0038 - Die letzte Runde ging an uns
der Mordkommission. Außerdem müssen mindestens acht uniformierte Beamte anwesend sein, wie man aus der Zahl der geparkten Polizei-Motorräder mit Funksprechverbindung schließen konnte.
Ich stellte meinen Wagen in der Nähe der anderen Fahrzeuge ab und ging mit Phil auf den Eingang des Parks zu. Hinter den hohen Hecken, die den Park zur Straße abgrenzten, hörte ich die Stimmen von den Mitarbeitern der Mordkommission. Dicke Kabelstränge liefen von dem Stromaggregat des Einsatzwagens über die Hecken bis zu den aufgestellten Scheinwerfern, die die Umgebung des Tatortes taghell erleuchteten.
Ich wollte gerade mit Phil die fünf Stufen von der Straße zu dem tiefer gelegenen Park hinabsteigen, als wir von einem Cop angehalten wurden. Ich hielt ihm meinen Ausweis hin, und er ließ uns passieren, wobei der achtungsvoll die Hand an seine Schirmmütze legte.
Keine zehn Schritte von der Treppe entfernt, auf der linken Seite des breiten Kiesweges, lag Jack Proom. Ich drehte mich um und sah, dass diese Stelle von der Straße aus unmöglich einzusehen war.
»Ist was?«, fragte ein Mann, der einen losen Staubmantel und einen dunkelgrauen Hut trug.
»FBI«, sagte ich. »Decker und Cotton.«
»Hallo!«, erwiderte der Mann und schüttelte uns die Hand. »Ich bin Lieutenant Roy Anders, vierte Mordkommission. Hat die Bundespolizei Interesse an dem Fall?«
»Indirekt ja«, nickte ich. Aber ich hatte keine Lust, die ganze Geschichte zu erzählen, und fragte deshalb gleich: »Wie sieht’s denn aus? Vermutet man einen Zusammenhang zwischen dem Bombenanschlag und dem Toten?«
Anders schüttelte den Kopf.
»Eigentlich nicht. Jedenfalls finden sich keine Anhaltspunkte dafür. Denken Sie denn, dass ein solcher Zusammenhang besteht?«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Wann starb der arme Kerl?«
»Unser Doc sagt, es müsste gegen vier Uhr nachmittags gewesen sein. Das wundert mich. Ich kann mir kaum vorstellen, dass von vier Uhr nachmittags bis jetzt kein Mensch hier durch den Park gekommen sein soll.«
»Die Leiche wurde also erst vor kurzer Zeit gefunden?«
»Ja, vor ungefähr einer Stunde. Ein Liebespärchen suchte sich eine ruhige Ecke, und da der Mann Student ist, erinnerte er sich des Parks gegenüber der Universität und führte seine Liebste hierher. Dabei fanden sie den Toten. Sie liefen sofort zum nächsten Polizeirevier und machten Meldung. Einer der Cops ließ sich die Stelle zeigen, um selbst nachzusehen. Na, die Leiche war ja nicht zu übersehen. Er rief uns über die Funksprechverbindung seines Motorrades.«
»Was für Spuren hat man gefunden?«
»Es waren mindestens zwei Männer außer dem Toten hier. Und weiterhin wissen wir mit Sicherheit, dass bei den Mördern eine Dame mit hochhackigen Schuhen war.«
»Hat man Spuren von ihr gefunden?«
»Ja. Ein zerknülltes Taschentuch, das leichte Blutspuren trägt. Und auf dem Rasen fanden wir die Eindrücke von Damenschuhen. Unsere Spurenspezialisten sagen, dass es ungefähr Schuhgröße 37 gewesen sein muss mit sehr hohen Absätzen, mindestens acht bis zehn Zentimeter Absatzhöhe.«
»Woraus schließen Sie, dass diese Dame in der Begleitung der Täter war? Konnte sie nicht ebenso gut in der Begleitung des Opfers gewesen sein?«
»Dagegen sprechen meines Erachtens zwei Dinge: Wenn Sie annehmen, die Dame war in der Begleitung des Mannes, der hier niedergestochen wurde, dann muss man doch auch annehmen, dass sie um Hilfe gerufen hätte.«
»Wenn sie es nicht konnte? Wenn man sie selbst bedrohte oder ihr den Mund zuhielt?«
»Diese Möglichkeit besteht natürlich. Aber wo ist sie dann? Wenn sie nicht zu den Mördern gehörte, hätte sie uns doch sofort verständigen müssen, nachdem die Täter das Weite gesucht hatten!«
Ich schüttelte den Kopf.
»Diese Theorie hat ein Loch, mein lieber Anders, und zwar ein großes! Erstens wurde das Mädchen Zeuge der Tat, also war sie selbst in höchstem Maße gefährdet! Welcher Gangster lässt denn einen Zeugen seiner Bluttat einfach am Tatort zurück? Also entweder wurde das Mädchen auch ermordet und ihre Leiche irgendwie weggebracht, oder vielleicht hat man sie auch lebend hier mitgenommen und woanders stumm gemacht, oder aber man hat sie gekidnappt und hält sie noch jetzt gefangen.«
»Wie kommen Sie eigentlich darauf, dass es ein Mädchen war? Nicht eine alte Großmutter? Die Schuhabdrücke geben darüber doch keinen Aufschluss!«
»Gut gefolgert, Anders«, erkannte ich an. »Ich will Ihnen einen Tipp geben! Wir
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