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0034 - Das Teufelsauge

0034 - Das Teufelsauge

Titel: 0034 - Das Teufelsauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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Grisalda nichts als das furchtverzerrte Gesicht. Und die bebenden Adern, durch die das Blut jagte.
    Blut! Immer wieder pochte das Wort an Carmelas Schläfen. Immer stärker, immer gräßlicher wurde dieser Wahn. Dieser Wunsch – dieser entsetzliche Wunsch!
    Blut im Wein! Blut in Grisaldas pulsenden, bebenden Adern!
    Sie sprang auf die junge Frau zu. Sie riß ihr mit einem Ruck die Bluse in Fetzen.
    Dann war ihr Mund schon an Grisaldas Hals.
    Die junge Frau schrie um ihr Leben. Aber Carmelas Zähne ließen nicht mehr los. Sie verbissen sich in den Hals der jungen Frau und sogen ihr das Blut aus den Adern.
    Schrill bäumte sich Grisalda noch einmal auf. Aber sofort griffen Carmelas Zähne wieder zu.
    Unabwendbar und fest.
    Dann sackte die junge Frau auf ihrem Lager zusammen.
    Carmela war noch über ihr.
    Grisaldas Blut tropfte auf Decken und Felle.
    Aber das meiste Blut verschwand in Carmelas gieriger Kehle.
    Zwei Minuten später war Grisalda tot.
    Carmela erhob sich mit einem irren Blick.
    Da hörte sie wieder die Worte der Alten.
    »Trink, Mädchen!« rief La Zanuga ihr zu.
    Sie hatte getrunken. Blut und Wein. Und nun das Blut einer jungen Frau.
    Sie spürte nichts mehr. Sie sah nicht auf ihre Tragetasche, als sie Grisaldas Hütte verließ. Dann ging sie langsam ihren Weg zurück.
    Sie wußte nichts mehr von ihrem Plan, die Schwester und ihre Brüder zu besuchen.
    Spaziergänger hatten Grisaldas Todesschreie gehört. Sie kamen eilends gelaufen. Entsetzt blieben sie auf der Türschwelle stehen, als sie das fürchterliche Blutbad sahen, daß hier angerichtet worden war.
    Sie glaubten zuerst an ein wildes Tier.
    Bis ein Mann dicht an Grisaldas Totenlager herantrat und die Spuren von kleinen Zähnen erkannte.
    Er drehte sich zu den Übrigen um.
    »Wir müssen La Zanuga suchen«, sagte er mit heiserer Stimme.
    »Und wir werden bald wieder das Lied von den Occhiu Draculi hö- ren.«
    »Das Teufelsauge?« fragte eine Frau mit kreischender Stimme.
    Der Mann nickte.
    »Die Alte muß her. Nur die Einäugige kann den Vampir finden.«
    »Und wie willst du La Zanuga finden, Vater?« fragte ein etwa zehnjähriger Junge, der sich dicht an den Körper des Vaters drückte.
    »Du hast recht«, sagte der Mann. »Niemand weiß, wo sie ist.«
    »Und was nun?« fragten die Frauen durcheinander.
    »Entweder müssen wir die nächste Telefonzelle suchen. Oder direkt nach Porto hinuntergehen. Wir müssen auf der Präfektur melden, was wir hier gefunden haben.«
    Als die kleine Menschengruppe sich auf den Weg machte, hatte sich Carmela schon in den Wäldern verborgen. Sie war so unauffindbar wie La Zanuga selbst.
    ***
    Die Beamten in der Präfektur sprangen von ihren Sitzen auf, als sie die angstgeweiteten Augen der unerwarteten Besucher sahen.
    Der Capitano war selbst nicht anwesend.
    Aber als die Beamten sich die bittere Geschichte vom Tod der Grisalda mehr zusammenreimen als in dem wilden Durcheinander von Worten und Gesten verstehen konnten, rief einer von ihnen sofort Idor Capoa an.
    »Schnell, kommen Sie, Señor Capitano!« sagte er ganz aufgeregt.
    »Was gibt es denn?« fragte der Vorgesetzte zurück.
    »Ein neuer Fall mit einem Vampir. Soeben sind hier ein paar Spaziergänger angekommen. Sie haben eine gräßlich zugerichtete Leiche gefunden.«
    »Wo?« fragte Idor Capoa nur.
    »Oben auf dem Nordhügel. Vor dem Weg in die Eichenwälder.«
    »Mann oder Frau?«
    »Eine junge Frau«, gab der Beamte zur Antwort.
    »Ich komme sofort«, sagte Capoa. »Lassen Sie einen Dienstwagen bereitstellen.«
    »Si, Señor.«
    »Und rufen Sie sofort im Hotel ›Ambassador‹ an. Geben Sie dem Professor Bescheid.«
    »Zamorra?«
    »Natürlich Zamorra. Er möchte sofort zur Präfektur kommen.«
    Der Beamte hörte das Klick in der Leitung. Der Kapitän hatte aufgelegt.
    Schon nach weniger als zehn Minuten war er zur Stelle. Er ließ sich nochmals ausführlich informieren.
    Als der Kapitän mit zwei seiner Beamten in den Dienstwagen stieg, kam auch Professor Zamorra an. Er hatte glücklicherweise sogleich eine Taxe bekommen. Und außerdem war es ein glücklicher Umstand, daß er gerade wenige Minuten vor dem Anruf ins Hotel zurückgekehrt war.
    Capoa unterrichtete ihn während der Fahrt über den neuen Fall und die Beobachtungen der Zeugen.
    »Kennen Sie die Frau?« fragte er den Polizeikapitän.
    »Nein, Professor. Aber nach den Berichten der Zeugen muß es sich um die junge Frau eines Korkstechers handeln. Diese Leute sind oft wochenlang in den Wäldern,

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