0037 - Der Zombie-Macher
völlig von einem Paar riesiger dunkler Augen beherrscht wurde. Die weißen Haare auf dem Kopf gaben dem Gesicht des Mannes das Aussehen eines Gelehrten, der auf der Suche nach dem Stein der Weisen ist.
»Ah, Masters, das sind also die beiden Besucher, die sie mir angekündigt haben. Ich hoffe, Sie haben die Herrschaften schon auf einen unschönen Anblick vorbereitet. Doch erst muss einmal der Höflichkeit Genüge getan werden, zumal wir uns ja im Angesicht des Todes befinden, oder etwa nicht?« Der kleine Mann beschrieb mit der Hand eine weite Geste, die den ganzen Raum umschloss.
»Hier liegen sie alle, meine Kinder«, sagte der alte Mann. »Viel zu früh haben sie aus dem Leben scheiden müssen. Und sie hatten noch so viel vor sich gehabt. Doch das interessiert sie ja wohl nicht, oder? Sie schenken sicherlich nur Tabellen und Zahlenreihen Glauben. Das Geheimnisvolle, Philosophische ist Ihnen wahrscheinlich fremd.«
Zamorra machte sich anstelle einer Antwort dem kleinen Mann bekannt. Der wurde augenblicklich rot und geriet ins Stottern. »So habe ich es natürlich nicht gemeint. Nur, man findet so wenige Menschen, die sich noch Gedanken durch den Kopf gehen lassen. Die meisten haben ja keine Zeit dazu. Ich bin natürlich stolz, dass einer der angesehensten Parapsychologen den Weg zu mir gefunden hat.«
Zamorra winkte bescheiden ab. »Ist schon in Ordnung. Nur kein Aufsehen bitte«, konnte Zamorra gerade noch sagen, da drehte sich der kleine Mann schon um und rannte voraus.
Die drei folgten ihm.
»Was ist das denn für ein Verrückter?«, fragte Nicole den jungen Beamten, der sie durch das Haus führte.
»Verrückt ist er mit Sicherheit nicht«, gab Kevin Masters flüsternd zur Antwort. »Früher einmal hat er in den Labors gearbeitet, nachdem er bei einem Einsatz verletzt worden war und er versetzt werden musste. Kündigen wollte man ihm nicht, und er selbst hätte nie aus freien Stücken seinen Abschied genommen. Er gehörte einmal zu den Ausgefuchsten des Hauses. Und er hatte keine besondere Ausbildung. Alles selbst beigebracht und durch eine vielseitige Praxis verfeinert und perfektioniert.«
Zamorra empfand eine gewisse Hochachtung vor dem Alten. Er musste auf seine Art wirklich ein Original sein.
Vor einer der Kühlboxen blieb der Leichenbewacher stehen. Eifrig winkte er seine Besucher heran. Dann zog er die Schublade auf. Fast lautlos glitt sie auf Laufrollen aus der Kühlkammer heraus.
Unter einem weißen Laken zeichneten sich die Umrisse einer menschlichen Gestalt ab.
Der alte Jones zog das Laken vom Gesicht des Toten. Zamorra wollte Nicole noch andeuten, sie möge sich umdrehen, falls sie den Anblick nicht würde ertragen können, doch seine Warnung kam zu spät.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte die junge Frau in ein Gesicht, in dem der Tod seine grausamen Spuren hinterlassen hatte. Es musste ein schlimmer Tod gewesen sein, denn das Gesicht war in seiner Angst bis zur Unkenntlichkeit verzerrt.
Zamorra begann sofort nachzudenken. Mit wenigen Worten teilte er seine Überlegungen den anderen mit. »Dem Gesicht nach zu urteilen, muss das Opfer seinen Mörder gesehen haben. Und der Anblick muss alles andere als schön gewesen sein. Wenn er nämlich überrascht worden wäre, dann trüge sein Gesicht einen ganz anderen Ausdruck. Der Mörder muss sich seiner Sache wirklich sicher gewesen sein. Entweder hatte er überhaupt keine Ahnung, dass er einen Polizisten vor sich hatte, oder er wusste ganz genau, dass man ihm nichts würde anhaben können. Mr. Masters, hat man eigentlich schon irgendeinen Verdacht?«
Kevin Masters schüttelte verneinend den Kopf. »Nein, Professor. Bis jetzt tappen wir immer noch im Dunklen. Wir haben uns erst einmal auf dem Friedhof umgeschaut, von dem die letzte Leiche verschwunden ist. Wir haben Fußspuren gefunden, die zur Friedhofsmauer führten und dort aufhörten. Daher nehmen wir an, dass derjenige, von dem die Spuren herrühren, über die Mauer geklettert ist. Jenseits der Mauer auf der Straße waren dann noch Lehmspuren zu sehen, die sich aber sehr schnell verloren. Wenn es nicht zu fantastisch wäre, würde ich fast sagen, dass der Tote von selbst aus seinem Grab aufgestanden und verschwunden ist.«
Wie erstaunt wurde sein Gesicht, als der Professor zustimmend nickte. »Das ist durchaus möglich. Erstens ist der Tote, an dessen Grab wir eben gestanden haben, nicht ausgegraben worden. Es waren immerhin keinerlei Spuren vom Gebrauch irgendwelcher Werkzeuge
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