0037 - Panik in Tokio
Samureischwerter umklammert. Vor uns bildeten sie einen schweigenden Halbkreis.
»Ergebt euch«, sagte eine heisere Flüsterstimme, die ich verstehen konnte, obwohl sie japanisch sprach. Ein magischer Effekt. »Wir haben Befehl, euch zum großen Shogun Hakato zu bringen.«
»Zuviel der Ehre«, spottete ich. »Wer hat Hakato denn zum Shogun gekürt? Der Schwarze Tod?«
Meine Ironie prallte an den Ledergesichtigen wirkungslos ab. Mit ruckhaften Bewegungen näherten sie sich uns.
»Was jetzt?« zischte Suko.
»Auf sie mit Gebrüll«, antwortete ich. »Das sind keine Menschen, sondern untote Kreaturen. Wir brauchen nicht übermäßig zartfühlend zu sein.«
Für jeden Untoten bedeutete die Beendigung seiner unnatürlichen Existenz eine Erlösung. Ich zog die Beretta und entsicherte. Suko packte einen scharzen Steinbrocken und stemmte ihn über dem Kopf empor.
»Weg da!« befahl er.
Doch Hakatos Wächter gehorchten nicht. Mit erhobenen Naginatas und Schwertern rückten sie näher. Meine Beretta krachte zweimal, dann wir ich plötzlich blind. Von einer Sekunde zur anderen sah ich nichts mehr. Suko hatte seinen Felsbrocken geschleudert und einen Untoten voll vor die Brust getroffen.
Die unheimliche Gestalt rollte den Berg hinunter, von der Wucht des Anpralls umgeworfen. Auch Suko preßte die Hände vor die Augen, blind wie ich. Professor Hakato hatte uns mit einem Bann belegt.
Und vor uns standen die untoten Wächter, um uns niederzumachen.
***
Ein Fauchen und Zischen ertönte. Gleich mußten die Schwerter und Naginatas niedersausen. Ich ließ mich fallen, und mit hellem Klingen schlug Stahl gegen Stein. Daß auch Suko sich zu Boden geworfen hatte, mußte ich erraten.
Ich rief eine Beschwörung der Weißen Magie und rieb meine Augen. Wie oft hatte ich mich beim sturen Pauken magischer Formeln geärgert. Da kam es auf jede Nuance der Betonung und auf den genauen Wortlaut an. Und wenn man Pech hatte, funktionierte die Formel dann doch nicht, weil ein Abschreibfehler vorlag oder es sich ganz einfach um einen Humbug handelte.
Doch einige Grundkenntnisse mußte ein Dämonenbekämpfer schon mitbringen. Wenn die Formel nicht den gewünschten Erfolg brachte, konnte Professor Hakato sich schon in Kürze meinen Kopf betrachten ohne den dazugehörigen Körper.
Doch die Formel wirkte auch hier in Japan. Ich sah wieder, und das war auch höchste Zeit. Ich rollte mich gegen die Beine einer unheimlichen Gestalt, die mich mit dem Schwert töten wollte. Die beiden Untoten, auf die ich geschossen hatten, waren zusammengebrochen.
Der dritte, von Sukos Stein getroffen, rappelte sich gerade hundertfünfzig Meter weiter abwärts wieder auf. Ich hatte es mit zwei Gegnern zu tun, der blind am Boden liegende Suko mit einem. Den Untoten, der über mir stand, brachte ich zu Fall. Meine Beretta hatte ich verloren. Einer der Wächter stand mit dem Fuß darauf und holte mit der Naginata aus. Ich duckte mich. Die Klinge sauste um Zentimeter über meinen Kopf, daß ich den Luftzug spürte.
Suko rollte sich zur Seite, obwohl er nichts sah, und entging einem Schwertstoß eines Wächters. Er brachte den Ledergesichtigen mit einer Beinschere zu Fall und packte ihn. Suko schrie überrascht auf, denn er spürte sofort, daß ihm die Berührung des Unheimlichen die Kräfte raubte.
Ich packte die Naginata meines Gegners hinter der Schneide am Stiel. Ich wollte sie ihm entreißen, aber zu meinem Erstaunen flog er davon wie von dem Katapult geschnellt. Ich hatte ihn glatt weggehebelt, die Horrorgestalt war so leicht wie Kork.
Aus was für einer Materie bestanden diese Kreaturen Professor Hakatos? Der Untote, den ich zu Fall gebracht hatte, raffte sich auf. Ich trat ihm gegen die Ledermaske, doch er stemmte sich meinem Tritt entgegen und stand wie ein Felsen. Es war, als hätte ich gegen Hartgummi getreten, unter dem sich Stahl verbarg.
Der Wächter packte mein Bein, sein Griff war eisern. Er zog mich zu sich hin, sein Schwert hatte er verloren. Schwäche durchrieselte meine Glieder. Die Berührung des Untoten lähmte, ich mußte schnell handeln.
Ich faßte die Ledermaske, riß sie ihm ab und starrte in ein verwittertes schwarzes Mumiengesicht. In den Augenhöhlen glühten rötliche Funken. Ein Grollen kam aus der Kehle. Wie ein schwarzer Nebel stieg es von dem gräßlichen Kopf auf. Die Substanz begann zu bröckeln.
Die Ledermaske hatte sie zusammengehalten. Kein Quadratzentimeter von dem Körper des Wächters war zuvor unbedeckt gewesen, auch
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