0033 - Wir zogen ihm den Schafspelz aus
ich. »Sie haben doch ein gutes Gewissen, Winston, oder? Auch im Hinblick auf die Ermordung, Weltons?«
Er starrte mich völlig entgeistert an.
»Welton ist ermordet worden?«
»So drückte ich mich aus, Winston! Sie haben natürlich keine Ahnung, wer sein Mörder ist, wie?«
»Agent, ich habe noch nie in meinem Leben gemordet«, sagte er erregt. »Ich habe keine blutigen Hände, das dürfen Sie mir glauben, ich habe immer…«
»Wann waren Sie zuletzt mit ihm zusammen?«, fragte ich ihn kühl.
»Ich will ja zugeben, dass ich ihn kenne, aber ich habe mit dem Mord wirklich nichts zu tun.«
»Wann waren Sie bei ihm?«
Er nannte ein Datum, das mit dem auf der Quittung übereinstimmte. Noch hatte er nicht gelogen.
»Und weshalb zahlte er Ihnen 2000 Dollar, Winston? Für was gab er Ihnen das Geld?«
»Das war eine reine Privatsache!«
»Wie wollen Sie mitgehen?«, erkundigte ich mich bei ihm. »Ohne Krawatte? Ihre Frau können Sie ja unten im Geschäft verständigen. Rechnen Sie mit einer längeren Untersuchungshaft, Winston, das bewahrt Sie dann vor Enttäuschungen.«
»Ich war’s nicht«, sagte er leise. »Ich leiste jeden Eid, dass ich mit dem Mord nichts zu schaffen habe.«
»Erzählen Sie das den Vernehmungsbeamten«, erwiderte ich. »Beeilen Sie sich, Winston, wir wollen keine Zeit verlieren. Ihre vier Jungs warten mit Sehnsucht auf Ihr Erscheinen.«
»Was für vier Jungs meinen Sie?«
»Das werden Ihnen die vier Kerle schon selbst erzählen«, sagte ich und zündete mir eine Zigarette an.
»Agent, ich will Ihnen die Wahrheit sagen.«
»Wissen Sie überhaupt, Winston, was die Wahrheit ist?«
»Hören Sie, Cotton, ich habe von Welton 2000 Dollar bekommen. Ich gebe das ganz offen zu. Und er gab mir das Zeug für eine private Ermittlung, die ich für ihn angestrengt habe.«
»Wie sah diese Ermittlung denn aus?«
»Wissen Sie, ich habe eine feste Stellung.«
»Was Sie nicht sagen, wo denn?«
»Beim Fernsehen«, sagte er. »Ich bin dort als Botenmeister angestellt.«
Mir ging ein Licht auf, sehr schnell und sehr hell.
»Seit wann haben Sie Miss Poltac für Welton belauert?«
Er zuckte zusammen und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Er hatte mir den Auftrag vor einigen Monaten gegeben.«
»Wen beobachten Sie noch?«
»Asach Nebcome«, gestand er, was mich überrasche. Packte er wirklich aus?
»Seit wann kannten Sie Climax?«
»Durch ihn habe ich ja überhaupt erst Welton kennengelernt«, erzählte er weiter. »Climax kannte mich schon aus meiner früheren Zeit. Er hat damals über meinen Prozess berichtet und mich vor einigen Monaten hier im Viertel wieder ausgegraben. Gern habe ich nicht gespitzelt, das dürfen Sie mir glauben.«
»Die Krokodilstränen können Sie sich für später aufheben, Winston«, sagte ich abwinkend. »Erklären Sie mir lieber, ob Sie Vielweiberei betreiben?«
Auch dieser Schuss war ein Volltreffer.
Er sprang aus seinem Sessel hoch und massierte sich seine Finger. Er war mehr als nervös. Unsicher sah er mich an. Nein, er war nicht mehr der Winston, den ich von früher her kannte. Im Zuchthaus hatten sie ihn kleingekriegt. Er war nur noch ein Gauner, längst kein Gangster mehr. Er spielte mir nicht etwas vor. Für solche Dinge habe ich einen scharfen Blick. Ich zog meine Schlüsse aus dieser Veränderung und war gewillt, ihn etwas sanfter anzufassen.
Er ging erst einmal zur Tür und vergewisserte sich, dass sie auch fest geschlossen war.
»Woher wissen Sie das mit den Frauen?«, wollte er dann wissen.
»Nehmen Sie an, dass ich alles weiß.«
»Also, ich mache hin und wieder so Bekanntschaften«, sagte er langsam, als müsse er sich jedes Wort überlegen.
»Und lassen sich für diese Bekanntschaften kräftig bezahlen?« Ich nannte ihm einige Summen, die ich mir gemerkt hatte. Es war gut, dass ich wenigstens einige Blicke in den Schnellhefter geworfen hatte, den ich im Safe von Climax gefunden hatte.
»Verdammt, Agent, gegen euch ist kein Kraut gewachsen«, sagte er wütend. »Ich sage Ihnen aber sofort, dass ich nicht auf Heiratsschwindel umgesattelt habe. Die Frauen haben mir das Geld freiwillig und ohne Eheversprechen gegeben. Sie können sich ja bei ihnen erkundigen.«
»Werden wir, nur keine Sorge«, beruhigte ich ihn lächelnd. »Aber umsonst wird man Ihnen die Dollars doch auch nicht gegeben haben. Ich bin gespannt, welche Erklärung Sie mir auftischen werden.«
»Ich bat um das Geld und bekam es«, sagte er finster. »Erkundigen Sie sich bei
Weitere Kostenlose Bücher