0037 - Der Zombie-Macher
hätte er seine Persönlichkeit offen dargelegt und als könne er nichts verbergen.
Wie lange diese Unterredung gedauert hatte, wusste Magruder nicht mehr. Auch hatte er sehr schnell alles vergessen, über das man geredet hatte. Wie das kam, konnte er sich überhaupt nicht erklären.
Zuerst konnte er sein Anliegen überhaupt nicht vorbringen, erinnerte sich Jeff Magruder. Und dann plötzlich stand das Thema im Raum. In regelmäßigen Abständen suchte er die Adresse auf, die ihm immer dann einfiel, wenn es soweit war. Ansonsten hätte er das Haus nicht finden können. Es musste so sein, dass ihn der Unbekannte hypnotisiert hatte, nur wusste Magruder das nicht mit Sicherheit, weil er ja nur seine eigene Realität kannte.
Nach kurzer Zeit bereits war er dem Unbekannten verfallen. Und dann erfuhr er auch seinen Namen. Mordius! So nannte er sich und so musste auch Magruder ihn anreden.
Er sei der Herr über Leben und Tod, hatte er dem Ratsuchenden erklärt, und er könne ihn unsterblich machen, er müsse nur Vertrauen in ihn setzen und keine neugierigen Fragen stellen.
Magruder verfiel dem Unheimlichen mehr und mehr. Er kümmerte sich kaum noch um die Frauen, und alle in seiner Umgebung meinten, er hätte endlich die große Liebe gefunden. Doch sie täuschten sich.
Das war alles das Werk von Mordius. Er hatte von Magruder verlangt, alle privaten Kontakte zu irgendwelchen Fremden abzubrechen und sich bereitzuhalten. Er, Mordius, würde ihn rufen, wenn es soweit wäre, dass er ihm die Unsterblichkeit verleihen würde.
Und Magruder hielt sich strikt an die Anweisungen.
Doch es fiel ihm verteufelt schwer. Er konnte es kaum noch erwarten, dass Mordius ihn endlich zu sich rief.
Er ahnte, dass es nicht mehr lange dauern könne.
Doch erst hatte er noch eine geschäftliche Verabredung einzuhalten, die er unbedingt wahrnehmen musste.
Mit einem Seufzer erhob sich der Manager von seinem Schreibtischsessel und trat ans Fenster. Sein Büro befand sich im zweiten Stock. Unten im Hof, genau unter dem Fenster, sprudelte ein Springbrunnen.
Magruder stand oft hier und schaute dem Spiel des Wassers zu. Es beruhigte ihn und beflügelte zugleich seine Gedanken.
So auch jetzt. Wie gebannt starrte der Manager in den kristallklaren Wasserstrahl, der etwa fünf Meter in die Höhe schoss, dort regelrecht zerplatzte, sich in Tausende kleiner Wasserdiamanten auflöste und wieder hinunterfiel in das Wasserbecken.
Magruder presste seine Stirn gegen die Fensterscheibe. Immer fester wurde der Druck, dass die Haut auf seiner Stirn von dem Druck allmählich weiß wurde.
Ewiges Leben – wie sinnlos ihm plötzlich dieser Gedanke erschien.
Ewiges Leben – war er einem Phantom nachgejagt? Gab es das überhaupt nicht? Hatte er von dem Unheimlichen nur geträumt?
Auf einmal überfiel den Mann eine nie gekannte Angst. War er verrückt?
Ja, so musste es sein. Er, Magruder, drehte allmählich durch. Nicht mehr lange, und er war reif für die Irrenanstalt. Bald würde man es bemerken. Dann würden alle mit dem Finger auf ihn zeigen und ihn auslachen. Seht doch mal da, der große Magruder, Held aller Frauen. Jetzt kann er noch nicht einmal selbst essen. Er muss gefüttert werden wie ein kleines Kind. Ohne seine Krankenschwester wäre er ja vollkommen hilflos. Seht doch, ist das nicht ein armes Schwein?
Magruder schloss gequält die Augen. Krampfhaft versuchte er nachzudenken, wie er überhaupt zu diesen Träumen gekommen war. Es gelang ihm nicht, eine Lösung zu finden.
Seine Gedanken rasten im Kreis, der sich auf einmal öffnete.
Stirb! , zuckte es durch den Kopf des Managers. Stirb! Mach deinem Leben ein schnelles Ende! Weiche den Problemen aus! Fliehe vor der Schande! Stirb! Stirb!
Wie ein Dröhnen jagte der Schrei durch sein Inneres.
Und er folgte der Aufforderung. Er duldete keinen Aufschub, wollte dem inneren Befehl, den er für seine eigene Erkenntnis hielt, sogleich nachkommen. Er nahm den Kopf zurück und stieß ihn wieder vor wie eine Schlange beim Angriff.
Mit einem lauten Klirren zerbrach die Scheibe.
Eine Scherbe verursachte einen tiefen Schnitt auf Magruders Stirn.
Augenblicklich sickerte schweres Blut aus der Wunde und tropfte auf das weiße Hemd des Managers.
Die Tür zu seinem Büro wurde aufgerissen. »Aber Mister Magruder, was machen Sie da?«, ertönte eine erschreckte weibliche Stimme.
Es war Magruders Sekretärin, die da völlig ratlos in der Tür zum Büro ihres Chefs stand. Sie wollte noch etwas sagen, doch das
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