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0034 - Dracula gibt sich die Ehre

0034 - Dracula gibt sich die Ehre

Titel: 0034 - Dracula gibt sich die Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie kam zu Fall und fiel auf den Rücken.
    Übergroß sah sie den Blutsauger vor sich stehen. Im selben Moment verließ der zweite Vampir das Zimmer. Auf seinen Armen trug er den kleinen John, der immer noch zum Steinerweichen schrie und jammerte. Mit seiner Beute jagte der Untote auf die Treppe zu und hetzte die Stufen hinunter.
    John Conolly war nicht mehr zu retten. Doch Polly sollte auch nicht ungeschoren davonkommen. Wild warf sich der zweite Vampir auf sie. In einer instinktiven Bewegung zog Polly beide Beine an und ließ sie im richtigen Moment vorschnellen. Sie hatte vor Jahren einen Judokursus belegt, und da waren diese Übungen bis zum Erbrechen trainiert worden.
    Der Vampir bekam die Schuhe genau gegen die Brust. Er wurde zurückgeschleudert, fiel zu Boden und überschlug sich. Polly sprang auf. Mit einem Riesensatz war sie über den Vampir hinweg und rannte auf die Treppe zu. Der Untote wälzte sich zur Seite und riß an dem Teppich, der auf dem Parkettboden lag.
    Polly wurden die Beine unter dem Körper weggezogen. Sie knickte nach rechts, ihre Arme wirbelten, versuchten irgendwo Halt zu finden. Sie fiel gegen die Wand und konnte sich im letzten Moment abstützen.
    Der Vampir kam wieder auf die Beine und jagte Polly entgegen. Da setzte das Kindermädchen alles auf eine Karte. Polly sprang.
    Von der obersten Treppenstufe flog sie über die restlichen Stufen hinweg, landete hart in der Diele. Sie wurde von dem eigenen Schwung nach vorn gerissen und fiel. Jetzt kamen ihr wieder die Judokenntnisse zugute. Polly zog den Kopf in den Nacken und rollte sich über die rechte Schulter ab. Fast schulmäßig. Und schon stand sie wieder.
    Aber der Blutsauger gab nicht auf. Es wäre wider seine Natur gewesen, ein Opfer, das sich mit ihm im selben Haus befand, laufenzulassen. Er mußte es haben und zu einem der ihren machen.
    Trotz der Panik, die Polly schüttelte, konnte sie noch einen klaren Gedanken fassen. Und sie wußte, wie man Vampire tötete. Durch geweihtes Silber oder durch einen Eichenpflock. Auch vor einem Kreuz hatten die Blutsauger Angst. Und der letzte Begriff brannte sich in Pollys Hirn fest. Sie wußte, wo ein Kreuz hing.
    In Bill Conollys Arbeitszimmer. Sie war mehrere Male dort gewesen und hatte es an der Wand hängen sehen. Sie wußte, daß Mr. Conolly es einmal von einer seiner langen Reisen mitgebracht hatte. Das Kreuz war eine Rarität. Es stammte aus Italien, hatte dort Hunderte von Jahren in einem Kloster gehangen, bevor es von einem Antiquitätenhändler erworben wurde. Bill Conolly hatte das Kreuz gekauft. Ihm gefiel damals die Urwüchsigkeit des Holzes, an dem kaum etwas verändert worden war.
    Bevor der Vampir die Treppe überwunden hatte, war Polly wieder auf den Beinen und hetzte auf das Arbeitszimmer zu. Sie riß die Tür auf, so wuchtig, daß sie gegen die Wand knallte und wieder zurücksprang.
    Das Kreuz hing über einer alten Truhe. Es hatte die Größe eines Männerarms. Das Holz war klobig, zeigte Rundungen und hervorspringende Äste, doch es war in seiner Schlichtheit einmalig. Mit einem Sprung hatte Polly das Kreuz erreicht und nahm es von der Wand. Sie wirbelte herum. Da stürzte der Vampir in den Raum.
    »Bleib, wo du bist, Blutsauger!« schrie das Kindermädchen. »Im Namen Jesu Christi!«
    Der Untote stoppte abrupt seinen Lauf. Er zuckte zusammen, als hätte er einen Stromstoß erhalten, duckte sich und begann zu wimmern. Der Anblick des Kreuzes mußte ihm gewaltige Schmerzen bereiten. Wie würde es aber sein, wenn er mit dem geweihten Gegenstand in körperlichen Kontakt geriet? Polly hatte plötzlich keine Angst mehr. Mutig und entschlossen schritt sie auf den Vampir zu. In ihren Augen loderte ein unbedingtes Vertrauen zu dem Gegenstand, den sie in der Hand hielt. Sie fühlte, wie eine neue Kraft sie durchströmte, und zuckte nicht einmal zusammen, als das Telefon anschlug. Sie ließ es läuten.
    Achtmal…
    Unbeirrt ging Polly weiter. Der Vampir duckte sich und winselte. Man sah ihm an, daß er sich am liebsten in eine Höhle verkrochen hätte. Um den Anblick nicht länger ertragen zu müssen, hob er den rechten Arm, winkelte ihn an und schützte seine Augen.
    »Sei verflucht, du Höllenwesen!« schrie Polly. »Sei verflucht für alle Zeiten!«
    Der Vampir heulte auf. Er schrie und jammerte in einem. Dann aber machte er auf dem Absatz kehrt, warf sich mit einem Sprung durch die Tür und verschwand im Gang. So schnell ihn seine Füße tragen konnten, jagte er davon. Polly

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