0032 - Der Schädeljäger
vernommen.
Sie kamen sofort angerannt.
Wie eine wilde, überschäumende Woge wurden sie über den Felsen gespült.
Rovel sprang erschrocken auf. Zamorra empfing einen mit weißer Farbe beschmierten Voodoomann, der sich auf ihn herabstürzte, mit einem gewaltigen Fausthieb. Und auch den zweiten und den dritten schaltete er mit einem blitzschnellen, gezielten Schlag aus.
Rovel hatte weniger Glück.
Er klappte schon unter den wuchtigen Schlägen des ersten Angreifers zusammen.
Dann widmeten sich alle nur noch dem hochgewachsenen, kräftigen Zamorra.
Er schickte noch einige von ihnen zu Boden. Doch dann war da plötzlich eine dicke Keule, die rasend schnell hochgeschwungen und noch schneller auf seinen Hinterkopf geschmettert wurde.
Dieser mörderische Schlag raubte ihm für viele Stunden die Besinnung.
***
Das Erwachen aus solchen Ohnmachten ist immer schlimm.
Der ganze Körper scheint zu rebellieren.
Die Erinnerung ist zumeist verlorengegangen. Der Geschmack im Mund ist lästig und man hat das Gefühl, eine faule Zunge zu besitzen.
Über den Wipfeln des hohen Waldes graute bereits der Morgen.
Zamorra quälte sich ächzend hoch.
Er betastete mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Hinterkopf.
Die Beule war ein gewaltiges Ding.
Übelkeit würgte ihn. Er hatte so viel mit sich selbst zu tun, daß er weder an die Voodoomänner noch an Rovel einen Gedanken verschwendete.
Benommen lehnte er sich an den kalten Felsen. Alles drehte sich um ihn herum, und wenn der Felsen nicht als Stütze für seinen klapperigen Körper dagewesen wäre, wäre er noch einmal umgefallen.
Durst marterte ihn.
Sein Mund war völlig ausgetrocknet.
Er fuhr sich über das Gesicht.
Dabei fiel ihm auf, daß seine Hände zitterten.
Er schlug die zitternden Hände vor die Augen und verharrte so eine Weile. Er versuchte sich zu sammeln.
Nur mühsam gelang es ihm.
Allmählich kam wieder Ordnung in seinen verwirrten Geist.
Er ließ die Hände sinken, schaute sich um. Rovel war nirgendwo zu entdecken.
Unsicher machte er die ersten Schritte. Die Bewegung belebte seinen Körper.
Er ging um den Felsen herum.
Auch hier war Rovel nicht. Noch einmal erlebte Zamorra im Geist den Angriff der Voodooleute mit. Er sah Jean-Paul Rovel umkippen.
Warum war der Franzose verschwunden, während er, Zamorra, hinter dem Felsen liegen geblieben war? Hatten die Voodoomänner gedacht, ihm den Schädel eingeschlagen zu haben? Hatten sie geglaubt, er lebte nicht mehr?
Unwillkürlich tastete Zamorra nach seinem Amulett.
Vielleicht hatte es ihn vor dem bewahrt, was Rovel zugestoßen war.
Ein eiskalter Schrecken fuhr ihm in die Glieder.
Er erschauerte.
Das Amulett!
Man hatte es ihm gestohlen!
***
Jemand schlich ganz in Zamorras Nähe durch den dichten Busch.
Schlangengleich. Jedes Geräusch sorgsam vermeidend.
Die Person näherte sich lautlos dem Professor.
Zamorra hörte die näherkommende Gestalt nicht.
Über den Bäumen begann es Tag zu werden.
In der Tiefe des Tropenwaldes hielt sich die Nacht noch ganz kurze Zeit.
Und durch diese Düsternis schlich eine Person. Direkt auf Zamorra zu…
***
Der Professor erreichte die Scheiterhaufen. Sie waren schwarz und abgebrannt. Ätzender Rauch stieg noch von ihnen hoch.
In der Tiefe der Asche gloste sicher eine leicht zu entfachende Glut.
Zamorra suchte Rovel, doch er fand Sina.
Das nackte Mädchen lag hinter einem niedrigen Busch.
Sie war wie Mia Shagger enthauptet worden. Zamorras Herz krampfte sich unwillkürlich zusammen, als er die nackte Mädchenleiche ansah.
Er hatte diesen neuerlichen Dämonenmord nicht verhindern können.
Rajadhon hatte sich ein neues Opfer geholt.
Was machte er mit all den Mädchenköpfen? Wohin brachte er sie?
Zamorra biß sich vor Wut die Unterlippe blutig.
Wie anmaßend war er doch gewesen.
Er hatte gedacht, das Leben dieses Mädchens retten zu können.
Doch statt dessen war nicht nur diese Thailänderin geköpft worden, sondern Rovel war noch dazu verschwunden.
Er holte tief Luft.
Ein neuer Mord. Ein verschwundener Rovel. Ein verlorenes Amulett. Schlimmeres hätte diese verfluchte Nacht wohl wirklich nicht bieten können.
Plötzlich ein Geräusch.
Nur ganz leise.
Aber Zamorras scharfe Sinne hatten sich inzwischen sehr gut erholt. Er reagierte völlig richtig.
Mit geballten Fäusten kreiselte er herum.
Er sah in ein junges, schlaffes Thaigesicht. Ehe ihn der Bursche angreifen konnte, war Zamorra schon bei ihm. Er schmetterte ihm seine Faust an die
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