Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0030 - Hexentanz

0030 - Hexentanz

Titel: 0030 - Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
Ich hatte mich sofort auf den Weg gemacht.
    Derek Shapiros nervlicher Zustand hatte sich wieder wesentlich verschlechtert. Er zuckte ständig mit den Wangen und zitterte buchstäblich am ganzen Körper, während er von seinem schrecklichen Erlebnis mit Cora berichtete.
    »Ich war so glücklich, sie wiederzusehen«, sagte Shapiro krächzend. »Aber sie war nicht gekommen, um mir Freude zu machen. Sie wollte mich töten, Sinclair. Sie sagte, sie wolle sich Oxoran gegenüber dankbar erweisen, deshalb würde sie meine Seele dem Teufel opfern. Und dann… Oh, es war grauenvoll… Sie hatte Pranken, Sinclair! Richtige Pranken, verstehen Sie? Damit packte sie das Kissen, riß es mir unter dem Kopf weg und drückte es mir auf das Gesicht…«
    Er schluchzte, brauchte einige Sekunden, um weitersprechen zu können.
    »Ich dachte, meine letzte Stunde hätte geschlagen. Sie können sich meine Angst nicht vorstellen. Ich bekam keine Luft unter dem Kissen. Ich geriet in Panik. Ich schlug um mich, und als ich das Kissen kurz hochdrücken konnte, brüllte ich um Hilfe… Sie müssen mir glauben, was ich Ihnen erzähle, Sinclair.«
    Ich nickte ernst. »Ich glaube Ihnen, Derek.«
    »Wirklich?« Er sah mich ungläubig an.
    »Natürlich.«
    »Die Krankenschwester… sie hat mir das Leben gerettet. Als sie hereinkam, war es mit dem furchtbaren Spuk vorbei.«
    Ich erinnerte mich an eine ähnliche Situation. Sie hatte sich in Murray Rogans Haus zugetragen. Die Gardinen hatten mich zu erwürgen versucht, und als der Hausherr den Salon betreten hatte, war schlagartig alles vorbei gewesen.
    »Ich glaube Ihnen jedes Wort«, sagte ich deshalb noch einmal.
    »Sie sagte, sie wäre jetzt mit ihren Schwestern wiedervereint, Sinclair«, erzählte Shapiro. »In einem einsam gelegenen Haus. Dieser Oxoran hat sie zu sich geholt. Cora hoffte, daß er sie zu seiner Lieblingshexe machen würde, wenn sie meine Seele dem Teufel opferte…«
    Das war bislang die interessanteste Neuigkeit.
    Cora Finley – das brave, liebenswerte, anständige Mädchen – war zur Hexe geworden!
    Crofton Lindsay betrat nun ebenfalls den kleinen Raum. Ich machte Waldo Tarum den Vorschlag, nach draußen zu gehen.
    Der Inspektor nickte.
    Dem Arzt war es recht, daß wir uns verabschiedeten. Shapiro hatte sich während des Gesprächs zu sehr aufgeregt. Es würde Dr. Lindsay einige Mühe abverlangen, den Patienten wieder zu beruhigen.
    Ich drückte Shapiro die Hand und sagte besänftigend: »Machen Sie sich keine Sorgen, Derek. Haben Sie Vertrauen zu uns. Wir werden alles wieder ins rechte Lot bringen. Ein Vorfall wie dieser wird sich nicht wiederholen.«
    Draußen auf dem Korridor machte ich an den Querbalken der Tür einige weißmagische Zeichen mit der Kreide.
    Dann sagte ich zu Waldo: »Es wäre gut, wenn du Shapiro rund um die Uhr bewachen ließest.«
    Der Inspektor nickte. »Das veranlasse ich. Du kannst dich darauf verlassen, John.«
    »Gut«, sagte ich.
    Waldo telefonierte von der Aufnahme aus und meinte hinterher zu mir: »Bei meinen Leuten ist er sehr gut aufgehoben.«
    »Das schafft mir Erleichterung«, sagte ich und begab mich mit Waldo in die Kantine. Wir tranken dort Tee. An den Tischen neben uns saßen Krankenhauspatienten.
    Die einen warteten noch auf ihre Operation. Die anderen hatten sie bereits hinter sich. Ihre Gesichter hatten irgendwie alle den gleichen Ausdruck: leidend.
    Hexen!
    Mir ging das nicht mehr aus dem Kopf. Cora war von Oxoran zur Hexe gemacht worden. Oder war sie früher schon mal eine Hexe gewesen?
    Dazu hatte mir Waldo Tarum etwas Interessantes zu berichten. »Wie du weißt«, sagte mein kanadischer Freund, während er den Süßstoff im Tee verrührte, »jage ich meine Leute kreuz und quer durch die Stadt, damit sie mehr über Oxoran in Erfahrung bringen.«
    Ich nickte stumm.
    »Vor einer Stunde erfuhr ich, daß Oxoran damals, vor zwanzig Jahren, sein Unwesen nicht allein hier in Montreal getrieben hat. Er war zwar der Initiator all der schrecklichen Dinge, die geschahen, aber er führte sie nicht immer selbst aus. Er hatte ekelhafte Gesellschaft: drei Hexen! Angeblich hat er mit ihnen zusammengelebt. Sie waren eine eingeschworene Gemeinschaft…«
    Worte wie ‘Rückkehr’ und ‘Wiedersehen’ stiegen wieder in mein Bewusstsein hoch. Sie waren gefallen, als sich die drei Mädchen voller Freude das Leben genommen hatten.
    Cora Finley, Gwendy Pengger und Ann Rogan waren zu Oxoran ‘zurückgekehrt’!
    Ich hatte dafür nur eine einzige plausible

Weitere Kostenlose Bücher