0031 - Wir durchschauten seine Maske

ankurbeln müssen, jetzt mußte ich ihn vorsichtig dämpfen, damit er nicht in seiner Tatkraft weit übers Ziel hinausschoß.«
    »Und so ist er seitdem geblieben?«
    »So ziemlich. Natürlich schleift sich auch die beste Energie im Alltag mit der Zeit ein bißchen ab, aber er hat jetzt noch so viel Tatkraft, daß er ein sehr wertvoller Mitarbeiter ist.«
    »Wieviel zahlen Sie diesem Quire?«
    »Monatlich eintausendvierhundert Dollar. Das ist die Summe, die er mir im letzten Vertrag abgehandelt hat. Aber wie gesagt, er ist es wert. Die Konkurrenz würde ihm genausoviel zahlen. Den Quire haben, das bedeutet, die besten Lokalseiten aller hiesigen Zeitungen zu haben.«
    »Eintäusendvierhundert, davon gehen die Steuern ab«, rechnete ich vor mich hin, aber Gray unterbrach mich.
    »Nein! Die Summe ist netto! Seine ganzen Sozialabgaben und Steuern muß ich extra bezahlen.«
    Ich pfiff durch die Zähne. Das war eine anständige Summe.
    »Noch eine Frage, Mr. Gray. Wann hatte Quire im vorigen Jahr seinen Urlaub? Können Sie das feststellen?«
    »Natürlich.«
    Er sprach wieder in sein Vorzimmermikrofon: »Stellen Sie fest, wann Bat Quire im vorigen Jahr seinen Urlaub nahm und wo er sich aufhielt.«
    »Kennen Sie denn hier auch den Aufenthaltsort Ihrer Leute, die in Urlaub gehen?« fragte ich.
    »Nur bei den Redakteuren. Wir haben uns vertraglich ausbedungen, daß sie uns ständig über ihren Aufenthaltsort unterrichten. Es kann bei einer Zeitung immer mal passieren, daß man einen Redakteur von seinem Urlaub zurückholen muß. Da muß man natürlich wissen, wo der Mann sitzt.«
    Aus dem Vorzimmermikrofon drang die Stimme der Chefsekretärin: »Mr. Quire trat voriges Jahr seinen Urlaub am 2. August an und kam am 28. August zurück. Er war in Europa, und zwar der Reihe nach in England, Frankreich, der Schweiz und Italien. Wir bekamen von allen Ländern mehrere Ansichtskarten.«
    Ich hatte es notiert.
    ***
    Bevor ich nach Green Woods zurückfuhr, ging ich kurz bei Ben vorbei, um das Untersuchungsergebnis des weißen Fadens abzuholen. Ich staunte nicht schlecht, als Ben mir erklärte, daß der weiße Faden ein Perückenhaar war.
    Gegen acht Uhr abends kam ich dann wieder bei Phil an. Ich war zu faul gewesen, den Wagen in O’Briens Garage zu parken und dann den langen Weg zu Fuß zu machen. Ich wollte den Jaguar die eine Nacht oben auf dem Weg stehen lassen. Die Gegend hier war so einsam, daß man deswegen keine Befürchtungen zu haben brauchte.
    »Na, wie war’s?« fragte Phil.
    »Ich habe einige Neuigkeiten«, sagte ich. »Aber erst möchte ich etwas essen.«
    »Ich habe dir ein paar Eier in Schinkenspeck gebraten.«
    Phil grinste in seiner üblichen Art. »Was war denn bei dir den ganzen Tag los?« fragte ich, während ich genießerisch kaute. »Zuerst war morgens Father Holy hier. Kurz nachdem du abgefahren warst. Er zeigte mir eine Menge Kräuter, die direkt vor der Hütte wachsen, mit denen man das Essen schmackhaft machen kann. Jetzt zum Beispiel habe ich eine Handvoll…«
    Ich stöhnte: »Phil, verschone mich bitte mit gelehrten botanischen Vorträgen. Ich habe heute schon so viel gelehrtes Zeug über mich ergehen lassen müssen, daß mein Bedarf gedeckt ist. Erzähl lieber weiter. Was gab es sonst noch?«
    »Oh, ich konnte mich über Langeweile nicht beklagen. Kaum war Father Holy gegangen, da kam Duff Eal.«
    »Am Vormittag?«
    »Ja. Ich wunderte mich zwar auch, daß er seine Poststation einfach allein gelassen hatte, aber es ist schließlich nicht meine Aufgabe, über Pflichtgefühlbelehrende Vorträge zu halten.«
    »Nein, das kann man von dir gequältem Menschen nicht auch noch verlangen. Was wollte er denn?«
    »Er klagte mir sein Leid.«
    »Wieso?«
    »Er bekäme ein Gehalt, mit dem er nicht leben und nicht sterben könnte, sagte er.«
    »Hm. Was geht das uns an? Das FBI bezahlt zwar einigermaßen anständig, aber üppig ist das auch nicht.«
    »Es war ja nur die Einleitung. Weil er so ein kleines Gehalt bekäme, müsse er versuchen, nebenbei etwas zu verdienen. Deshalb sammele er so nebenbei im Dorf Schrott und Altpapier.«
    Mir blieb der Bissen fast im Hals stecken.
    »Und da fragte er natürlich, ob wir zufällig ein bißchen Altpapier für ihn hätten, nicht wahr?«
    »Ja. Aber woher weißt du das?«
    »Laß mich weitermachen: Du hast dich umgesehen, fandest eine Kiste, auf der ,Abfälle‘ stand, hast wohl auch einmal hineingesehen und dabei einen Stapel Zeitungen und Zeitschriften gefunden. Da es alte