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0031 - Der Kaiser von New York

0031 - Der Kaiser von New York

Titel: 0031 - Der Kaiser von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. W. Shols
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Gefährlichkeit der neuen Lage. Zunächst zeichnete sich der Plan der Robots nur vage ab. Aber durch Tanaka Seiko wußte jeder im Raum, wohin die Bewegungen der Kriegsmaschinen zielten. Fast ein Viertel ihrer Streitmacht hatten sie plötzlich nach Osten konzentriert.
    Erkannten sie bereits die augenblickliche Schwäche der menschlichen Verteidigung? Ohne Gegenwehr aus der Luft fanden sie kaum nennenswerten Widerstand. Sie zertrümmerten ganze Häuserfronten, wenn sie in einer Straße auch nur geringes Störfeuer erhielten. Drei Querstraßen vor Captain Kleins Hauptquartier stießen sie auf die erste größere Verteidigungsstellung. Drei nebeneinanderstehende Panzer bildeten einen geschlossenen Energieschirm über die ganze Fahrbahnbreite. Ihr konzentriertes Impulsfeuer brachte bei sieben Angreifern die Verteidigungsenergie zum Erliegen, und sieben Roboter verglühten unter dem Beschuß.
    Doch Roboter kennen keine Angst. In blindem Fanatismus rollte ihre Front weiter auf die Panzer zu. In diesem Augenblick wurde von einer anderen Straße aus der Hubschrauber abgeschossen, der für die drahtlose Bildübertragung innerhalb des Visiphonsystems gesorgt hatte. Im Hauptquartier verlor man jeden optischen Kontakt zu den Geschehnissen, und Reginald Bull stieß einen derben Fluch aus.
     
    *
     
    Iwan Goratschin war nicht nur häßlich, weil er zwei Köpfe besaß. In seiner ganzen Erscheinung wirkte er auch monströs. Er war einer der vielen Mutanten, die nach den ersten russischen Atombombenversuchen in Sibirien geboren wurden. Das wirkte sich in mehrerer Hinsicht aus.
    Seine Körpergröße von 2,50 Meter, seine formlosen Säulenbeine, seine grünlich schimmernde schuppenhafte Haut und sein kantiger klotziger Körper sorgten dafür, daß er den Eindruck eines Ungeheuers machte. Vom Charakter und der biologischen Kapazität her war er eine fast paradoxe Mischung von Gut und Böse. Wäre seine Mutation zum „Zünder" nicht gewesen, hätte man ihn als harmlos ansehen können.
    Beide Köpfe diktierten dem Doppelwesen ein geduldiges, naives und unterwürfiges Gemüt. Seit seiner Kindheit nannten ihn seine Mitmenschen eine „Mißgeburt". Das hatte in ihm einen ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex erzeugt. Er hatte es bisher kaum zu einer Initiative gebracht. Seine beiden Gehirne hatten sich eine Generation lang an eine Art gegenseitiger Konkurrenz gewöhnt. Damit hatte er seine geistige Kapazität verzehrt. Dritten gegenüber hielten beide Köpfe freilich zusammen wie einer.
    Doch das war kein Ersatz für den Mangel an Durchsetzungswillen. Iwan Goratschin war zum Typus der Unterwürfigkeit herangewachsen. Er wollte dienen und dafür mit Nächstenliebe belohnt werden.
    Der sagenhafte Overhead, der im Jahre 1981 die Erde und die Dritte Macht mit einem bedrohlichen Bandenkrieg überzogen hatte, war Iwans Entdecker gewesen. Er hatte ihn aus der sibirischen Taiga geholt und für jeden bösen Zweck ausgenutzt. Und Iwan ließ sich gut ausnutzen. Er war eben naiv und - ein „Zünder".
    Diese Eigenschaft, die ihm später einen besonderen Platz in Rhodans Mutantenkorps einräumte, bestand darin, daß seine Geistesströme auf Kalzium- und Kohlenstoffverbindungen wie der Hitzeimpuls auf Schießpulver wirkten. Sobald Iwan Goratschin sich konzentrierte, entstand unter den Atomen ein Kernbrand. Da aber Kalzium oder Kohlenstoff mehr oder weniger überall zu finden ist, konnte der „Zünder" Goratschin nahezu jedes Lebewesen töten und jeden Gegenstand vernichten, sobald er nur intensiv genug daran dachte. Hier also hörte seine „Harmlosigkeit" auf.
    Die Vernichtung des Kampfroboters hatte es bewiesen. Iwan stand vor einem Trümmerhaufen von Plastik und Metall. Dieser Anblick gab ihm wieder etwas Selbstbewußtsein. Er war nicht wehrlos. Nicht einmal gegen die unbarmherzigen Kriegsmaschinen. Nur vorsichtig mußte er sein. Und dieser Gedanke veranlaßte ihn sofort wieder zum Rückzug hinter die Mauer des Grundstücks, von dem er gekommen war. Die Straße blieb leer. Es fiel kein weiterer Schuß. Doch wenn er jetzt die Deckung der Mauer verließ?
    Hatten ihn nicht schon andere Robotaugen aus einem verborgenen Winkel anvisiert? Auf der anderen Straßenseite gab es Hunderte von Fenstern. Hinter jedem von ihnen konnte das Verderben stecken. Er wartete. Als er endlich an Tako Kakuta dachte, bekam er wieder Angst. Warum war der Teleporter verschwunden?
    Doch nur, weil hier die Luft voll Blei und Energie hing. Es konnte keineswegs gut sein, hier

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