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0037 - Panik in Tokio

0037 - Panik in Tokio

Titel: 0037 - Panik in Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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hatte der Koch Tee darübergegossen. Das war durchaus üblich.
    Mir als Briten stellten sich automatisch die Nackenhaare quer, als ich merkte, was mir da serviert wurde. Andere Länder, andere Sitten, dachte ich und kämpfte mit meinen Eßstäbchen.
    Schließlich entschied ich, daß ein Frühstück zum Essen da sei. Ich schlenderte an die Reling, wandte den anderen den Rücken zu und aß das Domburi mit den Fingern. Dazu trank ich Kaffee aus einer Blechtasse.
    Mit dem Tee im Reis hatte der Koch uns eine besondere Freude bereiten wollen. Den Rest des Frühstücks opferte ich den Fischen.
    Eisai Kaoru aß und trank nichts, er war den ganzen Vormittag über in seine Meditation versunken. Als die Sonne im Zenit stand, erhob er sich endlich, elastisch und keineswegs steif. Er schickte einen Matrosen nach mir, um auf dem Vorderdeck mit mir zu reden.
    Wir standen an der Reling, der frische Seewind blies uns ins Gesicht. Um uns waren nur Himmel und Meer, die Luft schmeckte salzig und frisch.
    »Sinclari-san«, sagte Eisai Kaoru in seinem gestelzten Englisch und sah an mir vorbei ins Meer, »die Zeitspanne meines Lebens ist bald abgelaufen. Ich fühle es.«
    »Unsinn, Sensei Kaoru«, versuchte ich, ihm zu widersprechen. »Sie werden noch lange leben und die Kamikaze-Bruderschaft führen, nachdem Professor Hakato und der Rote Dämon schon längst zur Hölle gefahren sind.«
    »Ich weiß es, daß ich sterben werde, Sinclari-san«, gebot er mir streng. »Widersprechen Sie mir nicht. Als letzte Aufgabe bleibt mir, Sie in das wahre Wesen des Zen einzuweisen. Es kann von großer Bedeutung für Sie sein in Ihrem Kampf gegen Professor Hakato. Besonders auf einen Aspekt des Zen will ich Sie hinweisen. Wie Sie vielleicht wissen werden, waren viele Samurai Anhänger des Zen-Buddhismus. Die besten Schwertfechter und Bogenschützen sind Zen-Adepten gewesen.«
    »Ja«, sagte ich höflich und wartete, was noch kommen sollte.
    »Der Geist lenkt die Waffe«, erklärte mir Eisai Kaoru, »nicht der Körper. Die richtige Einstellung zum Kampf ist sehr wichtig. Der Geist führt das Schwert und leitet auch den Pfeil ins Ziel. Ein Zen-Meister des Bogenschießens kann selbst in stockdunkler Nacht mit seinem Pfeil ein in mehreren hundert Metern Entfernung aufgehängtes, nur handgroßes Ziel treffen.«
    Da Kaoru wohl einen Kommentar meinerseits erwartete, nickte ich und versuchte, beeindruckt auszusehen. Was meine Schießkünste betraf, baute ich lieber auf ein regelmäßiges Training am Schießstand.
    »Für einen Menschen aus der westlichen Hemisphäre ist es sehr schwer, das zu verstehen und zu akzeptieren«, fuhr Eisai Kaoru fort. »Doch Sie müssen es wissen, Sinclari-san. Es kann Ihr Leben und ganz Japan retten. Wenn Sie in einem entscheidenden Moment schießen, lassen Sie Ihren Geist die Richtung der Kugel bestimmen. Machen Sie sich völlig frei von Angst und Selbstsucht und denken Sie keinen Augenblick an einen Fehlschuß. Nur dann wird es Ihnen gelingen.« Er fügte noch etwas hinzu. »Ich werde bei Ihnen sein.«
    Ich wußte, daß manche Menschen Vorahnungen hatten, deshalb ignorierte ich Eisai Kaorus Worte nicht. Er unterwies mich noch in einigen Dingen, von denen er glaubte, daß sie für mich nötig wären. Viel Zeit hatten wir nicht, denn schon am nächsten Tag erreichte die ›Wako‹ die Gewässer von Sumisu.
    Natürlich konnte ich in der kurzen Zeitspanne nicht mal annähernd die Fortschritte erzielen, die ein Zen-Anhänger in jahrelanger Übung erreichte. Doch was Eisai Kaoru über das Schießen gesagt hatte, blieb mir tief im Gedächtnis haften.
    Am späten Montagnachmittag war die ›Wako‹ nur noch fünfundzwanzig Seemeilen von Sumisu entfernt. Die Besatzung täuschte einen Maschinenschaden vor. Bei Einbruch der Dämmerung würde der Fischkutter wieder Fahrt aufnehmen und Suko, Tomoe und mich zwanzig Seemeilen von der Insel entfernt mit dem Segelboot absetzen.
    Dann begann unsere Fahrt ins Ungewisse.
    Mit Spannung erwarteten wir den Sonnenuntergang. Sumisu war eine dunkle Masse am Horizont, klein und fern. Den unteren Teil des Sumisu-Vulkans hüllten Dunstwolken ein, daß es aussah, als schwebe der Gipfel über den Wolken. Die dünne Rauchwolke war auf diese Entfernung nicht zu erkennen. Endlich war die Sonne versunken, und der silberne Halbmond und die Sterne standen am Himmel.
    Ich hatte unsere Ausrüstung überprüft. Die Beretta mit den Silberkugeln, magische Kreide und zwei Gnostische Gemmen aus Silber, mehr wollte ich nicht

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