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0030 - Der Höllenlord

0030 - Der Höllenlord

Titel: 0030 - Der Höllenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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möchte ich nach dem jungen Wissenschaftler sehen. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.«
    »Wie meinst du das?«
    »Genau so, wie ich es gesagt habe.«
    Zamorra schaltete seine Lampe aus. Sie mußten auf halbem Weg ins Dorf zurück, wenn sie zu der Abzweigung kommen wollten, die nach Dunvegan Castle führte.
    ***
    Bonzo stapfte durch das gefallene Laub. Er hatte einen Auftrag seines Herrn zu erfüllen, und nichts würde ihn davon abbringen. Sein Auftrag war klar.
    Das Monster sah den Lichtschimmer vor sich. Den Lichtschimmer, den eine Taschenlampe verbreitete. Er hörte auch das Rascheln von Schritten. Zwei Männer mußten es sein.
    Der Lord hatte ihm eingeschärft, vorsichtig zu sein, und sich nicht sehen zu lassen.
    Deshalb schlug er sich nach seiner Wahrnehmung auch sofort ins Unterholz, wo er sich abwartend niederduckte und eins wurde mit der ihn umgebenden Dunkelheit.
    Von seinem Versteck aus sah er trotz seines einen Auges ganz deutlich, wie zwei Männer auf dem Weg nach Dunvegan Castle vorüberhasteten. Sie sprachen nicht miteinander. Sie schienen es sehr eilig zu haben und rannten fast.
    Bonzo wartete, bis ihre Schritte verklungen waren.
    ***
    Nicole Duval drehte sich unruhig von einer Seite zur anderen. Sie schlief und schlief wiederum auch nicht. Sie war in einem ständigen Zustand des Hinüberschwebens vom Wachen zum Traum. Bilder plagten sie. Bilder, wie sie so intensiv ihre Augen nicht wahrnehmen konnten. So voller verwirrender Farbigkeit. Sie hatte einmal einen Experimentalfilm gesehen Irgendwelche junge Künstler aus Paris hatten LSD-Träume auf Zellouloid bannen wollen. Die Farben dessen, was sie sah, stimmten nicht. Sie waren verzerrt wie die Perspektive in den Bildern, die sie schaute.
    Da war eine Burg mit zinnenbewehrten Mauern. Sie erkannte Dunvegan Castle wieder, obwohl die Konturen ständig im Fluß blieben, sich ständig veränderten, ohne ihre Grundcharakteristik zu verlieren.
    Nicole sah in ihrem Wachtraum Dunvegan Castle und sie sah, wie ein riesenhaftes nebulöses Gebilde, wie ein farbiger Rauchpilz über die Mauern stieg, sich verdichtete und schließlich die Konturen eines Kopfes annahm.
    Eines Männerkopfes.
    Die Züge von Lord Cordow zeichneten sich ab. Sein freundliches Lächeln, seine graumelierten Haare. Und die Augen! Diese Augen voller tiefer Melancholie, die immer größer wurden, schließlich das ganze Gesicht beherrschten und noch weiter wuchsen, bis das übrige Gesicht sich auflöste, wie ein Nebel im Wind zerstob.
    Und die Augen blieben, wurden größer und größer, schwebten über den Zinnen von Dunvegan Castle.
    Die Augen konnten sprechen.
    Nicole Duval vernahm jedes Wort, das diese Augen ihr diktierten, und es war selbstverständlich, daß sie ihre Bettdecke zurückschlug, schweißgebadet aufstand und sich wie eine Schlafwandlerin auf das einzige Fenster ihres Zimmers zubewegte.
    Die Augen hatten befohlen.
    Und Nicole Duval gehorchte. Sie konnte nicht anders. Sie mußte gehorchen. Ob sie wollte oder nicht.
    Nicole öffnete das Fenster. Der Nachtwind fuhr in das Zimmer, bauschte die dünnen Vorhänge auf, ließ sie in das Zimmer schweben.
    Zamorras Sekretärin nahm von alldem nichts wahr. Sie sah nur diese zwingenden Augen. Diese lockenden Augen, die über Dunvegan Castle standen wie eine fluoreszierende Wolke.
    Sie mußte hin. Sie mußte hin zu diesen Augen.
    Der kalte Nachtwind trocknete Nicoles schweißgebadeten Körper schnell, doch sie fror nicht dabei.
    Nicole schwang einen Fuß über die Fensterbrüstung. Unter ihrem Zimmer ragte der Dachfirst des gemauerten Schuppens. Sie konnte ihn mit den Zehenspitzen gerade noch erreichen.
    Dann stand sie auf dem First wie eine Seiltänzerin auf dem Hochseil. Nicole verlor das Gleichgewicht nicht. Sie schritt über die Ziegel. Mit traumwandlerischer Sicherheit.
    Der First war nicht lang. Vier Meter vielleicht. Nicole schritt unbeirrt auf das Ende zu.
    Dann setzte sie ihren Fuß ins Leere. Sie stürzte.
    Doch sie schlug nicht auf. Mächtige Arme hatten sich ausgebreitet.
    Bonzos Arme. Sie fingen das Mädchen weich auf.
    Bonzo behielt die süße Last in seinen Armen. So ungesehen, wie er gekommen war, verschwand er wieder. Mit seiner süßen Beute.
    Das Monster hielt sich nicht an den Weg. Die Gefahr, den beiden Männern, vor denen er sich schon einmal verstecken mußte, wiederzubegegnen, erschien ihm zu groß. Seine Instinkte trieben ihn in den unwegsamen Wald. Obwohl das Licht des Mondes nicht durch die vom Herbst gelichteten

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