Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0037 - Panik in Tokio

0037 - Panik in Tokio

Titel: 0037 - Panik in Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
Vom Netzwerk:
des Bundes. Kamikaze reagierte nur ab und zu auf diese Beschwörungen und trat als gelindes Säuseln, als Windbö oder auch als Orkan auf.
    Die Mitglieder der Bruderschaft beschäftigten sich auch mit Weißer Magie. Professor Hakato haßte die Kamikaze-Bruderschaft mehr als alles andere.
    Jetzt wußte ich Bescheid.
    »Der Kriegermönch hat den Taifun-Dämon also umgestimmt«, sagte ich. »Tüchtiger Bursche. Hat man ihm wenigstens ein Denkmal gesetzt?«
    »Das ist bei uns nicht üblich«, antwortete Eisai Kaoru. »Doch in Okinawa steht Jomyo Meishus Gedenkschrein im heiligen Hain. Er ist eines unserer Nationalheiligtümer. Wenn wir nur Kamikaze gegen Professor Hakato und den Roten Dämon einsetzen könnten!«
    »Das wäre eine Möglichkeit.« Ich hielt es für wenig aussichtsreich, mich auf eigene Faust und ohne eine Ahnung, was mich erwartete, in Professor Hakatos Höhlenlabyrinth zu wagen. Vielleicht hätte ich nicht mal eindringen können. Und der Taifun-Dämon Kamikaze interessierte mich sehr. »Ich glaube, ich wage es.«
    »Was?« fragten Eisai Kaoru und Suko wie aus einem Mund.
    »Kamikaze zu beschwören und seine Proben anzunehmen. Meine Nerven sind gut, ich bin körperlich fit und auch nicht gerade auf den Kopf gefallen. Weshalb sollte ich es nicht schaffen, wenn es dem alten Tsutsui möglich war?«
    Eisai Kaoru und Tomoe, die erraten hatte, worum es sich handelte, starrten mich an wie das Kalb mit den zwei Köpfen.
    »Sie sind ein Fremder, Sinclari-san«, meinte Eisai Kaoru dann. »Ein Europäer. Kamikaze wird Sie im wahrsten Sinne des Wortes in der Luft zerreißen.«
    »Warten wir es ab.«
    Mein Entschluß war gefaßt. Ich mußte die Chance nutzen, den Taifun-Dämon als wertvollen Verbündeten zu gewinnen. Ich würde mich nicht umstimmen lassen.
    ***
    Es war sieben Uhr morgens und heller Tag. Im Vergnügungsviertel herrschte um diese Zeit kein Betrieb, und auch das Geishahaus der Mamasan Toda Kasiki lag verlassen. Zwei Polizisten patrouillierten davor. Im Haus selbst hielten sich nur die Mamasan, eine jüngere, rangniedere Geisha und der Hausbursche auf.
    Sie schliefen. Vor dem Mittag begann der Tag hier nicht.
    Zwei Polizisten marschierten um das Haus herum. Sie ließen Gummiknüppel wirbeln, lachten und unterhielten sich.
    »Viel lieber würde ich jetzt drinnen mit einer hübschen Geisha im Bett liegen«, sagte Hodscho. »Aber das läßt mein Gehalt leider nicht zu. So etwas können sich nur die Bonzen leisten.«
    »Der Besuch bei einer Geisha ist nicht ungefährlich. Denk nur an Gogen Kishi, der heute nacht spurlos verschwand.«
    »Hoffentlich erhält er jetzt endlich die Quittung für all seine Verbrechen. Jeder in Tokio weiß, daß er der Führer des größten Verbrechersyndikats ist. Von mir aus braucht Gogen Kishi nie mehr aufzutauchen.«
    Die Polizei hatte bisher keine offizielle Meldung über Gogen Kishis Verschwinden erhalten. Deshalb fanden noch keine Ermittlungen statt. Falls keine Beweise für ein Verbrechen vorlagen, war es üblich, erst einmal achtundvierzig Stunden abzuwarten, ob der Vermißte nicht von selbst wieder auftauchte.
    Igataki Hodscho gähnte gewaltig, daß es ihm fast den Unterkiefer ausrenkte. Seit sechs Uhr waren er und Schigatsu auf Posten. Hodscho hatte am Abend zuvor mit Freunden gefeiert. Er war nicht richtig ausgeschlafen.
    Ihm war kühl, er fröstelte noch mehr, als ein Schatten über ihn fiel. Er schaute nach oben und schüttelte den Kopf.
    »Schigatsu, ich glaube, ich habe gestern zuviel Sapporo-Bier und Sake getrunken. Jetzt sehe ich schon die Wolken rot!«
    Auch Taira Schigatsu hob den Blick.
    »Hodscho, das liegt nicht am Bier und am Sake. Da ist tatsächlich eine rote Wolke. Bei allen Ahnengeistern, sie senkt sich nieder! Was ist das?«
    Etwa zweihundert Meter über dem Geishahaus wirbelte eine rote Masse. Es brodelte in ihr, Schlieren durchzogen sie, und dämonische Fratzen und Gebilde entstanden darin und vergingen wieder. Diese Wolke war weder gasförmig, noch fest, noch flüssig. Sie hatte keinen natürlichen Ursprung und entsprach nicht den Aggregatzuständen.
    Das Blut gefror jedem in den Adern, der sie sah. Denn diese Materie hatte eine bösartige und schaurige Ausstrahlung. Wie Strahlen oder Wellen sendete sie Impulse des Horrors aus.
    Hausbewohner in der Nähe und weiter entfernte Passanten spürten einen noch nie gekannten Schrecken. Ihre Herzen hämmerten, der kalte Schweiß brach aus ihnen aus.
    Die rote Wolke zog ihre Blicke magnetisch an.
    Lautlos

Weitere Kostenlose Bücher