0034 - Das Teufelsauge
Bill. Und nun bitte ran an den Straßenrand. Die erste Stunde ist um. Ich übernehme das Steuer.«
Sie waren schon bei ihrer Abfahrt in Frankreich überein gekommen, sich alle Stunden am Steuer abzulösen.
Bald erreichten sie die spanischportugiesische Grenze. Bei der Paß- und Zollabfertigung gab es weder Schwierigkeiten noch wesentlichen Zeitverlust.
Und drei Stunden später fuhren Bill Fleming und Nicole Duval in die Hafenstadt Porto ein.
Sie erkundigten sich nach der Präfektur. Dort sollten sie, wie mit dem Professor besprochen, Name und Anschrift von Zamorras Hotel erfahren.
»Der Señor Professor wohnt im ›Ambassador‹«, gab der diensttuende Beamte Auskunft. »Aber zur Zeit ist er mit dem Capitano an einem neuen Tatort. Sie können meinem Kollegen folgen, wenn Sie möchten. Er war soeben hier und hat mit Señor Capoas Bruder gesprochen. Er ist Arzt in dem Hospital, in dem es einen weiblichen Vampir geben muß.«
Bill Fleming blieb der Mund offen stehen. Aber Nicole Duval zog ihn am Ärmel mit sich fort. Sie hatte gehört, wie draußen ein Wagen angelassen wurde.
Schnell lief sie an Bill Flemings Seite in den Hof. Sie stellte sich dem Beamten vor, der gerade abfahren wollte.
»Bien, Señorita«, sagte dieser. »Sie können mir folgen, wenn Sie wollen. Ich fahre zurück zum Capitano und dem Señor Professor.«
***
»Nun?« fragte Kapitän Capoa, als sein Fahrer zurückkam. »Was haben Sie von meinem Bruder erfahren?«
»Es handelt sich um eine Schwester Carmela«, meldete der Beamte. »Carmela Pados. Und ich habe mir auch bestätigen lassen, daß Ihr Bruder dem Mädchen die zwei Bücher für Sie mitgegeben hat.«
»Das ist immerhin schon etwas«, meinte der Kapitän. »Wir wissen also, daß wir nach einer Carmela Pados zu fahnden haben. Ich wüß- te nur zu gern, wo wir damit beginnen sollten.«
Der Beamte reichte dem Kapitän einen Zettel mit einer Notiz.
»Was ist das?« fragte Capoa.
»Das ist die Heimanschrift der Krankenschwester, Capitano. Ihr Bruder sagte mir, daß sie dort mit ihrer Schwester und ihren drei Brüdern lebt. Für heute sollte dort so etwas wie ein Familientreffen stattfinden.«
»Gut, danke.«
Capoas Aufmerksamkeit wurde durch etwas anderes in Anspruch genommen.
Nur eine halbe Minute nach dem Eintreffen des Beamten fuhr das Modell eines Wagens vor, von dem er immer schon geträumt hatte.
Es war Zamorras Citroën.
Der Professor ging erfreut auf den Wagen zu. Die Begrüßung zwischen ihm, Nicole Duval und Fleming war mehr als herzlich.
»Nun, alter Freund?« fragte er. »Irgendwelche Zwischenfälle?«
»Keine. Und wie steht es mit dir?« fragte Bill Fleming.
»Hier hat sich allerhand getan«, antwortete Zamorra. »Und zwar ein paar ausgemachte Scheußlichkeiten. Ich erzähle euch gleich ausführlich davon. Zuvor aber laßt euch dem Kapitän Capoa vorstellen.«
Damit ging er auf den Capitano zu und zeigte auf Nicole und Bill, die ihm folgten.
»Capitano«, sagte er. »Ich darf Ihnen hier meine Sekretärin vorstellen. Mademoiselle Nicole Duval.«
Der Kapitän war auf den ersten Blick von Nicoles Erscheinung beeindruckt.
»Señorita«, sagte er und machte eine gelungene Verbeugung.
»Und das ist Bill Fleming aus Amerika«, fuhr Zamorra fort. »Er versucht, jeden Kriminalfall und jede dämonische Erscheinung auf nüchterne, wissenschaftliche Art zu erklären. Er hält nicht viel von Eingebung, Hypnose und Hellseherei.«
»Das könnten wir in den vorliegenden Fällen aber gebrauchen«, sagte Capoa mit einem Lächeln und reichte dem Amerikaner die Hand.
Dann wandte er sich an Zamorra.
»Professor«, sagte er. »Fürs erste sind meine Ermittlungen hier abgeschlossen. Ich werde mit meinen Beamten zurück zur Präfektur fahren. Den Abtransport der Leiche werde ich sofort veranlassen. Es liegt auf der Hand, daß wir keine Obduktion vornehmen lassen müssen. Ich darf Sie notfalls als Zeugen für den Umstand benennen, daß es sich um einen schauderhaften, grausamen Akt von Vampirismus handelte?«
»Si, Capitano«, sagte der Professor. »Ich werde mich für den Rest des Tages ein wenig in der Gegend umsehen. Und am Montagmorgen darf ich mich bei Ihnen in der Präfektur einfinden, wenn La Zanuga bei Ihnen auftaucht. Ich würde ihr gern ein paar Fragen stellen.«
»Das habe ich auch vor«, sagte Capoa und stieg in seinen Wagen.
Nachdenklich sahen Zamorra, Nicole und Bill Fleming den davonfahrenden Beamten nach.
***
Für Zamorra war es ein Gefühl der Erleichterung,
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