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0032 - Der Schädeljäger

0032 - Der Schädeljäger

Titel: 0032 - Der Schädeljäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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allein.
    Eine nüchterne Sache in einer nüchternen Umgebung, keine zehn Schritte vom lauten Verkehr der Hauptstadt des Landes entfernt.
    Die Bilder der im Wachtraum lächelnden Männer und Frauen, der Jünglinge und Mädchen, haben etwas Gespenstisches.
    Die Ansammlung der in den Bambuskäfigen dahindämmernden ausgezehrten Körper haben etwas Grauenhaftes an sich.
    In einem solchen Haus verkehrte auch Sina, ein hübsches dreiundzwanzigjähriges Mädchen, das von der schrecklichen Droge nicht mehr loskam.
    Sina brauchte den Opiumrauch. Wenn sie ihn nicht bekam, hatte sie das Gefühl, elend zugrunde gehen zu müssen. Dann quälten sie wahnsinnige Schmerzen, und schreckliche Angstträume jagten sie durch den Tag.
    Es begann zu dämmern, als Sina das Opiumhaus verließ.
    Allmählich klang die Wirkung des gerauchten Opiums in ihr ab.
    Noch hatte sie jenes verzückte Lächeln um die Lippen.
    Als sie an einer schmalen Hütte vorbeikam, stellte sich ihr ein junger Mann in den Weg.
    Sie schaute ihn verschlafen an.
    »Du?« fragte sie träge.
    Der Junge verzog sein Gesicht zu einer unglücklichen, vorwurfsvollen Grimasse. Er war größer als Sina. Er wirkte kräftig, obwohl er schlank war.
    »Du hast mir versprochen, dieses Haus nicht mehr aufzusuchen, Sina!«
    »Ich weiß.«
    »Warum hast du dein Versprechen nicht gehalten?«
    »Es war mir nicht möglich, Pridhi.« Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Ich habe es versucht. Wirklich. Ich habe es ernsthaft versucht. Aber ich habe es nicht ausgehalten…«
    »Warum bist du nicht zu mir gekommen? Ich hätte dir geholfen.«
    Das Mädchen lachte schrill.
    » Du? Du hättest mir geholfen? Wie hättest du mir denn helfen können, Pridhi Tharamat? Wie denn? Du weißt, daß mir nur auf eine Art zu helfen ist, wenn ich meine Anfälle kriege: nur mit einer Opiumpfeife. Hättest du mir die Schmerzen abgenommen, die mich wie Ratten zerfressen haben?«
    »Du weißt, daß ich es tun würde, wenn ich dazu in der Lage wäre, Sina.«
    »Das kann man leicht sagen, Pridhi.«
    »Ich meine es ernst, Sina.«
    Das Mädchen schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht.
    »Ja, ja. Ich weiß, Pridhi. Du liebst mich. Du liebst mich mehr als ich es verdiene. Oh, ich bin so schrecklich unglücklich. Warum habe ich nur mit diesem Opium angefangen? Sag mir warum? Ich komme nicht mehr davon los. Nie mehr.«
    »Gemeinsam könnten wir es schaffen.«
    »Das sind doch nur schöne Sprüche, Pridhi. Du weißt genau, wie unausstehlich, ja gefährlich ich werde, wenn man mir den Zugang zum Opium verwehren wollte.«
    »Du machst dich damit kaputt, Sina.«
    »Das wissen sie alle. Aber wer ist stark genug, um davon abzulassen? Zeige mir jemanden, der das geschafft hat, Pridhi. Sie sind alle zu schwach dazu. Ihr Körper verfällt. Sie sehen es. Aber sie können sich weder aus eigener Kraft noch mit fremder Hilfe aus den Klauen dieser furchtbaren Droge befreien. Sie sind verloren, Pridhi. Und ich bin es mit ihnen.«
    Der Junge schüttelte wild den Kopf.
    »Nein! Nein, Sina. So darfst du nicht reden!« schrie er verzweifelt.
    »Wir dürfen nicht aufgeben, hörst du? Wenn du ganz fest willst, wird es dir gelingen, dich freizumachen. Ich habe dir angeboten, von hier fortzugehen…«
    Sina lächelte seufzend.
    »Fort? Wohin denn? Vor meinem Körper kann ich nicht davonlaufen. Und er wird immer wieder Opium verlangen. Egal, wo wir sind. Und ich werde schreckliche Dinge tun, um zu meinem Opium zu kommen. Ich würde in solch einem Zustand sogar töten. Sogar dich, Pridhi. Willst du das denn?«
    Pridhi Tharamats Augen füllten sich mit Tränen.
    »Soll es wirklich keine Rettung mehr für unsere Liebe geben, Sina?«
    Das Mädchen hielt die Tränen nicht zurück. Glitzernd rollten sie über ihre Wangen.
    »Ich bin zu schwach, Pridhi. Einfach zu schwach dafür. Ich wollte, ich könnte dagegen ankämpfen. Aber ich kann es nicht. Verzeih mir, Pridhi. Such dir ein anderes Mädchen. Bangkok ist voll von hübschen Mädchen. Ich kenne viele, die glücklich wären, wenn du ihnen deine Liebe schenken würdest. Ich bin deine Liebe nicht wert. Du vergeudest sie an mich. Wende dich einem Mädchen zu, das deine Liebe verdient. Laß uns auseinandergehen, ehe auch du in diesen tödlichen Strudel hineingezogen wirst. Laß mich allein in den langsamen Tod gehen. Buddha möge dich beschützen.«
    Sina trat einen Schritt zur Seite und ging dann weiter.
    Tharamat stand wie angewurzelt da.
    Das war nun das Ende, vor dem er sich so sehr gefürchtet

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