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0037 - Panik in Tokio

0037 - Panik in Tokio

Titel: 0037 - Panik in Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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mächtigen Kamikaze Verbindung aufnehmen und seine Proben bestehen könnte«, sagte Eisai Kaoru schließlich traurig. »Aber das hat seit über sechshundert Jahren keiner mehr geschafft, selbst unsere Klügsten und Tapfersten sind gescheitert. Doch wenn es keinen anderen Weg gibt, will ich es riskieren.«
    Kamikaze war ein sehr alter Dämon, ein Elementargeist.
    Er liebte es, als ein Taifun übers Meer zu toben, und wehe dem Schiff, das ihm dann in die Quere kam. Auch an Land richtete er mitunter erhebliche Verwüstungen an. Zu einem Land wie Japan, in dem Erdbeben an der Tagesordnung waren und das besonders in der Taifunzeit von starken Stürmen heimgesucht wurde, paßte der Taifun-Dämon Kamikaze gut.
    Der launische, stürmische Elementargeist hatte im 13. Jahrhundert Japan vor den mongolischen Invasoren gerettet. Im Jahre 1274 schickte der Mongolenherrscher Kublai Khan eine Flotte mit 15.000 Mann über die Korea-Straße nach Japan. Die Mongolen landeten auf der Insel Kyushu, eine große Schlacht wurde geschlagen.
    Sie endete unentschieden. Die Mongolen zogen sich auf ihre Schiffe zurück, und in der Nacht brach ein Sturm los, der ihre Flotte vollständig zerstörte. Kamikaze hatte zugeschlagen, aus Zorn darüber, daß die Mongolen ihm ein Opfer verweigert hatten.
    Nach dieser mißlungenen Invasion blieben den Japanern einige Jahre Zeit, um aufzurüsten. Kublai Khan, dem ganz Asien vom Chinesischen Meer bis Arabien gehörte, mochte es nicht hinnehmen, daß das japanische Inselreich sich ihm nicht unterwerfen wollte.
    Er ließ zwei Flotten bauen, in Korea die eine, in Südchina die andere. Die Korea-Flotte sollte ein Fünfzigtausend-Mann-Heer nach Japan übersetzen, jene in Südchina gar hunderttausend Krieger.
    Die gewaltigste Invasion der Geschichte lief an. Die Japaner wußten um die Vorbereitungen der Mongolen, sie boten alle Kräfte auf und flehten zu ihren Göttern und Ahnen. Mönche und Weise versuchten, den Taifun-Dämon Kamikaze zu beschwören, damit er die beiden Mongolenflotten vernichten solle.
    Aber Kamikaze war das Treiben der Menschen zu dieser Zeit egal. Er war sehr launisch. Die erste große Mongolenflotte, die frech über die Korea-Straße übersetzte, hatte allerdings seinen Unwillen erregt. Doch diesmal würden die Mongolen das Sturmopfer bestimmt nicht vergessen.
    Kamikaze ließ sich immerhin soweit herab, den Menschen, die ihn beschworen, eine Chance einzuräumen. Doch keiner konnte seine Proben bestehen. Beide Mongolenflotten landeten kurz nacheinander im Frühsommer 1281 an der Küste von Kyushu.
    Der Taifun-Dämon hatte diesmal von den Mongolen ganze Wagenladungen von Opfergaben erhalten, sogar lebende Tiere und Sklaven. Furchtbare Kämpfe begannen. Die Japaner wehrten sich todesmutig gegen die Mongolen, den Schrecken der damaligen Welt. Ganz Kyushu war ein Schlachtfeld, auf dem die Invasoren mehr und mehr die Oberhand gewannen.
    Da wagte ein Mann die Beschwörung des Taifun-Dämons Kamikaze, nachdem viele vor ihm gescheitert waren und keiner mehr einen Erfolg für möglich hielt.
    Der Kriegermönch Jomyo Meishu war ein ebenso tapferer wie kluger Held. Er schaffte es, die drei Proben Kamikazes zu bestehen, und es gelang ihm, den Taifun-Dämon auf die Seite der Japaner zu bringen.
    Kamikaze tobte zwei Tage lang. Der Taifun zerschmetterte beide Flotten der Mongolen, tötete einen Großteil der Besatzungen und nahm dem Landheer den Rückhalt. Damit nicht genug, der Wirbelsturm verwüstete auch das mongolische Lager.
    Als der ›Götterwind‹ abzog, hatten die japanischen Samurai und Krieger mit den demoralisierten Resten des mongolischen Invasionsheeres ein leichtes Spiel. Nach dieser fürchterlichen Niederlage gab Kublai Kahn seine Pläne zur Eroberung Japans auf.
    In den folgenden Jahrhunderten hatte der Taifun-Dämon sich nicht mehr in die Angelegenheiten der Menschen eingemischt. Er kam auch davon ab, sein Sturmopfer zu verlangen, es lag ihm nichts mehr daran.
    Im Zweiten Weltkrieg nannten die Japaner ihre Selbstmord-Bomberpiloten Kamikazes, weil diese wie der große Taifun das Inselreich vor der Eroberung durch Fremde retten sollten. Doch die tapferen Kamikaze-Flieger schafften es nicht, ihr Einsatz war vergebens.
    Die Kamikaze-Bruderschaft war ein Bund, der sich im 17. Jahrhundert formiert hatte, um die Tradition zu schützen und altes Brauchtum zu wahren. Die Verehrung des Taifun-Dämons Kamikaze und seine jährliche Beschwörung, bei der er reiche Opfer erhielt, waren das Hauptanliegen

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