0036 - Wir spielten hinter den Kulissen
scharenweise junge Maler, Dichter, Schriftsteller, Bildhauer und Schauspieler treffen kann. Alles Leute, die gern zusammensitzen, aber keine hohen Preise bezahlen können.
Ich kannte Holdy von einer früheren Gelegenheit her. Er war mir verpflichtet, denn ich hatte einiges für ihn getan. Und Holdy gehörte nicht zu den Leuten, die Freundschaftsdienste vergessen.
Im Roten Salon traf ich ihn.
»Hallo, Cotton!«, polterte er unter seinem Seehund-Schnauzbart hervor.
»Fein, dass Sie sich wieder mal bei mir sehen lassen! Allein?«
Ich nickte.
»Gut, dann gehen wir am besten in den Grünen Salon. Dort ist es heute Abend ziemlich ruhig. Oder wollen Sie mitten ins Getöse?«
»Nein, Ruhe ist mir lieber.«
»Okay, dann kommen Sie!«
An Ort und Stelle angekommen, verschwand Holdy hinter der Theke und flüsterte dem Mixer etwas ins Ohr. Der warf mir einen ehrfurchtsvollen Blick zu, knöpfte den oberen Knopf seines Hemdes auf und holte ein Schlüsselchen hervor, dass er an einem dünnen Silberkettchen um den Hals trug. Damit schloss er ein Fach in der Theke auf und brachte eine total verstaubte Flasche hervor. Holdy nahm sie selbst in die Hand und kam mit zwei Gläsern zurück an unseren kleinen Tisch, den wir uns in einer Ecke ausgesucht hatten.
»Da!«, sagte er voller Stolz.
Es war ein echter französischer Cognac, mindestens dreißig Jahre alt. Wie Holdy so etwas fertigbrachte, war mir immer schleierhaft. Sie können bei Holdy das ausgefallenste Getränk der Weltgeschichte bestellen, wenn er es nicht vorrätig hat, zahlt er Ihnen sofort fünfzig Dollar bar auf den Tisch. Und einen Tag später ist das Getränk vorrätig. Man erzählte sich, es sei ganze vier Mal vorgekommen, dass Holdy seine fünfzig Dollar hätte bezahlen müssen. Wir genossen den herrlichen Stoff schlückchenweise. Nach einem verdienten Lob über den Cognac steuerte ich auf mein Ziel los.
»Holdy«, begann ich leise.
»Ja, Cotton? Was gibt’s? Eine fette Nummer gesucht? Raubmörder oder so etwas?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Nein. Ein Kollege von mir hat bei irgendeiner Gelegenheit die Mara kennengelernt. Scheint sich ein bisschen in sie verliebt zu haben. Er weiß aber nicht, wie er an sie herankommen kann.«
Holdy schüttelte seinen schnauzbärtigen Kopf.
»Soll die Finger von der Frau lassen«, brummte er. »Wäre schade um den Boy.«
»Wieso«
»Na, die Mara - das ist eine Sache für sich.«
»Holdy, werden Sie mal deutlicher!«
Er beugte den Kopf vor und raunte: »Sie meinen die Ava Mara, Star der Hallmount ?«
»Richtig, genau die.«
»Noch einmal, Cotton: Ihr Kollege soll die Finger von dieser Frau lassen! Sie ist ein Rasseweib, schön, das bestreitet keiner. Aber erstens ist sie nicht ganz normal, und zweitens schnupft sie Kokain. Das dürfte kaum das Richtige für einen G-man sein, nicht?«
»Da haben Sie recht, Holdy. Woher wissen Sie das übrigens von der Mara?«
»Cotton, in meiner Bude verkehren alle, die sich für Künstler halten und in New York eine Wohnung haben. Da hört man allerlei. Sie werden mir das nicht antun, dass ich Ihnen meinen Gewährsmann verraten soll.«
»Nein, nein, Sie können die Quelle Ihrer Informationen ruhig für sich behalten, Holdy. Ich möchte nur wissen, wie viel man auf diese Auskünfte geben kann.«
»Was ich Ihnen über die Mara sagte, das stimmt, Cotton. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
»Okay, Holdy, dann glaube ich’s. Wie kommt es eigentlich, dass die Mara so oft in New York ist? Unsere Filmgrößen pflegen sich doch eher in Hollywood aufzuhalten?«
»Sie hat mit einer hiesigen Fernsehgesellschaft einen Zweijahresvertrag über die Hallmount Gesellschaft, bei der sie filmt. Der Vertrag wurde im September vorigen Jahres unterzeichnet, seit der Zeit hat sich die Mara in New York eine zweite Wohnung gemietet.«
»Donnerwetter, Holdy. Sie wissen aber verdammt viel.«
Er lachte.
»Man hört eben allerhand, wenn die einschlägigen Kreise bei einem verkehren.«
Ich nickte gedankenversunken. Während er mir noch einen Cognac einschenkt, brummte ich: »Ich habe ein paar Fragen, die werden Sie mir sicher nicht beantworten können, Holdy.«
Er zuckte mit den Achseln.
»Schießen Sie mal los, Cotton. Vielleicht kann ich’s doch.«
»Ich möchte gern wissen, bei welcher Schneiderin die Mara arbeiten lässt, außerdem würde mich interessieren, welchen Juwelier sie bevorzugt.«
»In Hollywood oder hier in New York?«
»Hier bei uns.«
Er strich sich nachdenklich über seinen
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