0037 - Wir durchkreuzten das Waffengeschäft
Verlustregister PT 356 gefunden. Er schlug den Staub vom Aktendeckel und wir lasen: »Das Motorschiff Ann geriet am 15. November 1944 6 Meilen vor Bellingstone in Brand. Da das Schiff Waffen und Munition geladen hatte, verließ die Mannschaft, bestehend aus dem Kapitän und Eigentümer und zwei Matrosen das Schiff. Die Ann explodierte wenig später und sank. Dieser Tatbestand wurde bewiesen durch die übereinstimmenden Zeugenaussagen des Kapitäns Richard Forestow und der Matrosen Fred Murray und Jonathan Kools. Nach dem beiliegenden Urteil der Seegerichtsverhandlung vom 17. 4. 45 besteht kein Bedenken, die Entschädigungssumme für den Verlust des Schiffes im Dienste der Vereinigten Staaten an den Eigentümer auszuzahlen. Die Summe wird gemäß den beiliegenden Aufstellungen auf 112 578 Dollar, 35 Cents festgesetzt.«
Hinter dieser grundsätzlichen Entscheidung waren in der Akte ein Wust von Papieren abgeheftet. Da fanden sich die Kopien der Zeugenaussagen, ein Bericht des Trümmersuchkommandos, eine Verlustaufstellung der Armee über die verlorenen Waffen. Dann die Aussage eines Sergeant der Armee mit Namen Gros Porwin, in dem stand, dass er mit seinem Lkw im Laufe des Tages des 15. November insgesamt acht Ladungen mit Kisten zur Ann gefahren habe. Schließlich noch das Urteil der Seegerichtsverhandlung, in der festgestellt wurde, dass den Kapitän kein ursächliches Verschulden am Verlust des Schiffes treffe, jedoch ihm und der Mannschaft eine Rüge ausgesprochen werden müsse, da sie offensichtlich nicht energisch genug versucht habe, das Feuer zu bekämpfen.
»Nun?«, fragte der Hauptmann, als wir die Akte durchstudiert hatten.
»Ich denke, wir gehen in die Kantine und nehmen einen Schluck, und ich glaube, Hauptmann, wir können auf unseren Erfolg anstoßen.«
Das taten wir dann auch. Und in einer Ecke der Kantine am runden Tisch zog ich die Schlüsse aus der Akten.
»Die Ann gerät mit einem Haufen Waffenkisten an Bord in Brand und fliegt natürlich in die Luft. Nun, eine mittelgroße Prise Dynamit hat den gleichen Erfolg. Heute, nach über zehn Jahren finden wir in Mexiko Waffen, die eigentlich bei diesem Unglück ins Meer gesunken sein müssten. Dass das Kayser-Schiff, das diese Waffen über den Ozean transportieren sollte, auch versunken ist, spielt keine Rolle. Diese Tatsache hat uns auf eine falsche Fährte geführt, die wir nicht länger zu verfolgen brauchen. Die Waffen, die nach Europa verschifft werden sollten, haben jedenfalls den Boden der Vereinigten Staaten nie verlassen. Als die Ann in die Luft flog, hatte sie keine der Kisten an Bord, die Sergeant Gros Porwin an Bord gekarrt haben will. Bei diesen Aussagen«, ich schlug auf den Aktendeckel, »haben vier Leute auf Verabredung gelogen, dass sich die Balken bogen: der Kapitän Richard Forestow, die Matrosen Murray und Kools, und auch dieser Sergeant Porwin, denn ich halte es für unmöglich dass acht Lastwagenladungen schwerer Kisten in den zwei oder drei Stunden bis zum Auslaufen der Ann wieder von Bord geschafft werden können.«
»Porwin ist sogar noch mit einer Belobigung aus der Armee entlassen worden«, bemerkte der Hauptmann.
»Irrtümer kommen überall vor«, tröstete ich ihn. »Wir werden auch Gros Porwin zu finden wissen. Aber zunächst wollen wir uns Kapitän Forestow ansehen.«
***
Trory ist eine kleine Hafenstadt an der Ostküste, nicht viel mehr als ein Fischereihafen. Wir kamen am Morgen mit einem Wagen an.
Wir fuhren beim Sheriff vor. Er war überrascht, FBI-Beamte in seiner Stadt zu sehen.
»Interessieren Sie sich für Verstöße gegen die Fischerei-Bestimmungen?«, erkundigte er sich. »Das sind nämlich die einzigen Verbrechen, die bei uns Vorkommen. Halt vorigen Winter hatten wir einen Fall von Landstreicherei. Ist es das, wofür Sie sich interessieren?«
»Nehmen Sie uns nicht auf den Arm«, lachte ich. »Wir interessieren uns für einen Mister Forestow.«
»Für den reichsten Mann der Stadt? Nun, es ist nicht schwer, ihn zu finden. Haben Sie das große Kühlhaus am Stadtrand gesehen? Okay, das ist Forestows Eigentum. Seine Villa liegt gleich daneben.«
Es war nicht schwer, bis zum Chef des Kühlhauses vorzudringen, aber wir waren überrascht, als wir uns einem Mann von höchstens fünfunddreißig Jahren gegenübersahen.
»Sind Sie Mr. Richard Forestow?«
»Nein«, antwortete er höflich. »Ich heiße John Forestow. Mein Vater hieß Richard. Wahrscheinlich meinen Sie ihn.«
»Hieß? Er ist tot?«
»Ja, er
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