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0036 - Wir spielten hinter den Kulissen

0036 - Wir spielten hinter den Kulissen

Titel: 0036 - Wir spielten hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir spielten hinter den Kulissen
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gestreckten Handkante auf sein Armgelenk, dass er vor Schmerz aufschrie.
    »Sind Sie wahnsinnig, Gorry? Es gibt Gifte, von denen ein tausendstel Gramm genügt, um Sie umzubringen! Was Sie da an Ihrem Daumen ablecken wollen, das ist mindestens eine Menge von einem Gramm, genug, um ein Pferd umzuwerfen!«
    Er grinste verlegen.
    »Glauben Sie denn, dass das ein gefährliches Gift ist?«, fragte er naiv.
    »Ich garantiere es Ihnen, Gorry«, sagte ich langsam.
    Er kratzte sich hinter dem Ohr. Seine rot schimmernde Bürstenfrisur stand in alle Himmelsrichtungen vom Kopf ab.
    »Na, vielen Dank, Cotton«, brummte er. »Sie haben einen verdammt guten Schlag.«
    »Es ging nicht anders. Sie hatten ja den Daumen schon zehn Zentimeter vor der Zunge.«
    »Ja, ja. Ich wollte sehen, wie das Zeug schmeckt. Wer warf es übrigens zum Fenster hinaus?«
    »Ein älterer Herr, der eine randlose Brille trägt und außerdem behauptet, Arzt zu sein.«
    Gorry starrte auf die Röhre mit dem gefährlichen Pulver.
    »So, so«, murmelte er. »Und dann wirft er solche Sachen kurzerhand zum Fenster hinaus. Seltsam was, Cotton?«
    Ich war schon wieder im Begriff, die Treppe hinabzugehen.
    »Finde ich gar nicht«, sagte ich über die Schulter zurück zu Gorry, der mir nachblickte. »Eigentlich war so etwas zu erwarten.«
    Er sah nicht sehr geistreich aus, als ich ihm das zurief.
    ***
    Während die anderen Gäste dazu verurteilt waren, sich im Salon aufzuhalten, bis sie von den Vernehmungsbeamten der Mordkommission gebraucht wurden, konnte ich aufgrund meines FBI-Ausweises mich überall frei bewegen.
    Nachdem ich bei Gorry meinen Fund abgeliefert hatte, ging ich zurück in den Salon und setzte mich wieder in meinen Sessel. Mr. Hallem kam sofort auf mich zugeschossen und schnaufte böse: »Hören Sie mal! Warum können Sie sich frei bewegen, während wir hier wie Gefangene im Salon sitzen müssen? Ist das etwa gerecht, he? Wie kommen Sie zu diesen Vorrechten?«
    Ich grinste.
    »Es gehört zu meinem Beruf, Mister Hallem, in solchen Situationen solche Vorrechte zu haben. Beruhigt Sie das?«
    »Nein, nicht im geringsten!«
    »Dann tut es mir leid.«
    »Ich finde das ungerecht! Sie waren hier Gast wie alle anderen auch heute Abend!«
    »Stimmt. Nur habe ich mich dementsprechend benommen, was von Ihnen nicht behauptet werden kann«, erwiderte ich gemütlich. »Oder finden Sie es etwa in der Ordnung, dass gewisse Gäste mit einem Dietrich vor abgeschlossenen Zimmern des Hausherrn stehen?«
    Der Hieb saß. Er holte tief Luft, als wenn er mich gleich fürchterlich anbrüllen wollte, dann überlegte er sich’s aber anders, drehte sich auf dem Absatz um und zog sich beleidigt zurück, indem er einige nicht ganz salonfähige Ausdrücke vor sich hin brummte.
    Ich kümmerte mich nicht um sein hysterisches Getue, sondern ließ mich zufrieden zurück in meinen Sessel gleiten. Aufmerksam sah ich mich um. Der Salon war mit herrlichen Möbeln ausgestattet. An einer Breitseite zogen sich niedrige Glasschränke hin, hinter denen man reihenweise kostbare Kristallgläser stehen sah. Sie waren von der gleichen Art, aus denen man uns unsere Getränke serviert hatte. Wenn man genau hinsah, entdeckte man in den Reihen der Gläser die Lücken, wo normalerweise wahrscheinlich die standen, aus denen heute Abend die Gäste getrunken hatten.
    In meinem Gehirn arbeitete es fieberhaft. Meine Augen hingen wie gebannt an den langen Reihen der geschliffenen Kristallgläser. Sie waren aus schwerem, dickem Glas und hatten wahrscheinlich in dieser großen Zahl, in der sie vorhanden waren, ein kleines Vermögen gekostet. Aus einem dieser Gläser hatte auch der Hausherr getrunken, zwei Minuten, bevor er plötzlich umfiel und tot war. Aus Gläsern der gleichen Art hatten wir alle getrunken. Durch nichts unterschieden sie sich voneinander. Alle waren haargenau gleich geschliffen. Trotzdem war es irgendeinem möglich gewesen, ein bestimmtes Glas dem Hausherrn zuzuspielen. Wie? Wie hatte dieser unbekannte Täter Gläser auseinanderhalten können, die sich glichen wie ein Ei dem anderen?
    Ich stand auf und bummelte langsam quer durch den großen Salon, dessen Ausmaße die einer kleinen Halle waren. Vor der Portiere, die den Zugang zur Eingangshalle der Villa verdeckte, stand einer der drei Männer, die Gorry von seinem Stab hier im Salon zurückgelassen hatte.
    »Cotton, FBI«, raunte ich dem Mann zu und hielt ihm meinen Dienstausweis so hin, dass es die Gäste nicht sehen konnten.
    Er erkannte

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