0032 - Ausflug in die Unendlichkeit
wurde ein verwaschener Fleck, der sich allmählich in der Unendlichkeit verlor. Und dann blieb das Bild stehen.
„Das ist unser Himmel, wie er sich heute unserem Kamerateleskop darbietet, das nicht damit aufhört, alle zwei oder drei Jahre eine Aufnahme zu machen", erklärte Nex mit belegter Stimme.
Genau in der Mitte der schwarzen Projektionsfläche stand der verwaschene Nebelfleck, klein und unscheinbar. Er war allein, denn die anderen Spiralnebel waren nicht zu sehen. Die Atmosphäre verschluckte ihr geringes Licht.
„Wir sind allein", fuhr Nex fort und räusperte sich. „Aber wir wissen, daß unsere Arbeit damals nicht umsonst gewesen ist. Die von uns belebten Planeten haben ihre eigenen Völker hervorgebracht, die nun eine unvorstellbare Zivilisation entwickelt haben müssen. Wir, die Barkoniden, sind ihre Stammväter. Und von wo immer Sie, Rhodan, auch herkommen mögen, Sie müssen sich damit abfinden, ein Nachkomme unserer Kolonisten zu sein - oder ein Nachkomme jener, die von unseren Kolonisten auf einer fruchtbaren, aber bisher unbewohnten Welt ausgesetzt wurden. Wie groß Ihr Volk auch sein mag, es hatte ihre Existenz nur uns zu verdanken, uns, den Stammvätern der Galaxis."
Rhodan bekämpfte die Erschütterung, die ihn zu übermannen drohte. Er wußte, daß ein gigantisches Problem seine Lösung gefunden hatte, aber wagte es nicht, die Konsequenz daraus voll und ganz zu ziehen. Sie war zu ungeheuerlich. Warum aber, so fragte er sich, hatte der Unsterbliche ihm dies alles gezeigt? Warum hatte er ihn mit nach Barkon genommen, dessen Kultur nach menschlichen Maßstäben die Ewigkeit geschaut hatte und mit ihr nicht fertig geworden war? Auf diese Frage fand er keine Antwort, und der Unsterbliche war anscheinend nicht gewillt, sie ihm zu geben, denn er schwieg.
Das Bild auf der Projektionsfläche erlosch. In dem Raum wurde es hell. Nex stand dicht neben Rhodan. In seinen Augen war ein Schimmer jener Traurigkeit, die Bestandteil des Lebens auf Barkon II geworden war. Mit einem Zittern in der Stimme sagte er: „Verstehen Sie nun, was Einsamkeit ist, Rhodan? Sie leben unter einem gestirnten Himmel und wissen, daß Sie nicht allein im Kosmos sind. Sie wissen, daß Sie jederzeit mit anderen in Verbindung treten können, die Ihnen gleichen und die Ihre Freunde sind."
„Vielleicht überschätzen Sie Ihre Nachkommen, die in der Galaxis zurückblieben", wandte Rhodan vorsichtig ein. „Bei vielen Kolonisten kann es Jahrzehntausende gedauert haben, bis sie die Raumfahrt wiederentdeckten. Viele entdeckten sie möglicherweise überhaupt nicht mehr wieder und bleiben allein auf ihrer Welt, getrennt und isoliert von den übrigen Völkern, die ihre Brüder waren. Viele gingen vielleicht unter, ohne zu ahnen, daß sie nicht die einzigen Intelligenten des Kosmos waren."
„Sie entwickeln eine düstere Theorie, an die niemand von uns glauben möchte. Wir leben ja nur in der Hoffnung, daß unsere Arbeit nicht umsonst war. Allein Ihr Erscheinen beweist uns, daß wir nicht vergeblich gelebt haben."
„Aber auch ich kann Barkon nicht in die Gemeinschaft der Sterne zurückbringen", erinnerte Rhodan.
Über Nex Gesicht huschte ein Schatten.
„Das nicht, aber Sie bringen uns Kunde von jenen Welten, die einst zu unserem Reich gehörten und denen wir das Leben gaben. Und Sie werden ihnen die Kunde von uns überbringen. Allein das Wissen darum, daß man uns nicht vergessen hat, vertreibt einen Teil unserer unerträglich gewordenen Einsamkeit."
Rhodan nickte.
„Ich glaube, daß ich zu begreifen beginne - und ich glaube auch, daß ich euch helfen kann."
Nex zeigte zur Tür.
„Wir gehen nun. Ich werde Ihnen von nun an die Filme in Ihr Zimmer projizieren. Heute wollte ich Ihnen nur diese Anlagen zeigen. In einigen Wochen, wenn Sie unsere Vergangenheit kennen, werden Sie uns zeigen, was inzwischen in der Galaxis geschehen ist.“
„Zeigen?" wunderte sich Rhodan verblüfft. „Wie sollte ich Ihnen das zeigen? Ich brachte kein Material mit."
„Oh doch", nickte Nex und lächelte. „Ihre Erinnerung und Ihr Wissen. Wir werden Ihre Gedanken zu Bildern machen."
Während der Fahrt zum Wohnsitz Laars sprachen sie nicht mehr. Vergeblich versuchte Rhodan, einen Ausweg aus der Situation zu finden. Was sollte er tun, um die drohende Gehirnwäsche zu verhindern, denn etwas anderes war es nicht, was sie mit ihm planten.
Mache dir keine Sorgen, alter Freund, flüsterte der Unsterbliche ihm heimlich zu. Oder kannst du dir
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