorra folgte ihm.
Das Taxi hatte tatsächlich gewartet. Der Fahrer, ein schnauzbärtiger Oldtimer, schlug die druckfrische Morgenzeitung zusammen, mit der er sich die Zeit vertrieben hatte. Das Taxometer tickte.
»Winston Road 11«, sagte Bill und lehnte sich in die Polster im Fond zurück.
Die Fahrt verlief schweigend. Professor Zamorra und Bill Fleming unterhielten sich über Belanglosigkeiten. Dabei erfuhr Zamorra, daß Bill in der Königlichen Bibliothek des Edinburgher Schlosses zu tun gehabt hatte, um dort vielleicht auf Quellenmaterial zu stoßen, das er für sein neues Buch über die Anfänge der Naturwissenschaften in der Zeit vor der englischen Revolution brauchte. In der Königlichen Bibliothek
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