0037 - Panik in Tokio
lassen und lieber versuchen, einen Widerstand gegen Professor Hakato zu organisieren.«
Tomoe sprach, und Suko sagte: »Wenn unsere Mission scheitert, hat das keinen Sinn mehr.«
Tomoe kehrte ins Boot zurück, das wir wendeten und ins Wasser hinausschoben. Mit dem Hilfsmotor sollte Tomoe wieder aufs Meer zurückkehren, wo sie auf uns warten mußte. Unsere Aktion würde entweder binnen einiger Stunden zum Erfolg führen oder gar nicht.
Wie ein schwarzer Scherenschnitt hob sich das Segelboot mit seiner Insassin, das der Durchfahrt in den Klippen zustrebte, von dem mondbeschienenen Wasser ab. Suko und ich schleppten die Gestelle und Folien der Drachengleiter den Strand hinauf.
Die wasserdichte Stablampe und eine Leuchtpistole trug ich am Gürtel meiner dunklen Kombination. Das Walkie-talkie steckte in der Tasche. Hinter dem Strand stieg das Gelände recht steil an. Büsche, Nadelhölzer und breitblättrige Kashi-Bäume standen oben am Hang.
Der Vulkan erhob sich nördlich von uns. Wir mußten etwa einen Kilometer marschieren. Dann mußten wir zur Ebene unterhalb des Vulkankraters emporklimmen, von der die Steilwand abfiel.
Dort konnten wir unsere Drachengleiter verstecken, um dann in die Vulkanhöhlen vorzustoßen. Wir nutzten alle natürlichen Deckungen aus. Stinkende Schwefeldämpfe stiegen aus Erdspalten, und heiße Quellen brodelten und blubberten.
Als wir schon den Fuß des Vulkans erreicht hatten, zischte es plötzlich so laut neben uns wie hundert Dampflokomotiven zur gleichen Zeit. Zugleich schoß eine ungeheure Dampfwolke aus einem kleinen Kratersee gen Himmel, dann folgte eine Wassersäule, die fünfzehn Meter hoch emporstieg.
Fast eine halbe Minute sprudelte der Geysir, ehe er wieder in sich zusammenfiel. Dampf hüllte den Kratersee ein und wolkte bis zu uns herüber.
Es stank nach Schwefel und Gasen. So ein Geysir funktionierte nach dem gleichen Prinzip wie ein Schnellkochtopf. In unterirdischen Kavernen stauten sich Gase, Wasser wurde aufgeheizt. Wenn der Druck zu stark geworden war, durchstießen die von vulkanischem Magma aufgeheizten Gas- und Wassermassen jenen engen Schlot, der wie ein Ventil wirkte und über dem der Kratersee sich erstreckte.
»Weiter, Suko«, sagte ich. »Wir haben heute nacht noch einiges vor.«
Mein chinesischer Freund nickte. Wir stiegen die Bergflanke hinauf und kraxelten über ein Geröllfeld. Dann gerieten wir an eine Steilwand, an deren Rand wir hinaufklommen, und marschierten auf einem breiten Felsband entlang. Etwa hundert Meter über uns lag der gezackte Rand des Vulkankraters, aus dem eine dünne Rauchsäule gegen den Sternenhimmel stieg.
Suko fluchte, als ihm ein glühendes Ascheteilchen in den Kragen geriet.
»Für einen Vulkan im Ruhestand dampft dieser ganz schön.«
»Vielleicht sitzt der Rote Dämon drinnen und raucht Pfeife«, sagte ich.
Suko schnaufte kurz, lachen mochte er nicht. Wenig später standen wir auf der Plattform unterhalb des Vulkankraters. Zu unserem Erstaunen gab es hier einen brodelnden, dampfenden Kratersee, der mir ganz nach einem Geysir aussah. Die Hitze des Vulkans trieb kochendes Wasser und Schwefelgase durch unterirdische Schächte hier herauf. Suko betrachtete das brodelnde Gewässer mißtrauisch.
»Wir halten uns hier lieber nicht zu lange auf. Sonst werden wir noch heißer geduscht, als uns lieb ist.«
Vegetation gab es hier oben nicht. Wir legten die Leichtmetallgestänge und die zusammengerollten Plastikfolien hinter Gesteinsbrocken in der Nähe der Felskante nieder. Die Leuchtpistole und das Funkgerät legte ich dazu. Jetzt einen Funkspruch an Tomoe abzusetzen, war nicht zu empfehlen, er hätte uns verraten können!
Dann begannen wir mit dem Abstieg. Einen genauen Plan, wie wir in die Vulkanhöhlen eindringen sollten, hatten wir nicht. Es mußte mehrere Zugänge und Möglichkeiten geben. Sobald wir einen geeigneten fanden, würden wir uns eine Taktik überlegen.
Wir hatten gerade jene steile Wand über dem Geröllfeld hinter uns gebracht, als sich vor uns etwas regte. Mond- und Sternenlicht beschienen die Flanke des Vulkans, doch dazwischen gab es tintenschwarze Flächen. Aufragende Gegenstände warfen lange schwarze Schatten.
Aus dem Schatten trat ein halbes Dutzend Gestalten hervor. Sie waren hochgewachsen, Ledermasken bedeckten ihre Gesichter. Langes Haar fiel über die Schultern der Unheimlichen. Schwarze Kimonofetzen umflatterten sie, und die Hände steckten in ledernen Handschuhen.
Sie hielten Schwertlanzen und
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