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0030 - Hexentanz

0030 - Hexentanz

Titel: 0030 - Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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und trug seiner Sekretärin auf, zwei Kognaks zu bringen.
    Sie trug sie eine Minute später zur Tür herein und stellte sie auf Fallotas Schreibtisch. Danach stöckelte sie aus dem Raum. Der Blick, mit dem sie Jerry Morell streifte, sagte ihm, daß sie ihn bereits abgeschrieben hatte.
    Fallota griff nach seinem Schwenker. Er wies mit den Augen auf das andere Glas. Jerry Morell griff mechanisch danach.
    »Ich will Ihnen beweisen, daß ich ein Herz im Leibe habe, Morell«, sagte der Alte nun sanft. »Ich betone es bei unseren Weihnachtsfeiern und zu verschiedenen anderen Anlässen immer wieder, daß ich meinen Betrieb als eine große Familie betrachte. Jeder meiner Mitarbeiter kann mit seinen Sorgen und Schwierigkeiten zu mir kommen. Ich bin jederzeit bereit, mit ihm über seine Probleme zu reden. Oft läßt sich so ein Weg finden, der aus der Sackgasse herausführt… Ich hörte, daß Sie die Scheidung ziemlich mitgenommen hat.«
    Jerry Morell schwieg.
    Rob Fallota ließ den Kognak in seinem Glas kreisen.
    »Ich hörte, Sie gehen häufig zum Arzt. Ein Mann in Ihrem Alter, Morell…«
    Jerry Morell preßte die Lippen fest aufeinander.
    Still! Sei um Himmels willen still! sagte er sich.
    »Ich bin kein Unmensch, Morell«, sagte Fallota gönnerhaft.
    Er kotzt mich an! schrie es in Morell. Wie er mich ankotzt!
    »Deshalb bin ich bereit, Ihnen noch eine Chance zu geben.«
    Wie großzügig von ihm!
    »Setzen Sie sich in aller Ruhe noch einmal mit Ihrer Arbeit auseinander. Ich bin sicher, Ihnen wird etwas Besseres einfallen als das da.« Fallota wies verächtlich auf die Vorschläge und Skizzen. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Nehmen Sie einen Schluck von diesem vorzüglichen Kognak, und dann sagen Sie mir, was Ihr Problem ist, Morell.«
    Jetzt platzte es aus ihm heraus.
    Er konnte sich nicht mehr länger zurückhalten. Mit zornfunkelnden Augen sprang er auf.
    »Mein Problem sind Sie, Fallota!« brüllte Jerry Morell. Die Adern traten ihm dabei weit aus dem Hals. »Ich besitze genügend Urteilsvermögen, um meine Arbeit objektiv einschätzen zu können. Die Vorschläge, die ich Ihnen unterbreitet habe, sind gut. Wenn Webster oder Moreno sie Ihnen vorgelegt hätten, wären Sie hellauf begeistert gewesen. Sie bezeichnen sie bloß als Dreck, weil sie von mir kommen.«
    »Morell!« schrie Fallota zornig. Er haßte jede Art von Widerspruch.
    »Ich bin noch nicht fertig, Sir!«
    »Was erlauben Sie sich?«
    »Halten Sie die Luft an, Mann. Ich habe mich von Ihnen lange genug treten lassen, aber damit ist es jetzt vorbei. Sie widern mich mit Ihrer selbstherrlichen Art an. Ihr joviales Getue löst bei mir Schreikrämpfe aus. Sie sind ein blöder, eingebildeter Fettsack, der ohne unsere Ideen überhaupt nicht existieren könnte…«
    »Morell!« schrie Rob Fallota und sprang mit grauen Flecken an den Wangen auf. Er jappte nach Luft. »Morell! Sie sind entlassen!«
    »Darum wollte ich Sie gerade bitten«, sagte Jerry Morell mit fester Stimme. »Hier haben Sie Ihren Kognak zurück, damit es nicht heißt, Sie hätten mir etwas geschenkt.«
    Jerry holte aus. Es war ihm eine Wonne. Er schüttete dem Dicken den Kognak mitten ins Gesicht, drehte sich um und stolzierte wie ein großer Sieger aus dem Zimmer.
    Zur Rothaarigen sagte er: »Bringen Sie ihm ein Handtuch. Er hat gerade ein Vollbad in meinem Kognak genommen.«
    Er wußte, daß er seinen Job nun los war, aber es machte ihm nichts aus. Er fühlte sich großartig, befreit und erleichtert, und er sagte sich, daß er das schon viel früher hätte tun sollen.
    Als er in den Fahrstuhl stieg, dachte er, ein neuer Lebensabschnitt würde nun vor ihm liegen. Doch Jerry stand bereits mit dem Tod auf du und du. Der Aufzug entführte ihn in eine Welt des Grauens.
    Jerry Morell merkte nicht sofort, daß mit dem Aufzug etwas nicht stimmte. Noch war er zu sehr mit den Nachwirkungen der Auseinandersetzung beschäftigt.
    Ihm fielen viele Dinge ein, die er Fallota noch gern gesagt hätte. Aber so geht es den meisten Leuten. Während sie streiten, bringen sie nur einen Bruchteil von dem heraus, was sie auf dem Herzen haben.
    Jerry grinste. Er hatte noch einmal Rob Fallotas verstörtes Gesicht vor sich. Er sah, wie dem Dicken der Kognak über die Wangen rann, und er mußte lauthals lachen.
    Das hatte noch keiner mit dem Alten gemacht.
    Vielleicht würde Fallota deswegen der Schlag treffen. Jerry Morells Züge wurden hart. Eines war gewiss, er würde diesem Blutsauger keine einzige Träne nachweinen. Ihm

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