0034 - Das Teufelsauge
den Freund und seine tüchtige Sekretärin wieder um sich zu haben.
Nicht, daß in der Zusammenarbeit mit Kapitän Capoa irgendwelche Schwierigkeiten bestanden hätten. Aber der Portugiese war Polizeibeamter. Auch er verrichtete eine tägliche, nüchterne Routinearbeit.
Zamorra aber hatte sich die Aufgabe gesetzt, das Geheimnisvolle eines jeden Falles zu ergründen. Das scheinbar undurchdringliche Dunkel eines dämonischen Wirkens zu erhellen.
Und er arbeitete am liebsten auf eigene Faust. Er verließ sich auf seine eigenen Gaben.
Er mußte nachdenken und selbständig handeln können. Er mußte die Zauberkräfte seines Amuletts nutzen, das ihn schon so oft zur Klärung eines geheimnisvollen Falles geführt hatte.
Um selbständig handeln zu können, mußte er aber beweglich sein.
Vor allem als Fremder in einem fremden Land.
Nun hatte er diese Möglichkeiten wieder.
Es war nicht nur die Nähe zweier vertrauter Menschen, die ihn wieder zufriedener machte.
Er hatte seinen Wagen wieder zur Verfügung!
Und er ließ keine Zeit verstreichen.
Nicole Duval und Bill Fleming waren sofort einverstanden, die ganze Umgebung gründlich nach Spuren von La Zanuga und Schwester Carmela abzusuchen.
Auf irgendeine Weise mußte es eine ungeklärte Verbindung zwischen den Krankenschwestern und der einäugigen Zigeunerin geben. Das war Zamorras Ahnung, die ihn in diesen Tagen verfolgte.
Und die er noch nicht beweisen konnte.
Zamorra entschloß sich, zuerst noch einmal Dr. Francesco Menao aufzusuchen.
Während der Fahrt nach Vila Tangil berichtete er seinen Begleitern über die Umstände und alle bekannten Einzelheiten der bekannten Fälle.
»Und jedesmal ist es eine Krankenschwester?« fragte Nicole Duval.
»Ja. Das ist das Sonderbare daran. Junge, unbescholtene Mädchen, denen niemand eine solche grausige Tat zumuten würde. Ich glaube sogar, daß es auch nicht so ist. Unter so jungen Mädchen gibt es keine solche Blutgier.«
»Aber sie sind doch überführt?« wandte Bill Fleming ein.
»Ja«, sagte Zamorra leise. »Aber weder durch die Polizei noch durch mich. Niemand konnte nachweisen, daß die jungen Mädchen tatsächlich Vampire sind. Außer einer einzigen Person.«
»Dieser Zigeunerin, von der Sie gesprochen haben, Professor?« fragte Nicole Duval.
»Ja, Nicole. Ich meine La Zanuga. Nur sie allein weiß, wer die Mädchen sind. Und wir müssen uns fragen, wie sie ihnen auf die Spur gekommen ist. Ich habe den Verdacht, daß sie schon vorher wußte, wenn ein Patient von diesen Mädchen überfallen werden sollte.«
»Haben Sie einen Beweis dafür?« fragte die Sekretärin weiter.
»Noch nicht«, gab Zamorra zur Antwort. »Aber diesen Beweis werden wir finden. Und wenn ich den ganzen Norden Portugals Zentimeter um Zentimeter nach Spuren absuchen müßte. Es gibt eine unbekannte Größe in der ganzen Geschichte. Und die werde ich herausfinden.«
Sie kamen an der Stelle vorbei, wo man über einen kleinen Seitenpfad zwischen den Felsen das Hochplateau erreichen konnte. Und bald war die Stelle erreicht, wo Schwester Marghita Golvez von diesen Felsen gestürzt worden war.
»Ich war mit dem Capitano dort oben«, erklärte Zamorra. »Die Stelle ist so gut abgesichert, daß kein Tourist abstürzen kann. La Zanuga hat den Drahtzaun der Absperrung durchschnitten und das Mädchen heruntergestürzt.«
»Also ist die Zigeunerin die selbst eingesetzte Rächerin der Vampire?« fragte Bill Fleming. »Damit wäre doch alles erklärt.«
»Ja und nein«, sagte Zamorra. »Gerade dieser Punkt macht mir noch Kopfzerbrechen. Nehmen wir einmal an, die Zigeunerin habe gleichfalls hellseherische Fähigkeiten. Sie hat die Gabe, Vampire aufzustöbern. Aber warum überläßt sie die Bestrafung nicht den örtlichen Behörden?«
»Sie wird der Meinung sein, daß eine Bestrafung mit den üblichen Mitteln nicht ausreicht, Professor«, sagte Nicole. »Ein Vampir gibt doch seine Blutgier nicht so leicht auf, oder? Und diese Zanuga wird vermeiden wollen, daß einer dieser weiblichen Vampire sein Unwesen fortsetzt.«
»Das wäre eine Erklärung«, meinte Zamorra nachdenklich. »Nur ist da etwas im Spiel, was ich mir nicht erklären kann.«
»Und das wäre?« fragte Bill Fleming.
»Wie kommt es, daß La Zanuga so beweglich ist? Immerhin hat sie diese Schwester Marghita gestellt, die in Vila Tangil ihren Dienst tut. Das ist aber mehr als fünfzig Kilometer von der Stadt Porto entfernt. Und sie ist ausschließlich nach Porto gekommen, damals, vor
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