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0038 - Vorstoß nach Arkon

0038 - Vorstoß nach Arkon

Titel: 0038 - Vorstoß nach Arkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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anging, nichts anderes zu tun, als eben dazusein, und im übrigen verbrachte er seine Zeit damit, seinen Neigungen nachzugehen.
    „Nachzugehen" war ein irreführender Ausdruck, „nachzuliegen" wäre besser gewesen. Denn die Hauptbeschäftigung des Arkoniden jener Tage, das Simultanspiel, wurde im Liegen ausgeübt. Welche Körperstellung wäre der Dekadenz und der Lethargie jener Wesen angemessener gewesen?
    Einige Stunden am Tag pflegte Sergh jedoch die prachtvollen Gärten der untersten Etagen aufzusuchen und sich dort, im Grase liegend oder auf einem Hängesteg schaukelnd, mit irgendeinem seiner Untergebenen oder auch einem Gast zu unterhalten. So auch an diesem Tage. Als Gesprächspartner hatte Sergh sich seinen jungen Stellvertreter Ghorn ausgewählt. Ghorn war keineswegs entzückt davon gewesen, daß er seine bequeme Liege und den Fiktivbildschirm verlassen mußte, auf dem sich die von seinen Gedanken geschaffenen abstrakten geometrischen Spuren, nach den Regeln des Simultanspiels tanzend, gleitend und bunt abbildeten. Aber Sergh war der einzige Mann, der in diesem Palast wirklich etwas zu sagen hatte, und bei aller Lethargie hütete sich Ghorn, einen seiner Wünsche unerfüllt zu lassen.
    Gemeinsam schwebten sie durch eine Reihe von Antigravschächten bis zur untersten Etage hinunter. Am Rande des Teiches, in den der kleine Bach plätschernd mündete, legten sie sich nieder, und Sergh fragte: „Warum meinst du, läßt sich beim Simultanspiel ein blaues Dreizehneck zwar leicht erzeugen, ein rotes aber niemals?"
    Ghorn atmete heimlich auf. Er hatte ein langweiligeres Thema befürchtet.
    „Natürlich weiß ich es nicht, Herr", antwortete er bereitwillig. „Aber ich nehme an, daß sich ein entsprechender Gedanke mit unserem Gehirn eben nicht formulieren läßt. Ein rotes Dreizehneck entspricht einer Konfiguration der Denkzentren, die in einem arkonidischen Gehirn nicht möglich ist."
    Sergh verriet Eifer. „Interessant, interessant", brachte er hervor. „Fast genau meine eigene Ansicht. Ich bin überzeugt", auf den Armen stemmte er sich ein paar Zentimeter in die Höhe und sah zu einem Beet mit langstieligen Fareh-Blumen hinüber, „es ließen sich eine Menge neuartiger Aspekte gewinnen, wenn man fremde Intelligenzen dazu bewegen könnte, sich an einem Simultanspiel zu beteiligen. Oder", er richtete sich ein zweites Mal auf, „man müßte fremde Wesen dazu zwingen können, einem zum Simultanspiel zur Verfügung zu stehen. Ich denke da an die Naats ..."
    Er hing seinen Gedanken nach, und als Ghorn die vom Respekt geforderte Zeit hatte verstreichen lassen, fügte er hinzu: „Man könnte auch daran denken, nichtintelligente Lebewesen so zu konditionieren, daß ihre primitiven Gehirnregungen für den Simultator aufnehmbar werden."
    Sergh gratulierte sich insgeheim zu dem Geschick, mit dem er bei diesem Mal Ghorn als Begleiter ausgewählt hatte. Ghorn hatte ohne Zweifel heute seinen guten Tag. Seine Ideen waren faszinierend. Welch ein prachtvolles Farben- und Formenspiel würde entstehen, überlegte Sergh blitzschnell, wenn man die Gedanken, die Ghorn im Augenblick hatte, dem Simultator übermittelte!
    „Ja", antwortete Sergh, „die Idee scheint nicht schlecht zu sein. Man wird herausfinden müssen, ob sie sich verwirklichen läßt. - In der Tat, ein frappierender Gedanke ..."
    Das war alles von seiner Begeisterung, was er zeigte. Ghorn dagegen dachte: Du wirst es schon herausfinden, alter Fuchs. Und wenn es ein Erfolg wird, darf niemand mehr wagen, daran zu zweifeln, daß die Idee von dir stammt.
    „Das Instinktmuster eines vnatolischen Schlangenfisches müßte eine Sensation auf dem Bildschirm sein ...", murmelte Sergh.
    Ghorn, da er nun schon einmal dabei war, seine besten Gedanken zu verraten, wandte ein: „Ich bin da weniger anspruchsvoll ... oder auch mehr, wie man's nimmt. Mich würde interessieren, die nervliche Tätigkeit einer Blume auf dem Schirm zu sehen. Welch ein herrliches Bild muß es sein, wenn das Spiel der Sinneszellen eines so harmonischen Geschöpfs, wie eine Blume es ist, vom Simultator erfaßt und aufgezeichnet wird!"
    Wenn Ghorn damit gerechnet hatte, daß er Sergh mit diesem Vorschlag zu noch größerer Begeisterung verlocken könne, dann sah er sich rasch enttäuscht. Sergh nämlich erhob sich ein drittes Mal auf die Unterarme, sah zu dem Beet hinüber und behauptete mit einer unerwarteten Portion Unfreundlichkeit in der Stimme: „Da hat mir jemand das Fareh-Beet zertrampelt!

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