0031 - Die Tiefsee-Monster
erst tauchen, wenn sie angriffen. Dann hatte er die größte Gewähr, einen von ihnen zu erwischen.
In dem Gemetzel, das dann losgehen würde, hätte er die Möglichkeit, sich dann unbemerkt aus dem Staub zu machen.
Haie fraßen in der Not auch ihresgleichen. Zamorra wußte aus Schilderungen und Augenzeugenberichten, daß sich die mordgierigen Bestien dann nicht mehr um ihr eigentliches Opfer kümmerten.
Die Kreise, die die Dreiecksflossen bildeten, wurden immer enger.
Bald konnte der Professor auch die Schatten der Haikörper unter der Wasseroberfläche ausmachen. Langgestreckt und stromlinienförmig schossen sie dahin und lauerten auf ihre Beute.
Zamorra holte wieder seinen Dolch hervor, seine einzige Waffe.
Mit dem alten Schwert würde er sicher kein Glück haben. Da vertraute er schon lieber auf die Waffen, die er kannte und die ihm lagen.
Wachsam verfolgte Zamorra das Spiel der Raubfische. Sie waren sich ihres Opfers wohl sicher und hatten Zeit.
Ein erster Schatten kam heran. Wie eine Rakete schoß er auf den Professor zu und tauchte im letzten Moment weg. Zamorra hatte die ganze Zeit das Messer zum Stoß bereit. Er wollte sich so teuer wie möglich verkaufen.
Unwillkürlich mußte er gequält lachen. Er, der sich mit Dämonen und Monstren herumschlug, mußte durch einen Hai ums Leben kommen. Sicher würde man in ihm, wenn man seine Überreste fand, nur einen Badegast sehen, der sich zu weit hinausgewagt hatte.
Nein, das durfte nicht sein. Er war dazu ausersehen, die Gefahr zu beseitigen, die die Menschen in diesem Landstrich bedrohte.
Nein, er mußte am Leben bleiben, um sein Werk fortzusetzen!
Wieder schoß einer der Schatten heran.
Zamorra holte tief Luft und tauchte hinab zu den beiden Felsen, Dort verankerte er sich und erwartete die Angreifer.
Doch diese zögerten, als wüßten sie, daß sie mit dieser Beute kein leichtes Spiel haben würden. Mißtrauisch beäugten sie den Mann im schwarzen Taucheranzug, der da zwischen den Felsen klebte und sie entschlossen anblickte.
Zamorra hoffte inständig, daß sich bald etwas tat. Denn er konnte sich nicht endlos lange unter Wasser aufhalten. Irgendwann würde er wieder zum Luftholen auftauchen müssen, und dann wäre er den Bestien wehrlos ausgeliefert.
Als hätten seine Gedanken auf telepathischem Wege die Gehirne der Raubtiere erreicht, setzte sich eines von ihnen in Bewegung und jagte auf den Professor zu.
Der packte den Dolch mit beiden Händen und hielt ihn bereit.
Die Klinge war rasiermesserscharf und wies nach oben.
Wegen der Lage des Mauls mußte der Hai dicht über ihn hinweg schwimmen. Zamorra wollte dann versuchen, dem Ungeheuer den Dolch von unten ins Herz zu stoßen.
Der Hai kam immer näher. Ängstlich wichen die anderen Fische, die sich im Wasser tummelten, vor ihm zurück.
Schon konnte Zamorra in eines der winzigen tückischen Augen sehen, die jedem Menschen Schauer über den Rücken jagten. Kalt wie der einer Schlange vor dem Zustoßen war dieser Blick.
Zamorra ließ sich keinen Schrecken einjagen und wartete ungeduldig.
Dicht vor den Felsen drehte der Hai ab und wollte einen knappen halben Meter über den Felsen nach oben ziehen.
Darauf hatte der Professor gehofft und auch gewartet. Blitzschnell stieß die Hand mit dem Dolch nach oben und drang in die überaus rauhe und widerstandsfähige Haut des Haies ein.
Wild zuckte die Schwanzflosse durch das Wasser. Zamorra vermeinte fast, einen Schrei zu hören. Der riesige Körper des Hais wurde vom eigenen Schwung weitergetragen.
Zamorras Dolch war dicht hinter dem bereits aufgerissenen Maul in die Haut des Raubfisches gedrungen und schlitzte ihn jetzt fast bis zum Schwanz auf.
Der Todeskampf der Bestie war kurz.
Ein roter Film legte sich über alles ringsherum.
Blut pulste aus der Wunde und verteilte sich im Wasser. Die Wirkung dieses Köders ließ nicht lange auf sich warten.
Plötzlich war das Wasser von Wildheit erfüllt. Die drei Genossen des getöteten Fisches kamen heran. Ihnen war es gleich, was sie fraßen, Hauptsache, sie konnten ihren Hunger stillen.
Gierig fielen sie über ihren Artgenossen her.
Dabei waren sie in ihr Festmahl so vertieft, daß sie nicht merkten, wie sich aus den Felsen ein Schatten löste und der Wasseroberfläche zustrebte.
Es war Zamorra, der die Gelegenheit genutzt hatte und sich nun bemühte, von diesem Ort des Schreckens wegzukommen.
Er mußte sich beeilen, denn in ihrer Gier würden die Haie nicht allzuviel Zeit brauchen, bis sie nach
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