0037 - Ein Planet spielt verrückt
zu umkreisen besann.
Er sah auf die Uhr. Hm, es wurde Zeit, sich häuslich einzurichten. Der Helm seines Druckanzuges war schnell geschlossen. Mühsam zwängte er sich dann in die kleine Bodenluke, die als primitive Luftschleuse diente. Eine Waffe nahm er nicht mit. Wozu auch? Hier konnte es niemand geben, der ihn bedrohte. Außerdem wollte er die Hände freihaben, denn es würde nicht leicht sein, die immerhin noch vorhandene Masse von federleicht gewordenen Felsbrocken um die Kanzel herum auf die Schiffshülle zu stapeln.
Harn war schon oft im freien Raum gewesen, und auch die geringere Schwerkraft des Mondes bedeutete ihm nichts Neues. Aber diesmal war es doch erheblich anders. Kaum war er unter der Rakete hervorgekrochen und richtete sich auf, da sackte der Berggipfel auch schon unter ihm weg, als habe er ihn mit einem einzigen Fußtritt fortgestoßen. Er stieg fast fünfzig Meter hoch und überschlug sich dabei langsam. Der Himmel drehte sich um ihn, und für einen schrecklichen Augenblick verlor er die Orientierung und glaubte, in das Universum hineinzufallen. Mit einigen wohlberechneten Bewegungen verlangsamte er seine Eigendrehung. Nun lag die Mondoberfläche wieder genau unter ihm und kam auch allmählich wieder näher.
Knapp zweihundert Meter neben der Rakete landete er sanft auf dem Abhang des Berges und klammerte sich unwillkürlich an einigen Felsbrocken fest. Dann aber lachte er und es war ein fröhliches, unbekümmertes Lachen. Das Lachen eines Jungen, dem ein mühsam ausgeheckter Streich gelungen war. Er visierte den schräg über ihm liegenden Berggipfel an und stieß sich vorsichtig ab. In zwei oder drei Meter Höhe glitt er wie ein Geschoß über die Halde hoch und war wieder über dem Plateau. Dicht bei der Rakete landete er.
Nun war er sicher, sich auf dieser Welt zielbewußt bewegen zu können. Es war nur eine Sache der Gewohnheit und der Anpassung.
Es lagen genug Felsbrocken umher. Er nahm sie einzeln und legte sie auf die Rakete, und zwar derart, daß schließlich nur noch die runde Kuppel daraus hervorlugte. Sie vom Raum her zu entdecken, war so gut wie unmöglich, umgekehrt aber hatte Harn die einmalige Gelegenheit, von hier aus das ganze System überblicken zu können, denn die langsame Rotation des Mondes ermöglichte den Blick nach allen Seiten. Auch ein plötzlicher Start bereitete keine Schwierigkeiten, denn die Steinbrocken bedeuteten für den starken Antrieb keine Belastung. Sie würden sofort abgleiten und zum Mond zurückfallen.
Harn sah auf die Uhr. Er hatte mindestens noch fünf Stunden Zeit, ehe es kritisch wurde. Vielleicht sollte er Verbindung mit der STARDUST aufnehmen und Fisher davon unterrichten, wo er sich niedergelassen hatte. Aber auch das hatte noch Zeit. Sollte er nicht lieber die einmalige Gelegenheit nutzen, sich eine fremde und unbewohnte Welt anzusehen, auf der das Spazierengehen ein Vergnügen sein mußte?
Einen Moment dachte er daran, sich eine kleine Strahlpistole aus dem Schiff zu holen, mit der er Rückstoß und somit Geschwindigkeit oder Richtung seiner Sprünge korrigieren konnte, aber dann ließ er es sein. Wenn er sich wirklich einmal verkalkulierte, so war das weiter nicht gefährlich. Die Gravitation war so gering, daß selbst der tiefste Fall nicht mit einer Verletzung enden konnte.
Nach einem letzten Blick auf seine gut getarnte Rakete stieß Harn sich leicht vom Boden ab und schoß schräg hinein in den schwarzen Himmel, selbst ein eigener Weltkörper und fast frei von jeglicher Schwere, die ihn an eine andere Welt fesselte. Er hatte den Sprung so berechnet, daß er das Tal überquerte, das seinen Berg vom etwas niedrigeren Nachbargipfel trennte. Tief unter ihm glitten schroffe Felsen und zerklüftete Schluchten vorbei. Es würde nicht angenehm sein, dort zu landen, aber ein einziger Abstoß würde ihn ja wieder in Sicherheit bringen.
Seine geringfügige Befürchtung war unberechtigt. Er hatte seinen Flug so genau berechnet, daß er wohlbehalten auf dem Gipfel des benachbarten Berges landete. Es sah hier nicht viel anders aus als auf seinem Gipfel. Mit zwei weiteren Sätzen, von denen der letztere ihn mehr als dreihundert Meter Luftlinie voran brachte, kam er in der Ebene an. Zehn Minuten vergnügte er sich damit, einfach immer wieder senkrecht emporzusteigen, und jedesmal stieß er sich - mutig geworden - kräftiger ab.
Seiner Schätzung nach erreichte er eine Rekordhöhe von einhundertfünfzig Meter, ehe er langsam wieder nach unten zu
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