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0031 - Die Tiefsee-Monster

0031 - Die Tiefsee-Monster

Titel: 0031 - Die Tiefsee-Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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erlebt, doch heute soll endlich wahr werden, was als Sehnsucht so lange in uns geschlummert hat. Darum auf, bereiten wir Poseidon, dem Vater der Meere, ein würdiges Fest, auf daß er unser Opfer gnädig annimmt und uns reichlich dafür belohnt!«
    Dimitri hatte auch diese Worte mitgehört, und so rätselhaft sie auch klangen, so wußte er doch, was sie bedeuteten.
    Das ewige Leben in diesem Tempel war die Rache des Poseidon gewesen, dessen goldenes Zeichen seiner Macht sie aus dem Tempel in Sunion gestohlen hatten. Dimitri empfand fast Mitleid mit den Ungeheuern, doch haderte er auch mit seinem Schicksal, das ihn in die Arme dieser mordgierigen Monster getrieben hatte.
    Die Frau vor den Stufen schlug die Augen auf. Ein Seufzer entrang sich ihren bleichen Lippen. Sie regte sich.
    Ihre Augen nahmen zwar alles in sich auf, jedoch verstand sie nicht, was sie um sich sah. Völlig ratlos war der Ausdruck ihres Gesichts, als sie zu dem Opferstein hochblickte.
    Instinktiv wußte sie, daß der Mann dort oben ein Leidensgenosse sein mußte. Ein Schimmer des Mitleids glitt über ihre Züge und erfüllte den Gefangenen auf der Steinplatte mit Wärme. Wenn er auch sterben sollte, so doch nicht allein. Einmal noch, ein letztes Mal, konnte er noch einen Menschen sehen, vielleicht sogar mit ihm reden.
    Er wollte etwas sagen, wollte ihr Mut zusprechen, doch kein Laut drang über seine Lippen.
    Der Anführer der Schar lachte dröhnend auf.
    »Gib dir keine Mühe, Mensch. Sie wird dir auch nicht helfen können. Sie hat gleich dir ihr Leben verwirkt. Nicht mehr lange, und sie wird neben dir ihre Seele aushauchen Im Jenseits sehen wir uns dann vielleicht wieder. Doch bis dahin ist es für euch noch ein weiter Weg. Bereite dich vor, daß du bald sterben mußt. Verschwende also keine unnützen Gedanken an eine Flucht. Von hier entkommst du nicht. Und auch nicht deine Gefährtin!«
    Brutal stieß er der Frau sein Knie in den Rücken. Sie stürzte mit einem Wehlaut nach vorn.
    »Los, erhebe dich. Und wenn du nicht willst, dann werden wir dir helfen.«
    Die Frau schauderte und quälte sich auf die Füße. Schwankend stand sie da. Hilflos schaute sie in die Runde und sah nichts als gierig grinsende Totenschädel.
    Wieder stieß der Redner mit der reich verzierten Rüstung sie in den Rücken.
    Zögernd setzte sie sich in Bewegung und schritt mit quälender Langsamkeit die Stufen zum Opferstein empor. Schritt für Schritt kam sie dem letzten Schauplatz ihres Daseins näher, einem Opferstein, der in einem Tempel stand, einem Tempel, den ein unabänderliches Schicksal in die Tiefen des Ägäischen Meeres versetzt hatte.
    Mit letzter Kraft erreichte sie den Stein, stützte sich auf und ließ sich mit dem Oberkörper darauf sinken.
    Der Knochenmann zückte sein Schwert. Fahl glitzerte es im unwirklichen Licht dieser Stätte des Grauens.
    Geblendet schloß Dimitri Vassilikos die Augen.
    Nein, schrie es in ihm, nein, laß sie leben. Sie ist meine einzige Gefährtin in diesem Schrecken. Sie darf nicht sterben, darf mich nicht allein lassen.
    Ein wildes grausames Lachen gellte in seinem Schädel auf.
    Der Unheimliche mußte seinen verzweifelten Ruf vernommen haben.
    »Dein Jammer wird dir nichts nützen! Nach ihr kommst du an die Reihe! Bereite dich lieber darauf vor! Sie ist so gut wie tot!«
    Und der Kämpfer, dieses Skelett in der Rüstung griechischer Legionäre des Altertums, holte zu einem vernichtenden Schlag aus…
    ***
    Zamorra saß wie auf glühenden Kohlen. Der Kahn, mit dem dieser Amerikaner ihn nach Sunion brachte, war mehr als lahm. Ein Wunder, daß sie überhaupt voran kamen, dachte Zamorra.
    Der Motor klang wie ein Tier, das kurz vor dem Verenden war. Er hustete und spuckte. John D. Porth beruhigte ihn.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Zamorra. Ich kenne die Maschine. Die hat noch nie ihren Geist aufgegeben. Sehen Sie doch, wir sind gleich da.«
    Tatsächlich, voraus konnte Zamorra das Richtfeuer des Hafens erkennen. Ringsum war es still. Der Wind war eingeschlafen. Über die Wasserfläche drangen Musikfetzen aus den Discotheken von Sunion an ihre Ohren.
    Weit und breit war kein Boot zu sehen. Vor einiger Zeit hatte Zamorra einen anderen Flitzer gehört. Er bewegte sich vom Festland weg. Der Professor hatte einmal geglaubt, das kurze Aufblitzen einer Lampe gesehen zu haben. Doch er machte sich weiter keine Gedanken darüber.
    Sicher ein Einheimischer, der die Gefahren kennen mußte, die von der geheimnisvollen Insel ausgingen.

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