0030 - Der Höllenlord
sollten Sie tatsächlich nach ihm sehen. Das Moor ist nicht ungefährlich. Wecken Sie mich, wenn Sie zurückkommen? Vielleicht möchte Mister Merreny noch einen kleinen Imbiß, bevor er zu Bett geht.«
»Nein«, wehrte Professor Zamorra ab. »Das wird wohl nicht notwendig sein.« Wieder streifte sein Blick die frischen Blutspritzer.
»Legen Sie sich hin und seien Sie morgen wieder gesund. Sie gefallen mir gar nicht.«
»Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist«, erwiderte Morris Bramberry. »Ich bin fix und fertig. So, als hätte ich den ganzen Tag Holz gehackt. Vielleicht eine kleine Grippe.«
»Dann schonen Sie sich«, riet Professor Zamorra. »Ich denke, daß es Ihre Angestellte auch alleine schafft.«
»Edith…« Ein kurzes Lächeln huschte über die Züge des Wirtes.
»Sie ist ein fleißiges Mädchen. Ein bißchen dumm, aber sehr brauchbar. Aber entschuldigen Sie jetzt, meine Herren. Ich muß mich wieder hinlegen. Sonst kippe ich auf der Stelle um.«
»Tun Sie das. Aber geben Sie uns vorher noch die Schlüssel. Die Hausschlüssel.«
»Natürlich. Kommen Sie bitte mit.«
Die beiden Männer folgten ihm. Morris Brambery holte einen großen Schlüssel von einem Haken hinter dem Tresen.
»Aber vergessen Sie nicht abzusperren, wenn Sie zurückkommen und auch Edith schon schlafen sollte.«
»Sie können ganz beruhigt sein«, meldete sich Bill und steckte den Schlüssel in seine Jackentasche. Auch er hatte sich inzwischen angezogen.
»Dann bis morgen«, sagte der Wirt. »Ich hoffe, ich kann mich dann wieder etwas mehr um sie kümmern.«
Auch Zamorra winkte dem Buckligen nochmal zu, bevor er Bill vor das Haus folgte. Gedämpft klang der Lärm der Zechenden heraus.
»Ist dir etwas aufgefallen?« fragte Zamorra.
»Der Wirt war etwas seltsam, nicht?«
»Nicht nur das. Hast du das Blut an seinen Hosen gesehen?«
»Das war wirklich Blut?«
»Ich müßte mich sehr täuschen.«
»Aber er hat doch gesagt, er hätte Hühner geschlachtet.«
»Das möchte ich eben nachprüfen. Kommst du mit?«
»In den Hof?«
»Wohin sonst?«
Die beiden Männer schlichen sich um das Haus herum. Dahinter dehnte sich ein kleiner, von zwei Schuppen begrenzter Hof aus. Der eine Schuppen war gemauert. Er war an das Haus angebaut. Der First lag im bleichen Mondlicht. Ein helles Rechteck sprang aus der Dunkelheit des Mauerwerks der Herberge. Nicoles Zimmer.
Das Licht verlöschte.
Nicole hatte sich schlafen gelegt.
Ein Gatter führte in den Hof. Zamorra drückte es auf. Die verrosteten Angeln kreischten wie ein hungriger Vogel.
Zamorra hatte sich schon am Tage hier umgesehen und kannte sich jetzt leidlich aus.
Die Hühner waren in dem anderen, dem Bretterschuppen untergebracht.
Der Hof lag ruhig.
Zamorra knipste seine Taschenlampe an. Mit der Hand engte er den Lichtkreis ein, so daß nur ein schmaler Balken in die Dunkelheit schnitt.
»Wenn Bramberry geschlachtet hat, dann hat er das hier im Waschhaus getan«, raunte Zamorra. »Ich habe hier heute nachmittag einen blutigen Holzblock gesehen, auf dem den Tieren vermutlich der Kopf abgehackt wird.«
Die Tür war nicht verschlossen. Sie gab dem Druck Zamorras willig nach.
Es roch wie im Schlachthaus einer Metzgerei. Zamorra glaubte den Geruch von Brühspeck auszumachen.
Als sie beide eingetreten waren, nahm er auch die Hand von der Taschenlampe. Der Raum war in gleißendes Licht getaucht.
Ein Wäschestrick spannte sich von einer Seite zur anderen zwischen zwei in die Mauer eingelassene Haken. Vier geköpfte und gerupfte Hühner hingen daran.
»Er hat also doch geschlachtet«, sagte Bill.
»Aber keinesfalls heute abend«, meinte Zamorra. »Die Tiere hängen mindestens schon… drei oder vier Stunden lang.« Er faßte eines an. »Sie sind schon kalt und ausgeweidet. Bis man vier Hühner tötet, abbrüht, rupft und ausnimmt, vergeht mindestens eine Stunde. Aber die Blutspuren an Bramberrys Hose waren frischer. Keine Stunde alt.«
»Dann sollten wir den alten Knaben schleunigst wieder aufwecken«, schlug Bill vor.
»Ich fürchte, das würde wenig Zweck haben. Ich bin überzeugt, daß Bramberry selbst nicht wußte, woher er das Blut hatte. Das mit dem Schlachten war nur eine Ausrede, um uns zu beruhigen.«
»Was soll das Ganze dann?«
»Ich weiß es auch noch nicht. In dem Mosaik, an dem ich bastle, seit wir hier sind, fehlen noch eine ganze Menge an Steinchen. Die müssen wir noch beschaffen.«
»Und du weißt, wo wir sie finden?«
»So halb und halb. Doch zuerst
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