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0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich

Titel: 0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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Fenster, hinter dem die Sonne schien und die Landschaft zu Füßen des Schlosses Frieden und Ruhe ausstrahlte.
    Zamorra bekam davon nichts mit. Seine Gedanken waren woanders, irgendwo zwischen Irland und Frankreich, und beschäftigten sich mit dem Grauen, das sich mit Riesenschritten der Idylle im Loiretal nähern musste…
    ***
    Carol Creen war ein ›alter Hase‹ – zumindest was ihre Erfahrung als Stewardess betraf. Ansonsten war sie ein recht munteres Girl von zwanzig Jahren, das einem Flirt nicht abgeneigt war. Sie war zwar in festen Händen, ja sogar verlobt, trotzdem hatte sie ein waches Auge auf die Männerwelt und ließ sich auch hier und da gerne einmal ansprechen und zu einem Drink oder Abendessen einladen.
    Sie war von ihren Fluggästen eine ganze Menge gewohnt. Meistens waren es Typen, die Touristenklasse flogen, aber so taten, als gehörte die Maschine oder die ganze Fluggesellschaft ihnen.
    Carol Creen war bei Kerlen, die ihr nicht zusagten, um Ausreden nicht verlegen und wusste sich die Aufdringlicheren vom Leibe zu halten.
    Doch im Moment befand sich in der Kabine ein Gast, der ihr mehr als nur unheimlich war. Eine unbestimmbare Drohung ging von ihm aus, und die Stewardess bekam immer eine Gänsehaut, wenn sie an ihm vorbeiging.
    Es war der Linienflug London – Paris, und die Maschine, eine Boeing 727, war bis auf den letzten Platz besetzt.
    Der Mann saß in der drittletzten Sitzreihe am Gang und kurz vor dem schmalen Durchgang zu den Toiletten und der Pantry.
    Sein Gesicht war unbeweglich, eher eine Maske, der Ausdruck seiner Augen glich dem eines Raubfisches, und auf dem Kopf trug er einen Hut, den er auch in der Kabine nicht abgelegt hatte.
    Am sonderbarsten war aber der schwarze Kasten, den der unheimliche Fluggast seit London krampfhaft zwischen die Beine gepresst festhielt.
    Wäre nicht dieses sonderbare, ausdruckslose Gesicht gewesen, so hätte man annehmen können, es handle sich um einen Provinzmenschen, der im Lotto gewonnen hatte und nun seinen Gewinn in bar mit sich herumschleppte.
    Der Fremde behandelte den Koffer fast wie ein lebendes Wesen.
    Einmal hatte Carol Creen sogar angenommen, der Unbekannte würde mit seinem Koffer reden. Deutlich hatte die Stewardess erkennen können, wie er sich heruntergebeugt und dabei die Lippen bewegt hatte.
    Die Neugierde hat sie sich in der Nähe des Unheimlichen aufhalten lassen, doch hatte sie nichts verstehen können. Wahrscheinlich hatte sie sich das alles auch nur eingebildet, und der Mann war nur ein bisschen verrückt, so wie es wohl jeder Mensch auf seine Art ist.
    Doch der Mann ging ihr nicht aus dem Kopf, zumal er sich noch kein einziges Mal nach ihr umgedreht hatte, eigentlich ungewöhnlich, denn Carol Creen war eine Schönheit und daran gewöhnt, dass Männer glänzende Augen bekamen, wenn sie ihrer ansichtig wurden.
    Unbewusst wurde ihr Gang in der Nähe des sonderbaren Passagiers lässiger und aufreizender. Doch sie bemerkte keine Reaktion und ließ dann ihre Bemühungen um Aufmerksamkeit sein. Der Fremde zeigte überhaupt nicht, ob er die kleine Privatshow mitbekommen hatte.
    Er starrte vor sich hin und kümmerte sich in keiner Weise um seine Umgebung.
    Neben ihm saß eine aufgedonnerte Fregatte, anders konnte man die vollbusige Frau wirklich nicht bezeichnen. Mehrmals schon hatte sie versucht, mit ihrem Nachbarn ein Gespräch anzufangen.
    Doch der hatte nur den Kopf gewandt, sie hatte diese kalten Augen gesehen und war verstummt. Da hatte auch sie einen plötzlichen Kältehauch verspürt, der eindeutig von dem Mann neben ihr gekommen sein musste. Sie hatte sich noch tiefer in ihren Sitz gedrückt und gehofft, dass dieser Flug bald zu Ende wäre.
    Niemand im Flugzeug ahnte, dass das Grauen in der Kabine mitreiste, niemand konnte auch vermuten, dass jemand unter ihnen weilte, dem jeder Gedanke offen und jeder auch noch so geheime Wunsch der Ahnungslosen bekannt war.
    Die unheimliche Gestalt mit dem schwarzen Koffer war Mordius, das Genie des Satans.
    Der Koffer enthielt ein zweites Gerät, mit dem er Tote aus ihren Gräbern holen konnte. Er hatte es sich damals vorsichtshalber gebaut für den Fall, dass ein Gerät einmal ausfallen sollte oder es vernichtet wurde.
    Jetzt beglückwünschte er sich für diese Voraussicht. Nachdem er das Polizeipräsidium verlassen hatte, hatte er noch der Ruine seines Hauses einen Besuch abgestattet. Er war in den Keller eingedrungen, der von den Flammen nicht heimgesucht worden war. Hier, in einem

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