0037 - Panik in Tokio
alten Mönch und Zen-Meister aufs Wasser nieder. Der Fischkutter entfernte sich, und Eisai Kaoru trieb allein auf dem nächtlichen Meer, in der silbernen Bahn, die der Mond ins Wasser zeichnete. Wenige Wolken trieben am sternklaren Himmel.
Reglos wie eine Statue saß der Japaner da und spürte die Kühle nicht. Eisai Kaoru war in Meditation versunken. Sein Intellekt würde die dämonische Wolke magisch anziehen, und da er allein war, würde sie sich mit seiner Vernichtung zufriedengeben müssen.
Eisai Kaoru wollte sich für John Sinclair, Suko, Tomoe Akira und die Besatzung des Fischkutters opfern.
Nur eine halbe Stunde verstrich, dann näherte sich eine wirbelnde, rot leuchtende Masse am nächtlichen Himmel. Die dämonische Wolke schwebte herbei, gegen den Wind, dem einsamen Mann im Boot entgegen. Eisai Kaoru spürte die Ausstrahlung des Bösen, doch er bewegte sich um keinen Millimeter und löste die Augen nicht von dem Punkt, den sie fixierten.
Wenige Meter über dem Mann im Boot hielt die rote Wolke inne. Es pulsierte und brodelte darin, Fratzen entstanden und vergingen, und Ausläufer griffen nach Eisai Kaoru und wichen wieder zurück.
Den weißhaarigen und weißbärtigen alten Japaner erschütterte nichts. Selbst das eisige Grauen konnte sein Herz nicht schneller schlagen lassen.
Plötzlich dröhnte Ota Hakatos Stimme in seinem Gehirn.
»Kaoru, du Wurm, jetzt vernichte ich dich. Der Vorbote des Roten Dämons wird dich fressen. Und in wenigen Stunden schon soll Tokio ihm zum Opfer fallen, Nur die wenigen Dämonischen in der Stadt werden überleben. Zittere, Kaoru, bebe, und krieche vor mir, vielleicht schenke ich dir dann dein erbärmliches Leben, damit du meine Macht erkennst und mir huldigst!«
»Störe meine Meditation nicht«, antwortete Eisai Kaoru halblaut und verächtlich.
Die Wolke senkte sich nieder, wabernd umgab sie den Mann im Rettungsboot, dessen Ruder eingezogen waren. Dieser Todesangst und den Schmerzen konnte auch Eisai Kaoru nicht widerstehen. Ein Stöhnen kam über seine Lippen, dann war es schon vorbei.
Nur ein Skelett saß noch im Boot, selbst Kaorus Kimono hatte sich aufgelöst. Langsam sanken die Knochen zusammen, fielen klappernd auf den Boden des Bootes. Sekunden später hatten auch die Gebeine sich aufgelöst. Ota Hakatos Gelächter gellte über das Wasser.
Es dauerte noch ein paar Minuten, bis die rote Wolke sich wieder erhob und in Richtung Sumisu davonschwebte. Ota Hakato war ein kluger Mann mit vielen Möglichkeiten. Er erriet den Sinn von Kaorus Opfer und rechnete damit, daß Feinde auf seine Insel gelangt waren.
An der Besatzung des Schiffes, die sie vor Sumisu abgesetzt haben mußte, lag ihm nichts. Das waren kleine Fische, um die er sich später kümmern konnte.
***
Der günstige Wind brachte uns noch vor Mitternacht an die Nordwestküste von Sumisu. In einer stillen Bucht legten wir an, nachdem wir ein Riff von Klippen, die wie Haifischzähne emporragten, passiert hatten.
An diesen Klippen brach sich die Wucht der Brandung. Kleine Wellen spülten das schwarze Segelboot mit dem schwarzen Segel auf den weißen Strand.
»Da wären wir also im Ferienparadies Sumisu«, sagte ich. »Der Abenteuerurlaub hat begonnen. Für gute Unterhaltung und frohe Stunden garantieren Professor Hakato und der Rote Dämon. Alles nach dem Motto: Wenn der Dämon kocht und brodelt, die Meute vor Vergnügen jodelt.«
»Deinen Humor möchte ich mal haben, John«, brummte Suko. »Ich verstehe nicht, wie du in so einer Situation noch Witze reißen kannst.«
»Glaubst du, wenn ich mit Leichenbittermiene klagend durch die Gegend schleiche, wird die Lage dafür günstiger? Falls Hakato mich erwischt, werde ich noch genug Grund zum Trauern haben.«
Wir nahmen die zerlegten Drachengleiter und die übrige Ausrüstung und brachten alles an Land, wo wir es bei einem einzelnen Felsen niederlegten. Tomoe stieg aus dem Boot und lief durchs flache Wasser einer auslaufenden Welle, um uns zu verabschieden.
Sie küßte Suko leicht auf die linke Wange, mich aber voll auf den Mund. Es war ein heißer und leidenschaftlicher Kuß, der viel versprach.
»Arigato gozaimas, danke schön«, sagte ich. »Schon wegen des Nachschlags werde ich wiederkommen. Oder ich will John Peppercorn heißen.«
Suko muße wieder einmal als Dolmetscher dienen. Auch sie sagte etwas, was Suko mir übersetzte.
»Wenn du ums Leben kommst, John, und der Rote Dämon zu wüten anfängt, will sie Harakiri begehen.«
»Das soll sie
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