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0034 - Das Teufelsauge

0034 - Das Teufelsauge

Titel: 0034 - Das Teufelsauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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Botschaft. Auf einen Hinweis.
    Aber nichts geschah.
    Zamorra legte das Amulett auf den Nachttisch.
    Dann kam der Samstagmorgen. Der Professor hatte tief und ausgiebig geschlafen.
    Nach dem Frühstück machte er sich auf, um sich die Stadt und den Hafen von Porto anzusehen.
    Auf den Märkten herrschte buntes Treiben. Menschen drängten sich in schmalen Gassen. Je näher Zamorra dem Fischerhafen kam, um so dichter wurde dieses Gedränge und das Gewirr von vielen hundert Stimmen.
    Der Reiz dieser fremden, neuartigen Stadt lenkte ihn ab. Er zog ihn so in seinen Bann, daß er für Stunden nicht an Vampire und nicht an La Zanuga dachte. Er dachte nicht mehr an die Opfer bestialisch gewordener junger Krankenschwestern.
    Und er dachte nicht mehr an sein Amulett.
    Doch gerade das hätte er im Augenblick tun sollen.
    Die Berührung seines Amuletts hätte ihn auf einen neuen Fall gebracht. Und vielleicht hätte er ein weiteres Opfer vor seinem grauenvollen Tod erretten können.
    Aber er war zu weit weg vom Geschehen.
    Er sah das Mädchen nicht. Eine junge Krankenschwester. Er wußte nichts von ihr. Er kannte nicht ihren Namen. Er hatte keine Ahnung, wohin sie gehen würde.
    Er konnte nicht wissen, daß dieses blühende junge Mädchen in nur kurzer Zeit sich auf bestialische Art als Vampir betätigen würde.
    Niemand konnte es ahnen oder wissen.
    Zamorra nicht, und Kapitän Capoa nicht.
    Auch La Zanuga, die Zigeunerin, wußte nichts davon.
    Aber am allerwenigsten wußte es Schwester Carmela, das junge Mädchen, selbst. Und sie sollte bald nicht mehr wissen, was sie tat und was mit ihr geschah.
    ***
    Nördlich vom Douro, von Porto aus in nordöstlicher Richtung, lag das Städtchen Amarante.
    Dort war erst vor wenigen Jahren ein neues Krankenhaus gebaut worden, das den Namen »Hospital zu den Heiligen Aposteln« erhalten hatte.
    Der Name des Chefarztes dort lautete Capoa. Dr. Mendes Capoa war der Bruder des Polizeikapitäns in Porto.
    »Sie fahren zur Stadt?« fragte Dr. Capoa gerade Schwester Carmela.
    »Ja, Doktor, ich will hinunter nach Porto. Es ist mein freies Wochenende.«
    »Ich hätte da eine Bitte an Sie«, meinte der Arzt. »Darf ich Sie wohl damit belästigen?«
    »Was ist es denn?« wollte die Schwester wissen.
    »Ich habe mir schon vor Monaten zwei Bücher von meinem Bruder ausgeliehen. Wollte sie ihm schon längst zurückgeben. Aber immer wieder habe ich die Fahrt zur Stadt verschieben müssen. Sie wissen ja selbst – die vielen Krankenfälle und Operationen in der letzten Zeit…«
    »Ich verstehe, Herr Doktor. Sie möchten gern, daß ich die Bücher Ihrem Herrn Bruder in der Präfektur zurückbringe?«
    »Ja, Schwester. Macht es Ihnen auch nichts aus?«
    »Aber ganz und gar nicht«, sagte Schwester Carmela. »Ich nehme den Neun-Uhr-Bus und bin schon gegen Mittag in Porto. Da kann ich dem Capitano die Bücher gleich noch hineinreichen.«
    »Danke, Schwester. Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen.«
    Schwester Carmela nahm die beiden Bücher in Empfang, legte sie in eine Tragetasche und verließ das Hospital.
    Von den Heiligen Aposteln, auf die das Haus getauft worden war, folgte dem jungen Mädchen nicht ein einziger.
    Im Gegenteil, es schien, als ob eher ein paar Vertreter aus dem Hause Satans zu Schwester Carmelas Leibwache abkommandiert waren.
    Bald rumpelte der vollbesetzte Autobus durch die Schlucht, immer in Richtung Porto.
    Nach anderthalb Stunden war die Stadt Penafiel erreicht, und hinter ihr erstreckte sich das Flußbett der Sousa.
    Es war ein sehr warmer Junitag. Die Fahrgäste schwitzten.
    Schwester Carmela dachte an ihr Zuhause.
    Ihre älteste Schwester besorgte seit dem Tod beider Elternteile den Haushalt und betreute drei jüngere Brüder.
    Carmela, gerade zweiundzwanzig Jahre alt geworden, wurde von ihrem Dienst im »Hospital zu den Heiligen Aposteln« so beansprucht, daß ihr nur selten Zeit blieb, übers freie Wochenende nach Hause zu fahren.
    Auf diesen Sonnabend und Sonntag aber hatte sie sich besonders gefreut. Die älteste Schwester hatte ihr geschrieben, daß an diesem Wochenende die ganze Familie wieder einmal beisammen sein werde.
    Ein Bruder studierte in Coimbra und kam höchstens zweimal im Jahre nach Porto. Und die beiden anderen waren beim Korkschneiden in den Wäldern.
    Carmela wußte, daß die beiden jüngsten Brüder nicht vor dem frühen Nachmittag zu Hause eintreffen würden.
    Da es im Bus sehr stickig war, änderte die junge Schwester ihr Vorhaben.
    Sie hatte vorgehabt, mit

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