Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0032 - Der Schädeljäger

0032 - Der Schädeljäger

Titel: 0032 - Der Schädeljäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
Vom Netzwerk:
damit umgehen.
    Der Dieselmotor des Mietbootes tuckerte unangenehm laut. Pridhi, der es übernommen hatte, Zamorra durch die Klongs zum Eremiten zu fahren, sagte, daß der einmal angeworfene Motor nicht mehr abgestellt werden könne. Mit einem Wort, der Kahn, der wie ein Fischdampfer in der schweren Dünung des kilometerbreiten Menamflusses rollte, war schwer reparaturbedürftig.
    Der Nebenarm des Menam, in den sie hineinfuhren, wimmelte von Booten, die randvoll mit Kokosnüssen, Bananenstauden, Ananas und Melonen, mit leichtem Bambus und schwerem Teakholz beladen, stromabwärts trieben.
    Lautlos, kaum vom Ruderschlag angetrieben, glitten die schlanken schwarzen Schnabelboote der Bettelmönche vorüber.
    Aus allen Behausungen ergoß sich das Leben ans Wasser.
    Mit den Kindern machte man hierzulande keine großen Umstände. Überall standen die Mütter bis zu den Brüsten im Wasser und schrubbten ihre Säuglinge.
    Eine alte Frau besorgte umständlich, fast feierlich, neben einem Bambusgebüsch ihre Schönheitspflege.
    Zehn Schritte flußabwärts schwenkte ein ebenholzfarbenes Mädchen ihre Wäsche durch die dunkle Klongbrühe und bearbeitete die Leinenstücke auf die in ganz Asien übliche Weise: sie knüppelte die Wäsche auf einem großen Stein zusammen und schlug die so strapazierten Hosen, Jacken, Sarongs und Hemden, statt sie auszuwringen, mit weiten Armschwüngen gegen ein Brett.
    Dicht neben diesem Idyll putzte sich ein Thai die Zähne. Er schöpfte die Schmutzbrühe mit den Händen in den Mund und gurgelte, bevor er die Zahnbürste an den nächsten Benutzer weiterreichte.
    Nach einer Fahrt von dreißig Minuten erreichten sie das Haus des Rüsi.
    Es war ein Pfahlbau, der verwittert und häßlich zwischen dicken Bäumen hing.
    Hier schliefen die Schlangen in den Büschen. Hier hörte man nicht mehr den Lärm der Thais. Hier raschelte nur noch der spitzblättrige Bambus im Wind, und die Luft war von einem tausendstimmigen Konzert exotischer Vögel erfüllt, die sich nur durch das geschwätzige Volk zahlreicher Zwergpapageien mit wunderschönem Gefieder gestört fühlten.
    Pridhi Tharamat band das Boot fest. Dann kletterte er an Land. ‘ Er wollte Zamorra die Hand reichen, doch der Professor schnellte sich kraftvoll ab und machte einen weiten Satz ans Ufer.
    »Hier wohnt der Rüsi«, sagte der Thai.
    Zamorra nickte stumm. Ringsherum begannen die Zikaden zu lärmen.
    »Ich klettere zu ihm hinauf und rede mit ihm, Professor!« schlug der junge Thai vor.
    »Tu das«, erwiderte Zamorra. »Aber laß mich nicht zu lange warten.«
    Tharamat kletterte über eine ächzende Leiter zur Hütte hinauf.
    Er verschwand Augenblicke später hinter einem bunten Holzperlenvorhang.
    Der Eremit fluchte lauthals, als er gestört wurde. Doch schließlich beruhigte er sich.
    Nun hörte Zamorra nur noch den Jungen sprechen.
    Wenig später erschien oben zwischen den Schnüren Pridhi Tharamats Gesicht.
    Er grinste und nickte.
    »Der Rüsi will Sie anhören, Professor. Kommen Sie. Kommen Sie herauf!«
    Zamorra kletterte die Leiter hoch.
    Tharamat hatte den Kopf wieder zurückgenommen. Die Perlen zitterten noch.
    Der Professor streckte die Hand aus und schlug die prasselnden Schnüre auseinander.
    Die Hütte hatte kein Fenster. Es stank hier drinnen nach faulen Lebensmitteln und Exkrementen.
    Nur durch die Tür fiel Licht. Da Zamorra aber fast die ganze Tür ausfüllte, war es beinahe stockdunkel im Raum.
    Auf dem mit Bastmatten bedeckten Boden krochen Schlangen herum.
    Auch Schildkröten und Eidechsen bemerkte Zamorra. Seine Augen gewöhnten sich rasch an die Dunkelheit.
    Pridhi Tharamat hatte sich neben den Rüsi gesetzt.
    Zamorra trat auf die beiden zu. Der Eremit war ein kleines, verhutzeltes, dreckiges Männchen. Sein Haar war schlohweiß.
    Seine Augen waren klein und funkelten listig. Die Nase war gebogen wie der Schnabel eines Raubvogels.
    Die Lippen waren schmal, vom spitzen Kinn hing ein dünnfädiger weißer Bart.
    Der Mann schien so schwach zu sein, daß er sich nicht ohne fremde Hilfe erheben konnte.
    Er atmete schwer, als hätte er Asthma.
    Seine Beine waren krumm wie türkische Säbel. Er machte einen übelriechenden, verwahrlosten Eindruck auf den Professor.
    Tätowierungen bedeckten seine eingefallenen Wangen.
    Als er die Hand ausstreckte, um Zamorra mit dünner Stimme zum Sitzen einzuladen, sah der Professor Krallen an den Fingern, unter denen schwarze Schmutzränder prangten.
    »Korbjai – Danke!« sagte Zamorra, nachdem

Weitere Kostenlose Bücher