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0039 - Turm der Verlorenen

0039 - Turm der Verlorenen

Titel: 0039 - Turm der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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seine Schandtaten immer geschickt vertuschen können.
    In einer alten Schrift war nachzulesen, was mit Radu geschehen war. Seinen Tod umgab nämlich ein Geheimnis. Ja, einige wähnten ihn sogar noch unter den Lebenden, weil man nie sein Grab gefunden hatte.
    Er hatte sein Schloss auf einer Bergzinne erbaut, die nur einen ganz schmalen Zugang hatte. Eines Nachts, als Radu auf seinem Schloss wieder einmal eine seiner üblichen Orgien feierte, waren Dorfbewohner von Valice hingegangen und hatten diese schmale Felszunge mit einigen genau dosierten Ladungen einfach weggesprengt. Das halbe Gebirge in der näheren Umgebung war in Bewegung geraten. Und plötzlich war auch die letzte Verbindung zu dem Schloss abgerissen.
    Am Erstaunlichsten aber musste gewesen sein, dass niemand im Schloss etwas von der Explosion bemerkt zu haben schien. Kein Mensch stürzte heraus, um nachzusehen, was der Lärm zu bedeuten hatte.
    Wie verwurzelt müssen die armen, geschundenen Dorfbewohner dagestanden und das grässliche Schauspiel verfolgt haben. Man hatte nach einigen Tagen zwar einmal versucht, Verbindung mit den Leuten vom Schloss aufzunehmen, doch nie hatte jemand reagiert.
    So nach und nach müssen sich die Bewohner von Valice dann damit abgefunden haben, nie mehr etwas von Radu und seinen Kumpanen zu hören.
    Zamorra konnte es nicht glauben und wollte es auch nicht. Sollte dort etwa dieser grausame Tyrann auf ihn warten, und wenn nicht er, dann seine Nachkommen vielleicht?
    Zamorra nahm sich vor, sich bei nächster Gelegenheit davon zu überzeugen. Doch erst musste er einmal sehen, dass er unten im Dorf ein Nachtlager bekam, ohne groß Auskunft über den Grund seines Hierseins geben zu müssen.
    Vorsichtig machte sich der Professor an den Abstieg, voller Spannung, was ihn wohl erwarten mochte…
    ***
    Es dauerte einige Zeit, bis es ihm auffiel. Eigentlich hätte er es längst bemerken müssen, denn schon auf seinem Weg nach Valice war es genauso gewesen.
    Auf der ganzen Welt konnte man Dörfer daran erkennen, dass in ihrer Nähe eine Vielzahl von Tieren zu sehen war. Doch hier war alles ganz anders. Eine geradezu totenähnliche Ruhe herrschte hier und vermittelte Trostlosigkeit und Lebensfeindlichkeit.
    Nichts war hier zu sehen von irgendwelchem Vieh, ja, nicht einmal Vögel schien es hier zu geben. Auch vermisste Zamorra Insekten, wie sie sich in Menschennähe finden lassen. Keine Mücken, kein anderes Getier.
    In der Senke war es windstill, obwohl oben auf dem Gebirgskamm eine recht scharfe Brise wehte. Zamorras Schritte klangen in dieser gespenstischen Lautlosigkeit wie Geräusche aus einer fernen Welt.
    Der Professor kam sich als Eindringling vor, und doch war das hier der Ort, zu dem man ihn gerufen und befohlen hatte. Hier wurde er erwartet, nur wusste er nicht, wie der Gegner sich ihm zu erkennen geben würde. Einen ersten Vorgeschmack hatte er ja bereits auf dem Wege bekommen.
    Die Dämmerung fiel jetzt sehr schnell ein. Wie ein schwarzer Schleier überzog sie den Himmel und hüllte alles in ihren Schatten.
    Zamorra rechnete damit, bald die ersten erleuchteten Fenster zu sehen. Doch in den Häusern rührte sich nichts. Sie blieben still und dunkel.
    Zamorra erreichte die ersten Gebäude am Ortsrand. Die Gärten hinter und vor den Bauernhäusern zeugten davon, dass sie gepflegt und laufend bearbeitet wurden. Kein Unkraut wucherte zwischen den Herbstblumen und Büschen. Die Hecken waren geschnitten.
    Zamorra näherte sich einem Haus und versuchte sich durch laute Rufe bemerkbar zu machen.
    »He, hallo, ist dort jemand? So antworten Sie doch!«
    Lediglich das Echo seiner Worte traf seine Ohren. Ansonsten regte sich nichts in dem Haus. Weder bewegte sich eine Gardine hinter den sauberen Scheiben, noch bewiesen irgendwelche Geräusche, dass das Haus bewohnt war.
    Zamorra umrundete das Gebäude und stand vor der Vorderfront.
    Auch hier das gleiche Bild. Die Gardinen waren vorgezogen, die Fenster geschlossen. Doch überall konnte man die ordnende Hand erkennen.
    Zamorra stieg die drei Stufen zu der eichenen Eingangstür hoch und drückte die Klinke. Zu seinem großen Erstaunen schwang die Tür auf.
    Ein dunkler Flur tat sich vor ihm auf, der sich in undurchdringlicher Finsternis verlor.
    Zögernd machte Zamorra einige Schritte in das Haus hinein. Jeden Moment erwartete er, entweder von einem der Bewohner angesprochen zu werden oder sonstwie auf jemanden zu treffen, der ihm Auskunft geben konnte.
    Er öffnete die nächstbeste Tür. Es

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