0037 - Panik in Tokio
niedrige Tische, keine Stühle. Das Bett bestand aus Matten und Decken. Immerhin gab es ein Badezimmer mit Dusche und Toilette, einen Kühlschrank und eine Zimmerbar.
Nachdem der Manager sich noch zweimal verbeugt hatte, war er endlich draußen. Yakushi fragte, ob wir etwas essen wollten, Sukiyaki, Domburi oder ein anderes Nationalgericht.
»Bloß nicht«, erwiderte ich. »An Bord der Maschine sind wir für die nächsten zwei Tage im voraus gemästet worden. Aber ich möchte jetzt endlich Näheres über den Zweck meines Aufenthaltes in Japan erfahren.«
»Bedaure, dafür bin ich nicht zuständig«, erwiderte Yakushi. »Satsumo-san vom Geheimdienst Kempetai wird Ihnen alles Nötige mitteilen.«
»Fein. Und wann?«
Der Japaner schaute auf seine goldene Armbanduhr.
»Eigentlich sollte er längst hier sein«, meinte er etwas beunruhigt. »Er muß aufgehalten worden sein. Darf ich Ihnen vielleicht eine Erfrischung bestellen? Einen Sake?«
Nach Reiswein war mir jetzt nicht zumute. Ich bat um einen Scotch mit Soda, Suko wollte Tee haben. Er trank nie Alkohol, vermutlich hatte er damit schlechte Erfahrungen gemacht und ließ seither lieber die Finger davon.
Yakushi bestellte übers Haustelefon, und wir setzten uns am Tisch nieder, auf dem ein Ikebanastrauß mit blühenden Apfelzweigen stand. Die Papierwand zur Terrasse hin ließ sich verschieben. Die Zwischenwände der Räume bestanden aus Pergamentpapier, die Außenwände aus Holz. Tuschezeichnungen an den Wänden zeigten japanische Landschaften und den Fudschijama, den heiligen Berg.
Alles war fremdartig, aber es gefiel mir. Besonders die absolute Sauberkeit beeindruckte mich.
Der Pavillon wies vier Schlafzimmer mit je zwei Vorräumen auf und stand Suko und mir allein zur Verfügung. Nach japanischer Tradition hockten wir im Schneidersitz am Tisch. Für meine langen Beine war das nichts. Ich wünschte mir, daß der Kempetai-Mann Satsumo endlich käme.
Zwei Zimmermädchen mit hochgestecktem Haar und schönen hellblauen Kimonos brachten mit den obligatorischen Verbeugungen unsere Getränke. Freundlich lächelnd entfernten sie sich wieder.
Ich nippte an meinem Scotch und gähnte dezent hinter dem vorgehaltenen Handrücken, als draußen Stimmen ertönten. Schritte näherten sich. Wer da ankam, trug Schuhe, das war nicht zu überhören.
Die Schiebetür flog zur Seite, und zwei Männer drangen ein. Der eine war ein untersetzter, stämmiger Japaner von etwa fünfzig Jahren. Sein Gesicht war breit und kantig. Er sah nicht aus, als sei mit ihm besonders gut Kirschenessen.
Der zweite Japaner mochte zwanzig Jahre jünger sein als er. Es handelte sich um den Assistenten des Älteren, der kein anderer war als der Kempetai-Mann Satsumo.
Yakushis Ausruf verriet es mir.
»Satsumo-san!«
Beide Männer, Satsumo und sein Assistent, waren mit westlichen Anzügen bekleidet. Sie hatten ihre Schuhe anbehalten, ein Fauxpas, den sie normalerweise nie begangen hätten. Doch es handelte sich um keine normale Situation.
Die beiden Japaner musterten uns einen Moment. Ihre Augen-Pupille, Iris und die Bindehaut – glühten purpurrot. Und auch die Handinnenflächen waren rot, wie wir Sahen, als sie die Hände hoben. Yakushi federte hoch und redete in schnellem Japanisch auf Satsumo ein, der ein hohes Tier beim Geheimdienst war.
Ich verstand kein Wort, doch Suko, der die japanische Sprache recht gut beherrschte, zuckte zusammen, als Satsumo langsam und deklamierend antwortete. Suko und ich sprangen auf.
»Sie wollen uns umbringen«, stieß Suko hervor. »Auf Geheiß Professor Hakatos!«
Den Namen hörte ich zum ersten Mal. Fragen zu stellen, blieb keine Zeit. Denn der bullige Satsumo sprang auf unseren Führer Yakushi zu und drückte ihm die purpurrot leuchtende Handkante ins Gesicht. Der Ministerialbeamte brüllte auf.
Ein Zischen ertönte, der Schrei brach jäh ab. Yakushis Gesicht, ja, sein ganzer Kopf samt Brille verschwanden. Es floß kein Tropfen Blut dabei, doch da stand nur noch der Rumpf des Mannes, an dessen Hals die sorgfältig geknotete Krawatte grotesk anmutete.
Der Körper brach zusammen und blieb liegen.
Satsumo lächelte teuflisch. Ein rötlicher Schimmer huschte über sein Gesicht, dann kamen er und sein Assistent mit erhobenen Händen auf Suko und mich zu. Die roten Augen funkelten uns an wie Raubtierlichter. Die purpurroten Hände sollten uns den Tod bringen.
Ich sprang zurück, öffnete die Jacke und riß das Hemd auf, daß die Knöpfe wegflogen. Denn auf der
Weitere Kostenlose Bücher