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0030 - Der Höllenlord

0030 - Der Höllenlord

Titel: 0030 - Der Höllenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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mit der Zunge und ruckte mit den Zügeln klatschend auf den Rücken des Pferdes. Und ab ging die wilde Fahrt.
    Bill Fleming hatte den Freund noch nie so erlebt. Zamorra wirkte wie eine bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit gespannte Bogensehne. Zamorras Energie floß über auf Bill, der sich an der Lehne des Kutschbocks festhielt, um nicht vom Gefährt zu fallen.
    Zamorra hatte ihm die Taschenlampe in die Hände gedrückt, und Bill leuchtete, so gut es ging, den Weg ab. Der Lichtstrahl zuckte durch den Hohlweg, der zum Schloß führte. Schaum flog von den Nüstern des Pferdes in die Dunkelheit davon. Schweiß dampfte. Zamorra schonte das Tier nicht.
    Der Wagen sprang über die Unebenheiten, Laub stob hinter ihnen auf wie eine Staubfahne. Die Räder rutschten, doch Zamorra brachte es immer wieder fertig, Pferd und Wagen in der Spur zu halten.
    Es war eine höllische Jagd durch den Wald, eine Jagd, die allen alles abverlangte.
    Zamorra riß am Zügel, das Pferd stieg auf die Hinterhand, doch Zamorra brachte es auch jetzt noch zuwege, daß der Gaul nicht durchbrach. Nur sein Wiehern drang schrill durch die Nacht.
    »Wir sind noch nicht am Schloß«, meinte Bill.
    »Dort würde man uns auch nicht öffnen«, preßte Zamorra hervor.
    »Und ich kann mich nicht daran erinnern, daß wir Handgranaten dabei hätten. Aber wir sind in der Nähe der Kapelle. Sie muß ein paar Meter weiter im Wald liegen. Mit dem Wagen kommen wir dort nicht hin.«
    Auch Bill sprang Vom Kutschbock.
    Zamorra rannte schon voraus. Bill hörte ihn, wie er wie ein Berserker durch das Unterholz brach. Er konnte ihm kaum mehr folgen.
    Dann standen die beiden Männer wieder vor der Kapelle mit dem Turm, von dem ihnen schon die Totenglocke geläutet hatte.
    Nichts hatte sich verändert.
    Oder doch?
    Warmes Licht drang flackernd durch die vom vielen Staub trüb gewordenen Scheiben der Kapelle. Im Inneren brannten Kerzen. Las ihnen der Teufel schon die Totenmesse?
    Die Tür aus verwittertem grauen Holz schwang knarrend in den Angeln.
    Zamorra hatte seine Schritte automatisch verlangsamt. Bill holte auf. Schließlich standen die beiden Männer nebeneinander vor dem alten Gemäuer. Nur mehr zögernd traten sie näher.
    Denn hinter diesem Portal konnte schon der Tod auf sie lauern.
    Dann waren sie heran.
    Zamorra hielt die Tür fest. Der Kerzenschein flackerte heraus und schien die Gestalt einer Ratte anzunehmen, die in den Fängen eines Fuchses ihr Leben verzappelt.
    Noch zwei ausgetretene Stufen hinauf bis zum Eingang, bis zur Schwelle der Ungewißheit.
    Zamorras Muskulatur verkrampfte sich. Er setzte zum Sprung an, der ihn sicher über diese Schwelle bringen sollte.
    Jetzt sprang er ab, warf sich sofort zur Seite, landete mit allen vieren auf zersprungenen Fliesen, rutschte aus.
    Sonst geschah nichts.
    Den Mann, den Zamorra im Inneren der Kapelle an die Mauer gelehnt erwartet hatte, diesen Mann gab es nicht.
    Es gab einen anderen.
    Er lag mit zerschmettertem Schädel auf den Steinfliesen. Zamorra war in seinem Blut ausgerutscht.
    In Hark Merrenys Blut.
    Und noch etwas sah Zamorra.
    Früher mochte das Gebäude einmal eine Kapelle gewesen sein.
    Doch der Altar war verfallen wie das Gestühl.
    Das einzige, was noch gut erhalten war, war der steinerne Sarg in der Mitte der Kapelle.
    Der Sarkophag zur Hölle.
    Der schwere Deckel war zur Seite gewälzt. Wie Pesthauch drang es aus der schwarz gähnenden Öffnung.
    Dann beugte sich Zamorra über den Zugang zur Gruft der Verlorenen…
    ***
    Cordow bereitete alles für die Operation vor. Nicole Duval lag angeschnallt auf dem Operationstisch, über dem blau strahlende Quarzlampen brannten. Der Chirurg schaute hinauf in die steril weiße Kuppel und sah, daß auch die eingebaute Kamera richtig justiert war. Er pflegte jede seiner Operationen abzufilmen, um sich so jede frühere Operationsphase zu jedem von ihm gewünschten Zeitpunkt vergegenwärtigen zu können.
    Der verbrecherische Lord sah auf die Französin hinab, auf ihr kupferrotes Haar, das jetzt der Rasierklinge zum Opfer fallen mußte.
    Sein Blick fiel auf ein zerfetztes Bündel in einer Ecke. Doch das Mädchen aus Edinburgh regte sich noch. Bonzo hatte den Befehl seines Herrn wörtlich genommen. Er hatte Elenore Lughton einfach »weggeworfen«. Für Bonzo war sie Abfall, den er morgen zusammen mit der Leiche Merrenys durch die Falltür in die Gruft der Verlorenen hinuntersenken würde, wo gierige Kiefer auf ihr Fressen warteten.
    Wörtlich nehmen würde er auch

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