0037 - Wir durchkreuzten das Waffengeschäft
eine solche Unruhe, dass ich schon wieder aufstand, als der Kellner die Drinks eben servierte.
»Es sind nur ein paar Schritte vom Büro bis hierher«, sagte ich zu Phil. »Warte du, falls er noch kommt. Ich gehe einmal nachsehen.«
Die Avenue Fall ist eine Geschäftsstraße. Mit wenigen Ausnahmen ist hier jedes Haus ein Verwaltungsgebäude. Daher war die Straße zu dieser Stunde unbelebt, fast ausgestorben. Hin und wieder glitt ein Wagen vorbei. Das war alles.
Ich ging die hundert Schritte von der Ecke zum Haus 379. Das große Gebäude wirkte ebenso leblos wie die ganze Straße, obwohl noch vereinzelte Fenster erleuchtet waren.
Ich ging noch einmal zurück und steckte den Kopf in den Drugstore. Phil saß noch immer einsam am Tisch. Neue Kehrtwendung. Jetzt drückte ich auf den Klingelknopf für den Portier. Ich wartete fünf Minuten, wurde ungeduldig und klingelte anhaltend.
Etwas später riss ein schnauzbärtiger und nur mangelhaft bekleideter Mann die Tür auf. Er hatte einen Trommelrevolver in der Hand und schrie: »Was willst du? Hör auf mit dem idiotischen Klingeln!«
»Sind Sie der Portier?«
»Natürlich, wer sonst? Und ich habe es nicht gern, wenn man mich grundlos nachts aus dem Schlaf klingelt. Dazu bin ich nicht da, hören Sie. Wenn Sie einen der Verrückten sprechen wollen, die absolut bis in die späte Nacht hinein in diesem Hause Dollars zu machen glauben, dann rufen Sie gefälligst an und sagen Sie ihm, er soll selbst herunterkommen und Ihnen aufmachen.«
Während er so tobte, holte ich den Ausweis aus der Tasche.
»FBI«, sagte ich und hielt ihm das kleine Stück Papier unter die Nase.
Er klappte den Mund zu.
»Oh, Verzeihung«, entschuldigte er sich und versuchte, so etwas wie eine militärische Haltung einzunehmen. Gleichzeitig bemühte er sich, den Trommelrevolver hinter dem Rücken zu verstecken.
»Kann ich Mr. Lybeen sprechen? Vorausgesetzt, er befindet sich noch im Haus.«
»Werde ich sofort feststellen, Sir. Bitte, wollen Sie zur Portiersloge kommen. Ich rufe an. Und entschuldigen Sie bitte noch einmal, dass ich grob geworden war. Es ist nicht angenehm, aus dem ersten Schlaf gerissen zu werden.«
Er ging zur Portiersloge voran und wählte über den Hausanschluss die Nummer von Lybeen.
Ich konnte hören, wie das Rufzeichen ankam, aber niemand nahm den Hörer ab.
Der Portier machte eine entschuldigende Handbewegung, als wäre er dafür verantwortlich, dass Lybeen sich nicht meldete.
»Er scheint nicht mehr da zu sein, Sir«, sagte er schließlich und sah mich fragend an, ob er den Hörer auflegen dürfe.
Ich nickte. »Warten Sie ein paar Minuten. Ich gehe noch einmal fort, aber ich komme gleich wieder.«
***
Im Geschwindschritt ging ich zum Drugstore zurück. Phil saß einsam am Tisch. Das Liebespaar war nach Hause gegangen, und der Kellner sah aus, als würde er den Laden am liebsten schließen.
»Nicht gekommen«, sagte Phil.
»Er meldet sich auch in seinem Büro nicht mehr. Ich habe ein scheußlich ungutes Gefühl. Bleib trotzdem hier für den Fall, dass er doch noch kommen sollte.«
Ich ging zum Bürohaus zurück. Der Portier hatte inzwischen seine Kleidung vervollständigt.
»Ich nehme an, dass Sie einen Zweitschlüssel von allen Büros haben? Nehmen Sie bitte Nummer 804.«
Wir fuhren mit dem Fahrstuhl zur achten Etage hoch. Der Portier schaltete das Neonlicht im Korridor ein.
Die Tür zu 804 war verschlossen. Ich rüttelte vergeblich an der Klinke.
»Schließen Sie auf!«, befahl ich. Der Portier gehorchte. Dann trat er zurück. Ich tastete nach dem Lichtschalter.
Offen gestanden war ich gefasst darauf, eine ziemlich schreckliche Situation anzutreffen, aber das Hauptbüro zeigte nicht Besonderes. Es wirkte unaufgeräumt, aber darüber wunderte ich mich nicht. Ich hatte auch bei meinem Besuch am Tag nicht den Eindruck gehabt, als würden sich die Büros der Luftfahrt-Transport-Gesellschaft jemals in einem ordentlichen Zustand befinden.
Die Zwischentür zum Privatbüro von Lybeen war unverschlossen. Auch hier war es dunkel.
Der Portier, der mir nachgekommen war, meldete: »Der Lichtschalter befindet sich neben dem rechten Türpfosten.«
Ich fand, drehte, das Licht flammte auf.
Auch hier war nichts Außergewöhnliches.
Ich schritt einmal durch den Raum. Nein, wirklich nichts Besonderes.
»Ich war mit Mr. Lybeen verabredet«, erklärte ich dem Portier. »Wir verabredeten uns vor einer halben Stunde in dem Drugstore an der Ecke, aber er kam nicht. Das ist
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