0034 - Das Teufelsauge
daß er stellenweise pulverig geworden war. Und hier, bis hinauf zu der Stelle, wo der spärliche Graswuchs begann, konnte man auch die kleinen Fußspuren erkennen.
Capoa sah hinauf zu den Eichenwäldern.
»Dort oben hat sich der Vampir versteckt«, sagte er zu Zamorra.
Dann ging er zurück in die Hütte und blickte noch einmal auf die Leiche der jungen Frau. Schließlich zog er eine Decke über Hals und Gesicht der Toten.
An zwei Stellen sickerte noch langsam das Blut aus den scheußlichen Bißstellen.
Aber es war nicht mehr viel Blut zu sehen. Die Vampirin hatte ganze, schreckliche Arbeit geleistet. Überall am Hals der jungen Frau begann das Blut schon zu verkrusten.
Capoa zog die Decke vollends über das Gesicht und trat aus der Hütte.
Er konnte den grauenvollen Anblick nicht mehr ertragen.
***
Einen weit besseren Anblick genoß zu dieser Stunde Zamorras Freund aus Amerika.
Bill Fleming saß am Steuer von Zamorras Citroën. Er hatte den Wagen soeben auf die Ausfahrtsstraße südwestlich von Santander gebracht. In dieser Stadt hatten er und Nicole Duval die letzte Pause auf ihrem weiten Weg eingelegt.
Gleich nach dem Frühstück waren sie losgefahren. Sie verließen die Küste und hielten sich immer südwestlich. Genau auf die portugiesische Grenze zu.
In wenigen Stunden wollten sie Porto erreicht haben.
Nicole, hübsch und verführerisch wie immer, saß auf dem Beifahrersitz.
Sie rauchte eine Zigarette und blies den Rauch mit ihren feinen schmalen Lippen aus dem Fenster.
Bill Fleming sah alle paar Sekunden herüber zu ihr. Er versuchte, so viel wie möglich vom Anblick seiner bildhübschen Begleiterin mitzubekommen.
Anfangs ließ Nicole Duval sich das geschmeichelt gefallen.
Als Bill Flemings Blicke aber nicht nur Bewunderung ausstrahlten, sondern ganz eindeutig seine Begehrlichkeit zeigten, fing Zamorras Sekretärin an zu schmollen. Aber auch das tat sie noch mit einem selten verführerischen Charme.
Nicole beobachtete, wie die Blicke des Amerikaners an ihren wohlgeformten Beinen entlangglitten.
»Bill«, sagte sie. »Wir sind in einem Auftrag unterwegs. Keine Zeit für einen Flirt.«
Bill Fleming grinste.
»Alles zu seiner Zeit«, sagte er. »Ich kann ja nichts dafür, daß die Natur es so gut mit Ihnen gemeint hat. Sie sind wunderschön, Nicole. Und es ist eine Freude, Sie anzusehen.«
»Es gibt Unterschiede im Ansehen«, sagte Nicole und strich sich eine Haarsträhne glatt. »So wie Sie mich ansehen, muß ich den Eindruck gewinnen, daß Sie mehr als Ihre Augen benutzen möchten, um mich aufzufressen.«
Fleming lachte auf.
»Es kann sehr schön sein, aufgefressen zu werden«, sagte er. »Besonders, wenn man vor Liebe gefressen wird.«
»Hören Sie auf, Bill«, sagte Nicole lachend. »Die Straße ist da vorn. Also nehmen Sie Ihre Blicke von meinen Waden.«
»Waden ist gut«, sagte Bill. Er sah kurz nach vorn, gleich darauf aber wieder zurück.
Nicole verstand seine Anspielung nur zu gut. Seine Augen ruhten wohlgefällig auf Nicoles feinen Knien. Und dann ging sein Blick an ihren übereinandergeschlagenen Beinen noch ein wenig höher. Bis dorthin, wo der Rock den begehrlichen Blicken ein Ende bereitete.
Um genau zu sein, erlaubte dieser Rock den Blicken aber, eine ziemliche Strecke oberhalb der Knie zurückzulegen.
»Schade, daß wir auf Dienstreise sind«, sagte Bill Fleming. »Wenn man etwas so Schönes neben sich hat, sollte man es lieber viel länger anschauen.«
»Augen nach vorn«, sagte Nicole. »Oder ich befehle Ihnen, anzuhalten.«
»Anhalten? Warum?«
»Damit ich mir im Schutz eines spanischen Strauches am Straßenrand meine Jeans anziehen kann.«
»Gar nicht schlecht, Nicole. Auch in Jeans sind schöne Frauenbeine kein schlechter Anblick. Im Gegenteil, das erhöht sogar noch die Fantasie.«
»Nun ist aber Schluß damit«, sagte Nicole. »Ich möchte nicht, daß wir einen Unfall bauen, nur weil Ihnen meine Beine gefallen. Schließlich müssen wir Zamorras Wagen heil nach Porto bringen. Und uns selber auch.«
»Sie haben ja so recht, Nicole. Aber lassen Sie mir sagen, daß ich Sie nicht nur begehre. Ich bewundere eben Ihre Schönheit. Und was schön ist, darf auch betrachtet werden. Übrigens fürchte ich, daß wir uns, nach den Erzählungen des Professors, bald an wesentlich unangenehmere Ansichten gewöhnen müssen. Ein Mensch, der von einem Vampir zugerichtet wurde, soll nicht gerade auf Schönheitskonkurrenzen auftreten können.«
»Werden Sie nicht geschmacklos,
Weitere Kostenlose Bücher