0037 - Wir durchkreuzten das Waffengeschäft
andere 989 701. Phil und ich notierten uns die Nummern.
Der Assistent schaltete das Licht wieder ein.
»Nach den Nummern zu urteilen müssen die Waffen aus der Endfertigung der jeweiligen Serien sein«, sagte Mr. High. »Fahren Sie nach Boston und Detroit und stellen Sie fest, welcher Weg die Waffen vom Hersteller genommen haben.«
***
Die Collate Werke sind eine Rüstungsfabrik von beachtlichem Ausmaß. Es war nicht einfach, überhaupt den Mann zu finden, der uns Auskünfte über die Waffenverkäufe um 1943 geben konnte. Schließlich gerieten wir an einen Mr. Trown, einen schon älteren Herrn.
»Das Collate-Modell?«, fragte er. »Das ist ja schon so lange her, dass wir dieses Ding bauten, dass es mir wie eine Waffe aus der Steinzeit vorkommt. In letzter Zeit ändern sich die Waffenmodelle bald schneller als die Frauenmode.«
»Besteht die Möglichkeit etwas über das Schicksal der Waffe mit der Nummer 36 422 zu erfahren?«
»36 422? Muss also aus dem Auslaufen der Serie stammen.«
Er telefonierte mit einem Angestellten.
»Bringen Sie bitte die Nummernlisten unseres Modells 1942.«
Diese Nummernlisten entpuppten sich als ein Stoß dicker Aktenordner, die auf einem Bürowagen hineingefahren wurden.
Mr. Trown blätterte gewandt darin.
»Sehen Sie. Bis Nummer 35 624 haben wir unsere Maschinengewehre dieses Modells an die einzelnen Sammellager der Armee in den ganzen Staaten verteilt. Dann entschied sich die Armee für die Verwendung eines anderen Modells. Die restliche Lieferung ging an das Zentraldepot der U. S. Armee in Bouville. Über das weitere Schicksal kann ich Ihnen nichts sagen. Sie werden sich an die Armee wenden müssen.«
Wir fuhren aber erst nach Detroit zum Webster Konzern. Hier spielte sich eine ähnliche Szene wie bei Collate ab. Die Firma hatte ihre Gewehre ebenfalls an die verschiedenen Auslieferungsdepots der Armee geliefert, lediglich die letzten fünfzigtausend Stück waren dem Zentraldepot in Bouville überwiesen worden. Danach war auch diese Serie ausgelaufen.
In Bouville blieben wir eine volle Woche. Drei Tage dauerte es, bis die Armee überhaupt damit einverstanden war, dass wir das weitverzweigte Waffenlager betraten. Man attachierte uns einen Hauptmann, der als großes Licht in der Aktenfuchserei galt, und dann verwandelten wir uns in eine Art Bücherwürmer. Jeden Abend tauchten wir nach einer Zehnstundenschicht staubbedeckt aus den riesigen Aktenkellern des Archivs auf, und wir gewöhnten uns daran, anschließend ein paar Stunden damit zu verbringen, gemeinsam mit dem Hauptmann den Aktenstaub aus der Kehle zu spülen.
Maschinengewehr-Modell Collate Nr. 36 422 hatte bis 1944 im Zentraldepot geruht. Dass gleiche galt für die Gewehre mit den uns bekannten Nummern.
Die erste aufregende Entdeckung war, dass diese Waffen gemeinsam mit vielen anderen Ende 1944 als Leih- und Pachtgabe für den französischen Widerstand bestimmt waren. Sie wurden mit einem Kayser-Schiff nach England verladen.
Der Hauptmann wühlte lange nach den Empfangsbestätigungen, konnte sie nicht finden, telefonierte mit dem Marinekommando und erfuhr, dass das Kayser-Schiff mit der genannten Nummer von den U-Booten erwischt worden war.
Wir hatten also drei Waffen in den Händen, die nach amtlich festgestellten Gründen zehntausend Fuß tief im Atlantik liegen mussten.
Unseren Hauptmann verblüffte diese Tatsache nur zehn Minuten lang.
»Wühlen wir uns durch die Verladepapiere«, entschied er.
Wir wendeten uns einer anderen Ecke im Kellerarchiv zu.
Nach langem Suchen stellte sich heraus, dass das Kayser-Schiff seinerzeit in Bellingstone beladen worden war. Wegen der Überlastung der Bahn war der Transport der in Kisten verpackten Waffen von Bouville aus per Lastwagen nach Trory erfolgt, dem nächsten, für Überseeschiffe allerdings zu kleinen Hafen. Dort waren die Kisten auf Küstenschiffe umgeladen worden, die das Zeug nach Bellingstone zur Übernahme durch das Kayser-Schiff schipperten.
Der Hauptmann produzierte eine lange Liste der für diese Arbeit eingesetzten Kähne. Wir studierten sie, und plötzlich stießen wir alle drei gleichzeitig einen Pfiff aus, denn hinter dem Namen des Schiffes Ann, Eigentümer und Kapitän Richard Forestow, Liegeort Trory stand eine Bemerkung: »Siehe Verlustregister PT 356 und Entschädigungsanspruchsakte EL 57335 F.«
Die Bemerkung elektrisierte den Hauptmann. Er fuhr zwischen den Aktenregalen herum wie ein wild gewordenes Wiesel. Nach zwei Stunden hatte er das
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