0035 - Wir brachen den Terror
Vorspielen können. Selbst, wenn Sie in Wirklichkeit kein G-man wären, so würde ich Sie doch töten, einfach aus dem Grund, da Sie jetzt mein richtiges Gesicht kennen. Also, wie heißen Sie?«
Ich war überzeugt, dass er die Wahrheit sagte. Ich dachte, dass es keinen Sinn hatte, ihn unnütz zu ärgern. Er gehörte zu jener Sorte von Gangsterchefs, deren Eitelkeit sie immer wieder dazu verführt, sich ihren Opfer in aller Macht zu zeigen, .und wenn es auch so aussah, als würde ich mein Wissen niemals mehr verwerten können, so war ich doch immer noch scharf darauf, alles über Charles Lang zu erfahren.
»Jerry Cotton«, antwortete ich. »Und ist Charles Lang Ihr richtiger Name?«
Er nickte. »Allerdings, Agent Cotton. Ich wurde unter diesem Namen in Tyrontown geboren. Ein Einheimischer also.«
»Sie haben es ziemlich weit gebracht, Mr. Lang. Ich gestehe Ihnen, ich hatte nie den geringsten Verdacht gegen Sie.«
Er lächelte wie ein Tiger, der sich ausnahmsweise das Kraulen gefallen lässt.
»Niemand in Tyrontown hatte je den geringsten Verdacht gegen mich, Agent Cotton. Vom ersten Augenblick an habe ich immer vorgesorgt, dass ich in den Augen meiner lieben Mitbürger als der Vorkämpfer für alle Ideale der Freiheit und der Gerechtigkeit dastand.« Er kicherte.
»Oft ist es mir grandios witzig vorgekommen, dass Charles Lang gegen Charles Lang wetterte, und dass Charles Lang alle Maßnahmen des Bürgerausschusses zunichtemachte, die Charles Lang eingeleitet hatte.«
Er beugte sich weiter über den Schreibtisch nach vorn.
»Sehen Sie, Cotton, es war sehr wichtig, dass ich immer über alle Absichten der Gegenseite Bescheid wusste, und ich konnte nicht besser darüber Bescheid wissen, als wenn ich selbst der erste Mann der Gruppe war, die diese Absichten zu verwirklichen trachtete. Ja, ich ging soweit, dass ich selbst die meisten Ideen zum Kampf gegen die mächtige Gruppe im Gebäude der Tyrontown News gebar. Sehr schöne Ideen. Sehr tapfere Gedanken! Sie hatten alle nur den einen Nachteil, dass sie sich entweder von vornherein nicht verwirklichen ließen, oder dass die Gegenseite sie durch ihre Maßnahmen abwürgte. Nehmen Sie nur mal den Fall mit der Versammlung im Farmer House. Ich halte eine sehr mutige Rede. Ich putsche die Leute auf, und dann, in der Sekunde, da sie sich zum Kampf entschlossen haben, geht das Licht aus, und sie werden jämmerlich verprügelt. Klar, dass nichts mehr von ihrem Kampfesmut bleibt, außer der Hochachtung vor Charles Lang, der sich der brutalen Gewalt entgegenwirft und sie herausfordert. Dabei wusste nicht einer der Tyrontown News Leute, dass ich eigentlich zu ihnen gehörte, und trotzdem war es für mich ganz einfach, ihren Fäusten zu entgehen. Ich brauchte nur eine Leuchtplakette aus der Tasche zu nehmen und anstecken, und schon war ich vor ihnen sicher. Übrigens, Cotton, haben Sie damals nicht das Umgekehrte getan?«
»Genau!«, stimmte ich zu. »Ich habe die Plakette abgenommen und ein paar von den Trägern des Dinges verprügelt. Schade, dass ich nicht an Sie geraten bin.«
»Dachte ich mir doch«, sagte Lang. »Ich konnte mir gar nicht erklären, wieso zwei Leute von uns auf der Strecke geblieben waren. Nach meiner Berechnung mussten die Bürger wie die Hasen auseinanderspritzen. Na ja, damals hatte ich natürlich noch keine Ahnung, dass Sie ein G-man waren.«
»Und woher wissen Sie es jetzt?«
»Wollen Sie nicht noch wissen, warum ich meine eigene Zeitung zerstören ließ?«, fragte er.
»Erzählen Sie mir, was Sie wollen. Ich finde alles interessant.«
»Ja, sehen Sie, die Zeitung musste ihr Erscheinen einstellen, weil es sich nicht vermeiden ließ, dass hin und wieder ein Blatt doch über die Grenzen Tyrontowns hinausgetragen wurde, und Sie wissen ja, dass ich in der Zeitung manche Dinge sehr offen aussprach. Hätte ich aber einfach die Zeitung nicht mehr gedruckt, dann hätten meine Mitbürger gesagt: Charles gibt auf! Und ich hätte viel von ihrem Vertrauen verloren. Darum ließ ich meine eigene Redaktion und Druckerei von meinen eigenen Leuten der anderen Seite in einen Trümmerhaufen verwandeln, erreichte meinen Zweck und sicherte mir außerdem zum Vertrauen noch das Mitleid der Leute.«
»Genial, Mr. Lang«, bestätigte ich. »Wir werden es schwer haben, Sie an den Galgen zu bringen.«
Er prallte zurück und blickte verdutzt aus der Wäsche. Dann zwang er sich zu einem Lachen.
»Wenn’s mir Spaß machen würde, Sie auf diese Weise umzubringen, G-man,
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