0037 - Der Zombie-Macher
Grauen verschnürte ihr die Kehle.
Mit einem irren Lachen schwang ihr Chef sich auf das Fensterbrett. »Nein, ihr werdet mich nicht bekommen!«, stieß er hervor, und aller unbegründete Hass auf die Menschheit schwang in diesem Ruf mit.
Dann drehte er sich um.
Die Sekretärin, ein Mädchen von gerade neunzehn Jahren, wollte schreien, doch sie war wie gelähmt. Es kam nur ein schwaches Krächzen über ihre Lippen. Und dann musste sie untätig zusehen, wie ihr Chef seinen Griff am Fensterbrett löste und sich mit einem wilden Schrei in die Tiefe fallen ließ.
Als wäre das für sie der Auslöser gewesen, fing auch die Sekretärin an zu schreien. Sie kreischte auf, schlug sich die Hände vors Gesicht. Sie riss die Tür zum Gang auf und rannte wie eine Furie an den Türen vorbei, die nach und nach aufgerissen wurden.
Ehe jemand begriff, was überhaupt geschehen war, hatte Jeff Magruder bereits im Springbrunnen sein Leben ausgehaucht.
Er war ganz einfach ertrunken, denn bei dem Sturz aus dem Fenster hatte er sich nicht verletzt. Er war nur bewusstlos geworden.
***
Seit Stunden schon hockte Mordius zusammengesunken auf dem Stuhl in dem völlig abgedunkelten Raum. Er trug wieder seinen Helm, mit dessen Hilfe er geistig Zeit und Raum überspringen konnte. Er hatte im Augenblick wieder Kontakt mit einem Medium, das er sich in langen Unterhaltungen herangebildet hatte.
Ein neues Opfer für seine wahnsinnigen Versuche, mit denen er dem Tode und vor allen Dingen seinen Feinden und Spöttern trotzen wollte.
Deutlich sah er die Umgebung des Zimmers, in dem sein Medium saß. Es war ein Büro, aber eines von ganz erlesener Eleganz. Der Mann, durch dessen Augen er im Augenblick schaute, war Manager einer großen Firma, und er verfügte über eine ganze Menge Geld, auf das Mordius es unter anderem auch abgesehen hatte. Denn er brauchte neue Apparaturen, wenn er sein Wasser des Lebens herstellen wollte. Und diese Apparaturen waren teuer, so teuer, dass er sie sich ohne fremde Hilfe nicht leisten konnte.
Doch bei der Beschaffung der nötigen Summen kamen ihm seine Versuche indirekt zugute. Er brauchte Tote, um aus ihren Gehirnen die Grundsubstanz zu der geheimnisvollen Lösung zu gewinnen.
Diese Toten lernte er immer zu Lebzeiten kennen und hypnotisierte sie so, dass sie nach ihrem Wiederauferstehen sofort wussten, wohin sie gehen mussten. Doch bevor Mordius sie in den Tod schickte, ließ er sie ein Testament machen und sich als Alleinerbe einsetzen. Dann allerdings unter dem Namen Charles Haden.
Bis jetzt war alles gut gegangen, und niemand war ihm auf die Schliche gekommen. Aber sollten sie nur. Er hatte keine Angst davor. Mit seiner überragenden, schon dem Wahnsinn zuzurechnenden Intelligenz hatte er Vorrichtungen erfunden, mit deren Hilfe er sich gegen jeden Eindringling schützen konnte. Und niemand würde ihm etwas anhaben können.
Mordius konzentrierte sich wieder auf sein Medium. Es war ein Mann von vierzig, also in der Blüte seiner Jahre. Mordius hatte es kaum glauben wollen, als er ihm gegenübersaß. Und dann hatte er sehr schnell gemerkt, dass dieser Mann eine labile Natur war. Es war ihm sehr leicht gefallen, den Geist des Mannes in seine Gewalt zu bekommen.
Und wie leicht es ihm immer noch fiel, würde er jetzt gleich beweisen. Vor seinem geistigen Auge, das ihm die Bilder zeigte, die sein Medium sah, erkannte er einen Springbrunnen.
Und plötzlich sah er Blut. Die Umgebung ging in einem roten Nebel unter. Mordius stöhnte gequält auf. Er zuckte und bebte am ganzen Leib. Er warf seinen Kopf hin und her. Mit übermächtiger Anstrengung rang sein Geist die Todesangst im Geist des anderen nieder.
Und dann hatten seine Gedanken, sein Wille gewonnen. Er sah die Wasserfläche auf sich zurasen, wartete noch Sekundenbruchteile und zog dann seine Gedanken aus der Persönlichkeit des nunmehr Erstickenden zurück. Es war zu gefährlich für ihn. Noch niemand hatte ausprobiert, was geschieht, wenn man auf telepathischem Wege mit einem Sterbenden Kontakt aufnimmt. Auch Mordius wollte kein Risiko eingehen.
Er hatte sein Ziel erreicht. Wieder wartete ein Opfer darauf, sich auf seinen Operationstisch zu legen.
Jetzt musste er nur aufpassen, wo man den Mann begrub, damit er ihn in seinem Grabe lebendig machen konnte.
Er hatte drei Tage Zeit; also blieb ihm genug, um alles bis ins Kleinste vorzubereiten. Doch er musste sich beeilen. Der Erfolg, der greifbar nahe vor ihm stand, war wie ein Fieber, das ihn
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