0037 - Wir durchkreuzten das Waffengeschäft
zwei Tagen kaum geschlafen. Wir hatten mit sehr vielen Leuten gesprochen. Alle Angestellten Lybeens waren vernommen worden. Auch Crossy und Bryans Leute waren vorgeladen worden, aber herausgekommen war dabei nichts. Auch die kriminaltechnologischen Untersuchungen ergaben nichts.
Ich saß vor Beens Schreibtisch. Vor mir stand eine kleine Schachtel, gefüllt mit Watte, und in dieser Watte lag ein platt gedrücktes Stück Metall, die Kugel, mit der Luis Lybeen getötet worden war. Wir wussten, aus welchem Waffenmodell das Geschoss abgefeuert worden war, aber auch das nützte uns nichts.
»Wir sind so weit, wie am Morgen nach der Tat«, stellte ich fest. »Wir wissen nichts, außer der einen Tatsache, dass Crossy oder Bryan der Mann war, der Lybeen zuletzt sah. Bryans Aussage entlastet Crossy fast perfekt. Sie belastet ihn selbst. Sein Büro liegt neben dem der Luftfahrt-Transport-Gesellschaft. Wir haben es in der Nacht nicht untersucht. Wenn eine Abhörvorrichtung bestanden hat, kann er sie in der Zwischenzeit in aller Ruhe entfernt haben. Es kann so gewesen sein, dass Bryan aufpasste, bis Lybeen das Büro verließ. Wahrscheinlich wollte er mit ihm zusammen den Aufzug benutzen, aber Crossy kam dazwischen. Bryan benutzte daher den Aufzug. Er musste schon fürchten, dass er seinen Plan nicht durchführen konnte, aber Crossy trennte sich in der Halle von Lybeen. Bryan hielt sich nicht, wie er uns erzählt hat, in der Halle auf, sondern ging rasch auf die Straße und gab seinen Leuten, die bereits in Lybeens Wagen warteten, ein Zeichen. Vielleicht auch verwickelte er Lybeen noch auf der Straße in ein Gespräch und hielt ihn fest, bis seine Kumpane heran waren.«
»So kann es gewesen sein«, gab Been zu, »aber es ist Theorie, für die uns jeder Beweis fehlt. Wir können seine Behauptung über den Ablauf der wenigen entscheidenden Minuten um Mitternacht nicht widerlegen.«
»Mr. High hat unseren telegrafischen Bericht«, sagte Phil. »Er wird entscheiden, ob wir den Umweg gehen, wenn wir auf kurzem Weg nicht zum Ziel kommen.«
»Wann wollte er anrufen?«, fragte Been mit einem Blick auf die Uhr.
»Um neun Uhr. In zwei Stunden also!«
Der Anruf aus New York kam bereits kurz nach acht Uhr. Mr. High war an der Strippe.
»Hallo, Jerry«, sagte er. »Ich bekam Ihren Bericht heute Morgen. Ich habe inzwischen mit Washington gesprochen, und Washington sprach mit Mexiko City. Mexikos Innenminister ist uns ausgesprochen dankbar, wenn wir uns in die Angelegenheit einschalten. Sie haben erhebliche Schwierigkeiten mit den Banden an der Grenze. Sie bekommen alle Vollmachten. Die Zentrale in Washington ist damit einverstanden, wenn John Been bis zu Ihrer und Phils Rückkehr die Untersuchungen in Frisco weiterführt. Viel Glück, Jerry. Beste Grüße an Phil.«
***
Die Sonne brannte von einem wolkenlosen Himmel. Der Schweiß rann über unsere Gesichter und grub Rinnsäle in unsere verstaubte Haut. Der Jeep, in dem wir zu vier Mann saßen, holperte über die Straße, die nur durch zwei Fahrspuren angedeutet war.
Ich kann mich nicht erinnern, je eine traurigere und ödere Landschaft gesehen zu haben. Nach Osten und Norden eine ausgedörrte Wüste darin hier und dort Anhäufungen bizarrer Kakteen. Im Süden und Westen zog sich in der Ferne ein Wall von grünen Hügeln hin, aus dem an verschiedenen Stellen zerklüftete Felsgebilde entsprangen.
Lieutenant Gomez von der mexikanischen Polizei, der uns per Flugzeug, Eisenbahn und schließlich im Jeep hierhin begleitet hatte, drehte sich um.
»Wir sind gleich da«, meldete er in einem Englisch, das seit seinem Zusammensein mit uns von Tag zu Tag besser geworden war.
Aus der Ebene wuchsen zwischen den grün-grauen Kakteen spitze kakifarbene Zelte hoch. Der Rauch von offenem Feuer beizte unsere Nasen. Gestalten liefen geschäftig auf und ab. Ein Polizist mit großem Gewehr marschierte seine Wachtour um das Lager. Unser Jeep steuerte zwischen die Zelte, stoppte. Wir stiegen aus und reckten unsere durchschüttelten und steif gewordenen Glieder.
Aus einem der Zelte kam ein Mann mit den Rangabzeichen eines Captains auf seiner Jacke. Lieutenant Gomez meldete und stellte uns dem Captain Alvadrez vor.
Alvadrez’ Englisch war nur wenig schlechter als das des Lieutenants. Er versicherte uns, dass sein Herz höher schlage, uns hier zu sehen. Dann bat er uns in sein Zelt.
»Entschuldigen Sie«, sagte er und begann dann mit Gomez ein Gespräch auf Spanisch, das uns sehr schnell hitzig zu werden
Weitere Kostenlose Bücher