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0037 - Panik in Tokio

0037 - Panik in Tokio

Titel: 0037 - Panik in Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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und mit riesigen weißen Augen, die kalt und dämonisch funkelten.
    Die schwarzen Hände waren hinter dem Rücken verborgen.
    »Sensei, Meister«, sagte Hakato und verneigte sich tief.
    Sein Blick glitt über die Fachliteratur auf dem Bücherbord. Werke der Medizin, der Chemie und Biologie, aber auch Folianten über Schwarze Magie und Zauberkunst standen da. Eine Originalabschrift von Junzts ›Unaussprechlichen Kulten‹ war der wertvollste Band.
    Doch Hakato mochte jetzt nichts lesen. Ihn gelüstete es nach einer anderen Kurzweil. Er öffnete die Flügel des Schrankfachs in der Wand und holte eine Glasvitrine hervor.
    Sie war bis über die Hälfte mit einer schwach gelblichen Flüssigkeit gefüllt, einer magischen Nährlösung. Darin schwamm eine handgroße Gestalt, eine junge Frau von unendlicher Schönheit. Sie trieb auf der Oberfläche der Flüssigkeit wie tot. Nur ein knapper Bikini bekleidete sie.
    Hakato schnippte mit dem Fingernagel gegen das Glas der Vitrine, und die schöne Japanerin öffnete die Augen. Ein jammervoller Ausdruck prägte ihr kleines Gesicht.
    Wassertretend schaute das winzige Wesen zu Professor Hakato auf. Er wirkte weit älter als die vierzig Jahre, die er seinem Geburtsdatum nach hätte zählen sollen. Er war auch älter, denn er hatte eine längere Lehrzeit im Reich des Schwarzen Todes absolviert und war dann zeitversetzt auf die Erde zurückgekehrt.
    »Hakato-san!« rief ein dünnes Stimmchen aus dem Glasbehälter. »Bitte, quält mich nicht wieder. Erlöst mich endlich von diesem Dasein, das eine einzige Qual für mich ist.«
    Hakato lachte höhnisch und schüttelte den Glasbehälter.
    »Also ist dir dein Hochmut endlich vergangen, Mariko Yabu. Doch du sollst noch lange dafür büßen, daß du mich damals in Kagoschima abgewiesen hast. Furchtbar ist meine Rache. Vielleicht sollte ich die Vitrine wieder einmal über dem Bunsenbrenner erhitzen?«
    »Nein, nein, bitte nicht, Hakato-san.«
    Mariko Yabu war eine gefeierte Schauspielerin gewesen. Professor Hakato hatte sie heftig verehrt, damals, als er noch für den Chemiekonzern gearbeitet hatte und zu den aussichtsreichsten Wissenschaftlern Japans gezählt hatte.
    Ein Mann, dem man sogar den Nobelpreis in seinem Fach zutraute.
    Hakato hatte die Schauspielerin im Seebad Kogoschima getroffen, wo sie es strikt ablehnte, seine Geliebte zu werden. Das hatte Hakato ihr niemals verziehen. Als er aus dem Reich des Schwarzen Todes zurückgekehrt war und seinen Stützpunkt in den Höhlen des Sumisu-Vulkans einrichtete, brachte er Mariko in seine Gewalt, um sich an ihr zu rächen.
    »Heute will ich noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen«, sagte er, nahm eine hölzerne Zange und holte die kleine Gestalt aus dem Glasbehälter hervor.
    »Wenn du mir auf dem Tisch vortanzt.«
    Die auf zehn Zentimeter verkleinerte Schauspielerin, die kein natürliches Leben mehr führte, nickte unter Tränen.
    ***
    Ein Kutter sollte uns bis auf zwanzig Seemeilen an die Insel Sumisu heranbringen. Den Rest wollten wir mit einem Segelboot zurücklegen, das der Fischkutter transportierte. Das Segelboot war schwarz gestrichen und hatte ein schwarzes Segel. In der Dunkelheit würde es niemand bemerken.
    Wir kannten die Insel von Schilderungen und Zeichnungen. Wie es allerdings im Innern des Berges aussah, das konnte uns niemand sagen. Zu dritt wollten wir von dem Fischkutter ablegen, der anschließend mit dem Kabeljaufang beginnen würde, um keinen Verdacht zu erregen.
    Tomoe, Suko und ich würden per Segelboot zu der Insel Ota Hakatos gelangen. Denn Tomoe war auf Torischima aufgewachsen, der Nachbarinsel Sumisus, und als ganz junges Mädchen Perlentaucherin gewesen. Sie hatte Sumisu ein paarmal besucht, kannte die örtlichen Verhältnisse und war mit dem Meer vertraut.
    Das Segelboot würde in einer Bucht im Nordwesten der Insel anlegen. Von dort wollten Suko und ich in Professor Hakatos Stützpunkt eindringen. Tomoe sollte beim Boot zurückbleiben, das außer dem Segel über einen Hilfsmotor verfügte und damit eine Geschwindigkeit von acht Knoten in der Stunde erreichte.
    Suko und ich hatten einen besonderen Fluchtweg gewählt. Von der Steilwand im Norden der Insel nämlich, die zweihundertfünfzig Meter abfiel und sogar noch etwas überhing. Auf diese Steilwand hinauf würden wir zuerst zwei Flugdrachen bringen, aus zusammensteckbaren Leichtmetallröhren und Plastikfolie zu bauende Gestelle, wie sie beim Drachenfliegen verwendet wurden. Bei jenem Sport, bei dem ein

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