0032 - Ausflug in die Unendlichkeit
diesen Umständen ..."
Rhodan sah auf die Uhr. Noch sechs Minuten.
„Sie wird im Augenblick der Transition verschwinden, ganz bestimmt. Der Unsterbliche erlaubt sich nur einen Scherz..."
Draußen auf dem Gang ertönten Schritte. Das Stimmengemurmel war nicht zu überhören. Jemand lachte.
Bully wurde plötzlich sehr blaß. Er sah Rhodan einen Augenblick verwundert an ehe er mit einem entschlossenen Ruck die Tür zur Seite gleiten ließ. Draußen auf dem Gang stand die Rallas und verteilte Autogramme. Einige Angehörige des Funkpersonals, darunter auch Redkins von der Navigation, drängten sich um den bekannten Star und redeten auf ihn ein. Insbesondere Redkens verlangte zu wissen, ob die „göttliche Rallas" die ganze Zeit in Bullys Kabine zugebracht hätte.
Das war Bully denn doch zuviel. Mit einem wütenden Fauchen sprang er mitten unter die begeisterten Autogrammjäger und stieß sie mit den Fäusten beiseite. Breitbeinig und mit immer noch gesträubten Haaren blieb er vor der Rallas stehen, die ihn aus unschuldsvollen Augen verzückt betrachtete.
„Was fällt Ihnen ein", zischte Bully wütend, „meinen guten Ruf zu untergraben. Die Leute müssen ja glauben, ich hätte Sie heimlich ins Schiff geschmuggelt, um ... um ..."
„Um was?" erkundigte sich der Filmstar neugierig.
Bully verdeckte seine Verlegenheit mit Grobheit.
„Sie wissen genau, um was!" brüllte er und trat Redkins, der zu nahe herangekommen war, auf die Zehen. „Jeder muß das denken!"
„War es denn nicht so?" säuselte die Rallas errötend. „Haben wir nicht glückliche Stunden verbracht?"
Bullys Gesichtsfarbe wurde zu einer anatomischen Seltenheit. Rhodan konnte sich nicht entsinnen, ein so rotes Gesicht gesehen zu haben. Die anderen auch nicht. Unwillkürlich wichen sie zurück, als befürchteten sie, Bully könne platzen.
„Wir, .. haben ...?" stammelte Bully und fand keine Worte mehr. Dann aber war er mit seiner Beherrschung am Ende. Mit wutverzerrtem Gesicht richtete er sich auf, seine Hände schossen vor und umkrallten den Hals der Hollywood-Schönen. „Ich bringe dich um! Du willst die Moral unserer Mannschaft untergraben ..."
Er schwieg verdutzt. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er in sein eigenes Gesicht, das ihm plötzlich vertraut entgegen grinste. Erstaunte Ausrufe wurden laut. Jemand im Hintergrund schrie entsetzt auf.
Bully war dabei, seinen exakten Doppelgänger zu erwürgen. Die Rallas war verschwunden; an ihre Stelle war ein anderer Bully getreten. Zwei Bullys standen sich gegenüber. Der echte rot vor Wut und bereit, den anderen umzubringen. Der unechte mit einem lässigen Grinsen, wie man es von Bully gewohnt war.
Rhodan konnte nur mit Mühe das Lachen zurückhalten. Bis zur Transition waren es noch drei Minuten.
„Nun siehst du wohl ein, daß der Unsterbliche sich einen Scherz erlaubt hat - und auch die anderen haben es erlebt. Du bist rehabilitiert, Bully. Dein Ruf ist wiederhergestellt. Und nun laß deinen Doppelgänger laufen, er kann auch nichts dafür."
Bully ließ den Hals seines Opfers los und trat einen Schritt zurück. Seine Gesichtsfarbe wurde langsam wieder normal.
„Wie ist das möglich?" fragte er, in der Stimme eine unwillkürliche Scheu vor dem Unerklärlichen. „Das da... bin doch ich! Oder bin ich es nicht?"
„Eine Nachbildung, genau wie diese Rallas oder wie unser guter Freund Homunk. Genausogut hätte ich dort stehen können. Kümmern wir uns nicht mehr um die Scherze des Unsterblichen, wir haben jetzt Wichtigeres zu tun. Bully, hilf mir beim Überprüfen der Transitionsdaten. Die anderen auf ihre Stationen!
Ja, auch Sie, Redkens! Behalten Sie das Autogramm der Rallas ruhig. Sie können jede Wette darauf eingehen, daß es echt ist."
Der Kadett starrte abwechselnd auf sein Foto mit Unterschrift und auf das breite grinsende Gesicht des falschen Bully. Allem Anschein nach konnte Redkens diesem Gesicht nicht die gleiche Verehrung und Liebe entgegenbringen wie vorher der Rallas. Seine Enttäuschung war so offensichtlich, daß Bully, der bereits halb in der Zentrale stand, sich wütend umdrehte und rief: „Verschwinden Sie, Redkens! Sie können schließlich nicht verlangen, daß ich so schön bin wie die Rallas!"
Redkens schlich verzweifelt hinter den davoneilenden Funkern her. Der falsche Bully aber verwandelte sich in eine weiße Leuchtkugel, die mit einem höhnischen Kichern verschwand.
„Hoffentlich für immer!" stieß Bully hervor und zog die Tür in die Verschalung.
Weitere Kostenlose Bücher